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49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul

49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul

Titel: 49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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fragte:
    „Nicht wahr, du bist eine Christin?“
    Die Gefragte hatte natürlich jedes Wort des Gespräches vernommen. Ihr Gesicht zeigte den Ausdruck einer unbeschreiblichen Spannung und ihr Auge glänzte unter einer tiefen, seelischen Erregung. Jetzt, bei dieser Frage, nickte sie hastig und mehrere Male und gab durch bekräftigende Laute ihre Freude zu verstehen, sich endlich einmal mitteilen zu können.
    „Bist du als Christin geboren?“ fragte Zykyma weiter.
    Die Mutter nickte.
    „In welchem Lande? An welchem Orte?“
    Die Verstümmelte deutete unter lebhafter Bewegung nach Westen.
    „Ah, sie ist im Land der Franken geboren! Sie freut sich, daß sie es mir sagen kann. Sie kann nicht sprechen und auch unsere Schrift nicht schreiben, aber ich werde dennoch alles von ihr erfahren, alles, was wir wissen wollen. Damit aber müssen wir noch warten. Wir müssen erst von dem Notwendigsten sprechen. Wo hast du deinen Franken gesehen, Tschita?“
    „Bei dem Händler Barischa.“
    „So hat er auch dich gesehen? Mit entblößtem Gesicht?“
    „Ja.“
    „Hat er dir ein Zeichen gegeben, daß er dich liebt?“
    „Oh, noch mehr, noch viel mehr.“
    Tschita nahm sich den Mut, der neuen Freundin jetzt alles zu erzählen. Auch die Mutter hörte dieses Geständnis.
    „Du armes Kind!“ meinte Zykyma, als der Bericht zu Ende war. „So wird er dich also nicht wiedersehen, wenn er morgen kommt.“
    „Gott, was wird er tun?“
    „Er wird forschen und suchen, dich jedoch nicht finden.“
    „So sterbe ich vor Jammer. Aber vielleicht wird Ali, der Eunuch, ihm sagen, wer mich gekauft hat.“
    „Es ist möglich, daß Ali es auch nicht weiß. Aber sei getrost, der Maler soll dennoch erfahren, wo du dich befindest.“
    „Wer soll es ihm sagen?“
    „Darüber sprechen wir später. Es ist zuvor notwendig zu wissen, wie er heißt und wo er wohnt. Hat er dir seinen Namen genannt?“
    „Ja. Dieser Name klingt fremd. Ich hatte Mühe, ihn zu behalten. Er heißt Paul Normann. Paul ist sein Name und Normann heißt seine Familie.“
    „Das ist bei den Franken so üblich. Sie haben zwei Namen, einen für die Person und einen für die Familie. Wo aber wohnt der Maler?“
    „Danach habe ich ihn nicht gefragt.“
    „Wie schlimm! Du hättest es nicht vergessen sollen.“
    „Ich glaubte doch, daß ich ihn wiedersehen werde.“
    „Nun, wir werden ihn dennoch finden. Der Händler weiß sicherlich seine Wohnung. Bei ihm muß man also nachfragen.“
    „Wer aber soll dies tun?“
    Zykyma wollte eben antworten, da ließen sich draußen Schritte hören. Der Eunuch kam, von mehreren Knaben begleitet, die alle die Gegenstände trugen, die für Tschita bestimmt waren.
    Jetzt hatte natürlich die vertrauliche Unterredung ein Ende. Auf das Bad wurde zwar verzichtet, nicht aber auf die Toilette. Es gab da Gewänder aus Stoffen, deren Kostbarkeit das Herz entzückte, und prächtiges Geschmeide, wie es nur im Harem getragen wird, denn da die Bewohnerinnen der Frauengemächer von der Außenwelt abgeschlossen sind und mit dem Leben kaum oder wenigstens nur in sehr geringe Berührung kommen, haben sie allein die Aufgabe, ihrem Herrn zu gefallen, und verbringen ihre Zeit zumeist mit Beschäftigungen, die sich eben nur auf diese Aufgabe beziehen.
    Es war auch eine Vasenlampe mitgebracht worden, da sich inzwischen der Abend eingestellt hatte. Bei dem Schein dieser kleinen Lampe begannen nun die beiden Mädchen die für Tschita passenden Gegenstände auszuwählen.
    Der Eunuch hatte sich mit seinen Knaben wieder entfernen müssen.
    Auch die Mutter nahm an dieser Beschäftigung teil. Es gab ja keine andere für sie. Ihre Wünsche und Absichten mußten freilich auf etwas ganz anderes gerichtet sein.
    Tschita hatte eine Frauenhose von rosa Seide angelegt, darüber ein goldverziertes Jäckchen von demselben Stoff. Zykyma befestigte ihr nun auch einen aus venezianischen Goldmünzen zusammengesetzten Schmuck im Haar und legte ihr eine ebensolche Kette um den schimmernden Nacken. Dann trat sie einige Schritte zurück, um sie zu betrachten und rief bewundernd aus:
    „Wie schön du bist! Viel, viel schöner noch als ich!“
    „O nein!“ antwortete Tschita errötend. „Die Schönste von uns beiden bist du!“
    „Das darfst du nicht glauben! Ich bin nicht neidisch auf dich. Ich freue mich vielmehr der herrlichen Gaben, die Allah dir verliehen hat. Oh, du wirst dem Pascha viele Sorgen machen!“
    „Wieso?“
    „Je größer der Schatz ist, den man besitzt, desto

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