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49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul

49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul

Titel: 49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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betet?“
    „Nein. Sie betet nach allen Richtungen.“
    „Allah! Deine Mutter ist eine Christin.“
    Tschita erschrak. Sie wußte es nicht anders, als daß der Christ ein zur Verdammnis bestimmtes Wesen sei.
    „Was sagst du?“ fragte sie voller Angst. „Eine Christin? Das möge Allah verhüten!“
    „Sorge dich nicht. Du kennst weder unseren Glauben, noch denjenigen der Franken. Der Gott der Franken ist weiser, gütiger und barmherziger als Allah, zu dem wir beten. Gehe auf die Straße und blicke auf die Christen, wie stolz und froh sie einherschreiten. Sehen sie aus, als ob sie für die Hölle bestimmt seien?“
    Tschita dachte an den Maler.
    „Du hast recht“, antwortete sie. „Ich kenne einen Franken, der – der – der – “
    Sie stockte. Fast hätte sie von ihm gesprochen!
    „Was war mit ihm?“
    „Er war – war – auch nicht verdammt.“
    Zykyma ergriff mit beiden Händen das schöne Köpfchen der neuen Freundin und blickte ihr forschend in die blauen Augen.
    „Tschita, liebst du einen Franken?“
    Die Gefragte schlang anstatt der Antwort die Arme um sie und verbarg das erglühende Gesicht an ihrer Schulter.
    „Ist es so?“ flüsterte Zykyma zärtlich.
    „Ja“, hauchte Tschita. Und entschlossener setzte sie hinzu: „Jetzt sage ich dasselbe wie vorhin du: Nun verrate mich!“
    „Und ich antworte wie du: Nein, nein! Höre, was ich dir sagen werde. Ich kenne gleichfalls einen Franken.“
    „O Allah! Liebst auch du ihn?“
    „Meine ganze Seele ist sein Eigentum. Alle meine Gedanken fliegen zu ihm. Jetzt weißt du, daß ich dich nicht verraten werde. Aber sage, um Gottes willen, keiner anderen davon!“
    „Sind denn noch viele andere hier?“
    „Ja, und sie sind feig, falsch, boshaft und klatschsüchtig. Sie sehnen sich nach einem Blick des Pascha, wie sich der Halm nach dem Tropfen sehnt. Sie bieten ihm ihre Schönheit dar, um eines elenden Geschenkes willen. Sie sind keine Frauen, keine Menschen, sie haben keine Seelen, keine Herzen. Sie sind nur Leiber – Leiber! Wenn sie unser Geheimnis ahnten, würden sie uns verraten, und wir wären verloren.“
    „Sind sie nicht deine Freundinnen?“
    „Nein. Sie hassen mich.“
    „Warum? Hast du sie beleidigt?“
    „Ich spreche nicht mit ihnen und kann sie also nicht beleidigen. Aber ich habe etwas getan, was die Bewohnerin eines Harems niemals verzeiht.“
    „Darf ich es erfahren?“
    „Ich habe das Herz des Gebieters erobert.“
    „Ah, er liebt dich also?“
    „Ja, er liebt mich, nicht wie er die anderen liebt, sondern mehr, weit mehr. Ich weiß nicht, ob ich schöner bin als sie, aber das weiß ich, daß er sie alle verkaufen oder verschenken würde, wenn ich ihn unter dieser Bedingung erhören wollte.“
    „Bist du nicht sein Weib?“
    „Nein.“
    „Mußt du ihm nicht gehorchen?“
    „Er hat allerdings das Recht, Gehorsam von mir zu fordern. Würdest aber du ihm gehorchen?“
    Diese Frage hatte Tschita nicht erwartet. Das war überhaupt ein Gegenstand, über den sie noch gar nicht nachgedacht hatte. Sie hatte so einsam, so verlassen gelebt, sie kannte das Leben gar nicht. Sie wußte nur, daß sie verkauft werden sollte, um dem zu gehören, der den Preis für sie bezahlte. Was aber dieses Gehören zu bedeuten habe, davon hatte sie bisher noch keine Ahnung gehabt. Sie war eben noch Kind, noch körperlich und seelisch rein, eine Jungfrau in der schönsten Bedeutung dieses Wortes.
    „Muß ich nicht gehorchen?“ fragte sie jetzt.
    „Weißt du denn, was er von dir fordern wird?“
    „Nein, was ist es?“
    „Kind, Kind! Du bist so unwissend, als ob du erst jetzt geboren seist. Er verlangt, daß du ihn umarmst.“
    „O nein!“ sagte Tschita ganz erschrocken.
    „Daß du ihn sogar küssest!“
    „Nie, nie!“
    „Siehst du! Du willst ihm also nicht gehorchen?“
    „Ich werde ihn niemals küssen.“
    „Wenn er dich aber zwingt, es zu tun?“
    „Lieber sterbe ich.“
    „So ist es recht. Aber du brauchst keine Sorge zu haben. Du stehst unter meinem Schutz. Er soll es nicht wagen, auch nur ein Haar deines Hauptes zu berühren.“
    „Hast du denn eine so große Macht über ihn?“
    „Ja. Er fürchtet sich vor mir. Warum, das wirst du sehr bald erfahren. Aber, weiß deine Mutter, daß du den Franken gesehen hast und ihn liebst?“
    „Ja. Ich habe es ihr gesagt.“
    „War sie zornig?“
    „O nein. Sie war ganz entzückt.“
    „So habe ich recht vermutet. Paß auf!“
    Zykyma wandte sich jetzt an die Mutter und

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