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49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul

49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul

Titel: 49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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und ihre Tochter oder Schwester sehr lieb gehabt hatten, da sie ihr sonst diese Siegeszeichen der gefährlichen Löwenkämpfe gewiß nicht zu einem so wenig kriegerischen Zweck geschenkt hätten.
    Als sie in das Zelt trat, wandte sie sich sofort an die zweite Bewohnerin desselben.
    „Hast du es gehört?“ fragte sie leise.
    „Ja, er zürnte“, war die Antwort der alten, hageren, scharfäugigen und krummnasigen Beduinin, deren Gesicht von unzähligen Falten und Fältchen durchzogen war. Doch hatte dieses Gesicht nicht etwa einen abstoßenden Ausdruck, sondern gerade jetzt, als sie mit dem schönen Mädchen sprach, leuchteten aus den Zügen der Alten rührendste Liebe und innigstes Mitleid.
    „Sie alle dürfen hinaus, nur ich soll es nicht!“ fuhr klagend die Schöne fort.
    „Er fürchtet, daß du von einem gesehen werdest, der auf den Gedanken kommen könnte, dich zu retten.“
    „Und ich sehne mich nach einem solchen Retter!“
    „Laß uns recht heiß zu Allah bitten, meine arme Hiluja; er ist barmherzig und wird uns seine Hilfe senden.“
    „Beten wir nicht bereits? Immerfort, Tag und Nacht?“
    „Der Prophet sagt, daß man nicht aufhören soll in der Bitte, dann werde der Wunsch erfüllt.“
    „So mag er ja recht schnell erfüllt werden, denn bereits morgen kann es zu spät sein.“
    „Warum morgen?“
    „Weil wir vielleicht morgen schon von hier fortreiten. Wir sind hier in der Nähe von Tunis, wo eher als anderswo Aussicht auf Hilfe ist. Später entfernen wir uns weiter und immer weiter.“
    „Wohin wird er uns bringen?“
    „Ich weiß es nicht genau, aber ich habe von der Frau des Scheiks erfahren, daß er an das Meer will, nicht nach der Hauptstadt, sondern nach einem anderen Ort. Dort will er mich für sehr viel Geld verkaufen.“
    „O Allah!“ rief die Alte erschrocken.
    „Ja, das ist gewiß. Mich, die Tochter des berühmtesten Herrschers der Sahara, die Schwester der Königin der Wüste, will er verkaufen, elend verkaufen, wie man eine Schwarze, eine Sklavin verschachert! Oh, wäre ich ein Mann!“
    „Was würdest du tun?“
    „Ich würde mich befreien und den schwarzen Schurken töten!“
    Hiluja ballte bei diesen Worten die kleinen Händchen und drohte damit nach der Tür hin, vor der der Tuareg vorhin gestanden hatte. Die Alte aber trat näher an sie heran und fragte in flüsterndem Tone:
    „Kann ein Weib nicht auch handeln?“
    „Ja, sie kann es, aber ohne Erfolg.“
    „Oh, können wir ihn nicht auch töten?“
    „Ich könnte es!“
    „Und ich auch!“ fügte die Alte hinzu, indem ihre Augen funkelten. „Ja, ich werde es tun; ich werde ihm seine eigene Lanze in den Leib stoßen, um dich zu retten, du schönste und beste aller Töchter!“
    „Ich weiß, daß du mutig bist, aber wir dürfen es nicht tun.“
    „Warum nicht? Ist er nicht unser Feind? Hat er uns nicht geraubt und dabei die Unsrigen getötet?“
    „Das ist er und das hat er. Aber was willst du tun, nachdem du ihn getötet hast?“
    „Fliehen.“
    „Wohin?“
    „Zu unserem Stamm zurück oder zur Königin der Wüste, zu der wir ja wollten, um sie zu besuchen.“
    „Hast du Pferde und Kamele, Proviant und Wasser? Ist dir die Richtung und der Pfad bekannt? Der Tuareg ist hier der Gastfreund des Scheiks. Töten wir ihn, so ist der Scheik gezwungen, ihn zu rächen. Er muß dann uns töten, obgleich wir Frauen sind.“
    „Allah sei uns gnädig! Wie soll uns geholfen werden, wenn nicht in dieser Weise!“
    „Ich habe in letzter Nacht bitter geweint und flehend gebeten, daß Allah uns einen Retter senden möge. Ich schlief während des Weinens und Betens ein, und da träumte ich, daß ich von einer großen Hyäne überfallen und niedergerissen worden sei. Eben öffnete sie den Rachen, um mich zu zerfleischen, da nahte ein schöner, großer, stolzer Mann, der sie mit einem einzigen Griff am Hals erwürgte und an den Felsen schleuderte und zerschmetterte. Seine Gestalt war die eines Helden, seine Augen leuchteten wie die Sterne, aber seine Stimme war mild und freundlich wie diejenige eines liebenden Weibes. Ich wollte tun, was ich noch nie getan habe und was mir nur im Traum in den Sinn kommen konnte, ich wollte ihn umarmen und seine Lippen küssen, um ihm zu danken, da aber erwachte ich.“
    „O weh! Warum bist du erwacht, bevor du ihn gefragt hast, wer er sei! Hat er dir seinen Namen genannt?“
    „Nein.“
    „Diesen Traum hat Allah dir als Antwort auf dein Gebet gesandt. Hättest du doch den Namen erfahren!

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