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49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul

49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul

Titel: 49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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zu dürfen. Was soll ich ihnen also sagen, wenn ich sie treffe?“
    Zykyma sann einige Augenblicke nach, dann antwortete sie:
    „Sage ihnen, und vor allem ihm, daß er morgen kommen soll, um Mitternacht, ganz allein. Ich weiß zwar nicht, auf welche Weise es ihm möglich sein wird, an der Gartenecke über das Wasser und die Mauer zu gelangen, aber ich werde ihn dort erwarten. War übrigens der Derwisch nur zufällig dort, wo ihr euch befandet?“
    „Nein. Ich beobachtete ihn. Er stellte sich absichtlich in der Nähe der Wohnung des Franken auf.“
    „Etwa, um ihn zu beobachten?“
    „Ja.“
    „Dann warne den Franken. Für jetzt habe ich keine andere Botschaft für dich. Nimm dich in acht, daß du nicht entdeckt wirst.“
    „Selbst wenn man mich ergriffe, würde ich dich nicht verraten, o Herrin. Du weißt, daß dir mein Leben gehört, daß ich es gern für dich hingeben würde.“
    „Ich weiß es. Du bist ein guter und treuer Verbündeter, Allah wird mir Gelegenheit geben, es dir zu danken.“
    Zykyma gab ihrem Vertrauten die Hand, auf die er voll Inbrunst seine Lippen drückte. Dann schwang er sich wieder in den Garten hinab. Sie aber band das Seil los, warf es ihm nach und verschloß dann die Fensteröffnung wieder mit dem Gitterwerk.
    „Das ist ein großes Wagnis!“ sagte Tschita. „Wenn man euch dabei bemerkt, müßt ihr beide sterben.“
    „Oh, ich würde mich nicht so leicht töten lassen. Ich würde mich meines Lebens wehren“, antwortete Zykyma, indem sie die Lampe wieder holte.
    „Du? Gegen Männer?“
    „Ja. Ich fürchte sie nicht.“
    „Wie könnten deine Kräfte gegen sie ausreichen?“
    „Hast du nicht gesehen, daß ich den Neger peitschte, ohne daß er Widerstand versuchte? Es hat hier noch kein Mensch gewagt, mich auch nur mit der Spitze eines Fingers zu berühren. Ich habe einen Retter, einen Talisman. Hier ist er.“
    Zykyma griff bei diesen Worten in den breiten, seidenen Gürtel, der um ihre schlanke Taille geschlungen war, und zog einen kleinen Dolch hervor. Die zierliche Waffe hatte eine feine, zweischneidige Klinge und einen Griff, der aus massivem Gold bestand und oben eine große, kostbare Perle trug.
    „Ein Dolch!“ sagte Tschita. „Glaubst du, daß man diese kleine Waffe fürchten werde?“
    „O gewiß! Schau, ich halte die Klinge an das Licht. Siehst du, daß die Spitze eine etwas dunklere Farbe hat?“
    „Ja.“
    „Sie ist vergiftet.“
    „Ah! Da ist sie wohl gefährlich?“
    „Sehr. Der Mensch, dem ich nur die Hand ein ganz klein wenig ritze, sinkt nach wenigen Augenblicken tot vor mir nieder. Er ist rettungslos verloren. Man weiß das. Ich brauche nur nach diesem Dolch zu greifen, so fliehen alle vor mir.“
    „Hast du ihnen schon bewiesen, daß deine Waffe wirklich so gefährlich ist?“
    „Ja. Ich stach damit einen Hund, so, daß er es kaum fühlte. In drei oder vier Sekunden streckte er seine Glieder zu meinen Füßen aus und war tot.“
    „Dann ist allerdings die Waffe von sehr großem Wert für dich. Halte sie ja fest, daß man sie dir nicht nimmt!“
    „Man hat es bereits versucht; es soll aber keinem Menschen gelingen. Sie ist und bleibt in meinem Besitz, denn sie ist mir teuer, nicht nur des Giftes wegen, sondern weil sie ein köstliches Andenken ist an – ihn.“
    „Ihn? Du meinst den Franken?“
    „Ja.“
    „Ah, er also hat dir den Dolch geschenkt?“
    „Ja, er gab ihn mir. Er hatte ihn im fernen Indien von einem Fürsten geschenkt erhalten. Ich würde diesen Dolch wie mein Leben verteidigen.“
    Da hörten sie draußen die schlürfenden Tritte des Eunuchen. Jetzt trat er unter die Tür und sagte:
    „Der Pascha kommt. Er befindet sich bereits vor dem Haus. Er wird die neue Sklavin sehen wollen. Mache dich also fertig ihn zu empfangen – “
    Ibrahim Pascha kam in der Tat vom Friedhof. Der Fang war ihm mißglückt, und so befand er sich in einer sehr übellaunigen Stimmung. Das bemerkte der Verwalter, der ihn vor dem Eingange empfing sofort.
    „Hat man die neue Sklavin gebracht?“ erkundigte sich der Herr.
    „Sie ist gekommen mit ihrer Mutter, o Herr.“
    „Wo wohnt sie?“
    „In den Räumen, die du ihr angewiesen hast.“
    Das war nun freilich nicht wahr. Der Eunuch hatte eben noch nicht den Mut gefunden, zu melden, was ihm durch Zykyma widerfahren war.
    Infolgedessen begab sich der Pascha nach der anderen Seite des ersten Stockwerks, wo ihm der Schwarze vor Angst zitternd entgegentrat.
    „Öffne!“ gebot der Pascha.
    „Nicht hier, o

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