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49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul

49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul

Titel: 49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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sie.
    „Das wirst du nicht tun! Du bist ein gutes Kind, ein schönes Kind! Du tust es nicht!“
    Und einen Fuß langsam vor den anderen setzend, trat der Schwarze ihr näher und immer näher.
    „Schnell, Schurke!“ gebot nun der Pascha.
    „Ja, schnell!“ wiederholte der Eunuch, indem er die ausgespreizten Finger vorstreckte, als ob er Blindekuh spiele. „Schnell, wirf ihn weg und komm mit mir.“
    Schon war er ihr ganz nahe; da erhob sie die Hand mit dem Dolch, und im Augenblick floh er wieder zurück nach der Tür.
    „Sie sticht, Herr; sie sticht!“ rief er ängstlich.
    „Feiger Schakal! Vorwärts! Schnell!“
    „Nein, nein! Versuche es selbst, Herr!“
    „Gut, ich werde sie selbst entwaffnen; aber dann bohre ich dir den Dolch ins Fleisch, du Schuft!“
    Jetzt ging auch Ibrahim Pascha auf Tschita zu. Er traute es ihr doch nicht zu, daß sie nach ihm stechen würde.
    „Her mit dem Dolch!“ gebot er. „Solch ein Spielzeug ist nicht für dich!“
    Dann griff er nach ihrem Arm.
    Da, eine blitzschnelle Bewegung ihrer Hand, und im nächsten Augenblick, der Pascha hatte kaum Zeit, einen Sprung zurück zu tun, hatte ihm der Dolch den Ärmel aufgeschlitzt! Es hatte nur eine Kleinigkeit gefehlt, so war der Angreifende eine Leiche.
    „Schlange, giftige!“ knirschte er. „Du willst deinen Herrn ermorden? Das sollst du büßen! Können wir dir nicht nahe kommen, so sollst auch du nicht zu uns dürfen. Wir werden dich einschließen, bis du verschmachtend um Gnade bittest! Der Hunger soll deinen Leib zerreißen und der Durst deine Seele verzehren. Dann wirst du gern Gehorsam leisten, um dein Leben zu erhalten.“
    „Ganz so wie bei mir!“ ertönte es da plötzlich von der Seite her, wo Zykyma jetzt unter der geöffneten Tür des Nebenzimmers erschien. „Schließt uns immerhin ein. Wir werden es euch danken, denn dann haben wir die Freude, dich nicht sehen zu müssen.“
    „Du bist die Schwester des Teufels!“ antwortete er wütend.
    „Ja. Diese Schwester des Teufels versteht es, die verschlossenen Türen von innen zu öffnen. Du hast die Summe, die du für Tschita bezahltest, umsonst ausgegeben, o Pascha. Ich habe einen Bund mit ihr geschlossen. Sie ist meine Freundin, meine Schwester, und folglich kann sie nie dein Weib sein.“
    „Ah, ihr werdet alle beide noch gehorchen! Ich habe die Mittel, euch zu bezwingen. Jetzt aber soll einstweilen dieser Hund seine Strafe erhalten. Marsch! Ich will dir eine Lehre geben, die dich sicher veranlassen wird, meine Befehle in Zukunft besser zu respektieren.“
    Mit diesen Worten stieß Ibrahim Pascha den Eunuchen vor sich her, um ihm die Bastonade geben zu lassen. Bereits nach kurzer Zeit tönte das Gebrüll des Gezüchtigten durch alle Räume des Hauses. – – –
    Nachdem Normann, Wallert und der Lord sich auf dem Kleiderbazar die Anzüge gekauft hatten, begaben sie sich mit denselben nach der Dampfjacht, weil diese ihnen recht bequem und nahe lag und der Lord diese Gelegenheit benutzen wollte, sich seinen Leuten zu zeigen. Sie hatten hinlänglich Zeit, dort ein Abendessen zu sich zu nehmen. Als sie damit zu Ende waren, kleideten sie sich um und machten sich dann auf den Weg.
    Sie schlugen ganz dieselbe Richtung ein, der am Tag der Ochsenwagen mit Tschita gefolgt war. Als sie Haskeui hinter sich hatten, von wo der Weg nach Hamambachis führt, hörten die regelmäßigen Gassen auf, und sie konnten die Lichter auslöschen. Die Laternen wurden also zusammengelegt und in die Taschen gesteckt.
    Dann kamen sie an die beiden Bäche, denen sie bis zu dem Punkt, wo dieselben sich vereinigten, folgten. Es war heute dunkel, doch so, daß man einige Schritte weit zu sehen vermochte.
    Vor ihnen floß das Wasser, jenseits dessen sich die Mauer dunkel emporhob. Aber wie breit der Bach eigentlich war, ließ sich doch nicht ganz deutlich erkennen. Der Lord meinte:
    „Hätte ich meinen Regenschirm mit, dann könnte ich die Breite und auch die Tiefe messen. Will einmal genauer nachsehen.“
    Er trat ganz nahe an das Wasser und kauerte sich da nieder. Dann streckte er den Oberkörper so weit vor, als tunlich war, und gab sich Mühe, das jenseitige Ufer zu sehen.
    „Nun?“ fragte Normann.
    „Tief ist's“, berichtete der Lord.
    „Woraus schließen Sie das?“
    „Ich halte die Hand in das Wasser und fühle, daß es sehr ruhig und ohne Wellenschlag fließt. Da muß es tief sein.“
    „Und wie breit ist es?“
    „Hm! Es ist zu finster, um das zu

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