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49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul

49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul

Titel: 49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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erkennen.“
    „Ungefähr?“
    „Na, ich beuge mich schon genug nach – nach – ich habe die Balance, die Ba – Ba – “
    „Fallen Sie nicht hinein.“
    „Nein, das fällt mir gar nicht ein. Ich behalte die Balance, denn wenn man einmal die Balance – die Bal – Balan – Sapperment!“
    Gleich darauf tat es einen gewaltigen Plumps, und der gute Lord war von der Erde verschwunden!
    „Er ist hinein!“ rief Wallert bestürzt. „Es ist tief, und er kann ertrinken.“
    „Herunter also mit den Kleidern! Wir müssen nach. Horch!“
    Es plätscherte gerade vor ihnen.
    „Sind Sie es, Mylord?“ fragte Normann.
    Es schnaufte und pustete.
    „Sir, hören Sie uns?“
    Er hustete ein wenig und dann fuhr der Verunglückte ganz genau da, wo er seine Rede unterbrochen hatte, in derselben fort:
    „Bal – Ba – Balance verliert, dann ist sie auch ganz zum Teufel!“
    „Gott sei Dank! Sind Sie beschädigt?“
    „Nein.“
    „Also auch nicht ertrunken?“
    „Ertrunken? Nein, ertrunken bin ich nicht, aber eingeweicht, und zwar ganz gehörig.“
    „Aber wie konnten Sie doch nur – “
    „Die Balance verlieren? Ja, wovon man spricht, darauf pflegt man am allerwenigsten achtzuhaben, und ich sprach ja von der Balance.“
    „Sie dehnten sich zu weit hinüber.“
    „Ja. Ich dachte, ich könnte die Nase drüben auf das andere Ufer legen. Na, Gott sei Dank, wie tief es ist, das weiß ich nun.“
    „Wirklich?“
    „Ja, es geht mir genau bis an das Kinn.“
    Alles dieses sprach der Lord noch im Wasser.
    „Und wie breit ist es?“
    „Über drei Meter.“
    „Kann man drüben Fuß fassen?“
    „Nein, aber Wasser.“
    „So steigt die Mauer direkt aus dem Wasser empor?“
    „Ja. Eine Brücke, etwa ein Brett, läßt sich da gar nicht auflegen.“
    „Unangenehm, höchst unangenehm! Horch!“
    „Dort kommt jemand.“
    „Schnell heraus, Mylord!“
    „Wozu denn?“
    „Wir müssen hier fort. Man darf uns doch nicht hier erblicken.“
    „Nun gerade darum steige ich nicht heraus, sondern bleibe im Wasser. Da sucht man am allerwenigsten einen Entführer aus dem Serail. Laufen Sie nur nicht gar zu weit fort.“
    Die beiden verschwanden, und der Lord verhielt sich ganz ruhig.
    Die Schritte näherten sich, langsam, als käme ein Mensch herbei, der sich aufmerksam umblickt, und schon wollte der Fußgänger an dem Lord vorüber, da erkannte letzterer, dessen Kopf sich in gleicher Höhe mit dem Fußboden befand, und der daher die Gestalt des Betreffenden sehr genau gegen den Sternenhimmel sehen konnte, zu seiner Freude den jungen Burschen, der Wallert am Nachmittage gewarnt hatte.
    „Pst!“ machte der Lord.
    Der Jüngling blieb stehen.
    „Pst! Heda!“
    Er blickte sich um, sah aber keinen Menschen, obgleich die Laute in nächster Nähe erklungen waren, fast wie aus dem Boden heraus.
    „He! Du! Kleiner!“
    Jetzt bückte er sich nieder und sah den Kopf über dem Wasser.
    „Allah 'l Allah!“ sagte er. „Wer bist du und was tust du da drin?“
    „Nicht wahr, ein tüchtiger Frosch? Wollte sehen, wie tief es ist. Aber Schlamm gibt's! Pfui Teufel! Ich bringe die Beine nicht heraus.“
    „Wer du bist, will ich wissen.“
    Der eine sprach englisch und der andere türkisch. Darum verstanden sie einander nicht. Da zog der Lord mit einer letzten Anstrengung die Beine aus dem Schlamm und stieg hervor.
    „Ich weiß nicht, was du meinst, Kleiner“, sagte er. „Pst! Heda! Normann! Wallert!“
    Er hatte die beiden Namen vorsichtig in gedämpftem Ton ausgesprochen, trotzdem wurden sie vernommen. Die Freunde hatten sich nämlich nur so weit entfernt, als unumgänglich nötig war, und sich dann auf die Erde niedergelegt. So hörten sie das Gespräch und dann auch ihre Namen und kamen herbei.
    „Sie rufen, Mylord?“ fragte Normann. „Wer ist dort?“
    „Es ist der kleine, wackere Kerl, der heute mit uns gesprochen hat.“
    „Ah, du bist es“, sagte Wallert, der den Jüngling jetzt erkannte. „Das ist gut! Hast du mit ihr gesprochen?“
    „Ja.“
    „Was sagte sie?“
    „Du sollst morgen um Mitternacht kommen, aber ganz allein.“
    „Schön, sehr schön! Und wohin?“
    „Hier in diese Ecke des Gartens. Wie du da hineinkommst, das wissen wir allerdings nicht. Da mußt du selbst ein Mittel finden.“
    „Ich soll kommen, und ich komme also, und wenn ich mich durch die Mauer bohren sollte.“
    „Und vor dem Derwisch sollst du dich in acht nehmen. Er beobachtet dich, ich selbst habe es gesehen.“
    „Wir wissen es

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