49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul
machte ihm Spaß und erzürnte ihn nicht etwa, im Gegenteil, der Widerstand dieses schönen, noch ganz und gar kindlichen Wesens reizte ihn. Er versprach sich von ihr eine höchst angenehme Veränderung des ewigen, alltäglichen Einerlei, und daher lächelte er nur, als sie antwortete:
„Du irrst. Daß du Geld für mich bezahlt hast, ist noch lange kein Grund, daß ich dir gehöre. Der Großherr hat die Sklaverei verboten. Ich bin frei.“
„Törin! Ich höre, daß du mit Zykyma gesprochen hast. Das sind ganz dieselben Worte, die ich auch aus ihrem Mund vernommen habe. Laß dich nicht von ihr verführen. Ich habe ihr Glück gewollt; sie aber war nicht klug genug es von mir anzunehmen. Nun mag sie Sklavin bleiben, um diejenige zu bedienen, der ich meine Zärtlichkeit schenke. Mein Herz gehört jetzt nur dir. Willst du meine Sultana sein?“
„Nein.“
„Scherze nicht!“
„Ich scherze auch nicht. Ich sage dir aufrichtig meine Gedanken.“
Jetzt aber zog er die Stirn in Falten und hüstelte ungeduldig vor sich hin. Er begann nun doch, sich zu ärgern.
„Ich rate dir, klug zu sein. Es ist besser, freiwillig zu bieten, was man sonst gezwungen geben muß.“
„Oh, niemand kann mich zwingen, dich zu lieben.“
„Nein; aber ich kann dich zwingen, mir meine Wünsche zu erfüllen.“
„Niemals.“
„Was wolltest du dagegen tun?“
„Ich verteidige mich!“
„Hast du etwa auch einen Dolch? Das ist lächerlich. Kleine, ich hoffe noch immer, daß du bis jetzt nur im Scherz gesprochen hast. Komm her und küsse mich.“
Er streckte die Arme nach ihr aus. Da sprang sie vom Diwan auf und entwich bis an die entgegengesetzte Wand.
„Lieber sterben!“ sagte sie entschlossen.
„Bist du toll? Du gehörst mir und hast mir zu gehorchen! Komm herbei, hierher, neben mich!“
Sie blieb stehen.
„Wisse, daß ich das Recht und die Macht habe, den Ungehorsam zu bestrafen. Ich könnte dich herbeiholen; aber das widerstrebt meiner Würde. Um dich zum Gehorsam zu bringen, habe ich meine Diener. Was du jetzt verschmähst, wirst du dann von mir erflehen. Also ich biete dir meine Liebe, mein ganzes Herz. Du sollst mein Weib sein, die Mutter meiner Söhne. Du sollst über mich herrschen, und ich will nichts sein, als der oberste deiner Diener. Aber deine Liebe will ich dafür eintauschen. Ich sage dir noch einmal: Komm, sei meine Sultana!“
„Nie!“
„Warum nicht?“
„Ich hasse dich. Du hast kein gutes Auge und kein gutes Gewissen. Wer dein Gesicht erblickt, der wendet sich von dir. Wähle dir eine andere Sultana!“
„Meinst du? Du bist ein Wurm in meiner Hand und wagst es doch, mir zu widerstreben! Ich glaubte zuerst, es sei ein kindlicher, launenhafter Trotz; jetzt aber sehe ich ein, daß Zykyma dich unterrichtet hat. Ich werde dafür sorgen, daß diese böse Saat keine ferneren Früchte bringt. Du verschmähst mich? Gut, du wirst es später für die größte Gnade halten, mich mit Zärtlichkeiten überschütten zu dürfen. Du nennst mich einen bösen Menschen; das habe ich zu bestrafen, und die Strafe sollst du sofort erhalten.“
Ibrahim Pascha ging zur Tür und öffnete sie. Draußen stand der Eunuch, der Befehle seines Gebieters gewärtig. Er gab ihm einen Wink, hereinzukommen. Dann befahl er:
„Führe diese Sklavin hinab zur Prügelbank und laß ihr auf jede nackte Fußsohle fünf Streiche geben, aber so, daß die Sohle aufspringt!“
Der Dicke verzog sein Gesicht zu einem breiten Grinsen und trat zu Tschita.
„Komm! Fort!“
Er wollte sie fassen, sie aber entschlüpfte ihm bis in die Ecke.
Er folgte ihr auch dorthin, fuhr aber erschrocken und mit einem lauten Schrei vor ihr bis an die Tür zurück.
„Was gibt's, Kerl?“ fragte der Pascha ärgerlich.
„Dort! Sie hat ihn!“ stieß der Schwarze ängstlich hervor.
„Was hat sie?“
„Den Dolch.“
Erst jetzt erblickte der Pascha die gefährliche Waffe in der Hand des Mädchens.
„Verdammnis über dich, Memme!“ zürnte er. „Schnell, nimm ihr denselben!“
„Ah! Oh! Sie sticht!“
„Hund, wirst du gehorchen!“
Er streckte den Arm gebieterisch aus. Der Schwarze raffte jetzt all seinen Mut zusammen und näherte sich Tschita wieder. Vielleicht war sie doch nicht so entschlossen, wie Zykyma, vor der er wahre Todesangst empfand.
„Tu ihn weg! Tu ihn weg!“ bat er. „Stecke ihn in den Gürtel oder wirf ihn fort. Wenn du dich stichst, bist du des Todes!“
„Ich werde nicht mich, sondern dich stechen“, antwortete
Weitere Kostenlose Bücher