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49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul

49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul

Titel: 49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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dann gar die Besinnung.
    Als der Eselsjunge den Ruf des Engländers hörte und sich zurückwandte, bemerkte er sofort, daß es sich um einen räuberischen Überfall handle. Er erfaßte die Zügel, schwang sich blitzschnell in den Sattel und jagte davon, ohne auch nur einen einzigen Laut von sich zu geben.
    „Den sind wir los!“ lachte der Lord. „Nun hier zu diesem da. Ich glaube, er hat die Besinnung verloren.“
    „Sprechen Sie nicht!“ flüsterte ihm Normann zu. „Wenn er noch hört, so merkt er an Ihrem Englisch, wer wir sind.“
    „Er ist ohnmächtig!“ meinte Wallert. „Suchen wir in seinen Taschen!“
    Bald fanden sie in der Hosentasche eine Börse, in der Weste die Uhr und in der Jacke einen mächtigen Schlüssel.
    „Da ist er!“ sagte Wallert erfreut. „Jetzt fort.“
    „Halt, nicht so schnell!“ entgegnete Normann. „Wenn ihm nur der Schlüssel fehlt, so merkt er, daß es gerade auf diesen abgesehen war. Wir müssen ihm alles nehmen. Am besten, die ganze Jacke, damit er denkt, wir haben die Jacke gebrauchen können und den Schlüssel nur so nebenbei mit erwischt.“
    Das geschah.
    „Wollen wir ihn ein wenig untertauchen?“ fragte dann der Lord, als sie alles eingesteckt hatten.
    „Nein; es ist überflüssig. Jungenstreiche wollen wir doch nicht begehen.“
    „Mir auch recht. Gehen wir also!“
    Nach etwas mehr als einer halben Stunde befanden sie sich wieder auf der Jacht, wo sie die Kleider wechselten. Dem Engländer hatte das unfreiwillige Bad nichts geschadet, da die Nacht eine sehr milde gewesen war. Als sie ihren Raub jetzt näher betrachteten, sahen sie, daß die Uhr ein kostbares, mit Brillanten besetztes Werk war. Sie öffneten den Deckel. Da stieß Wallert plötzlich einen Schrei aus, riß schnell die Uhr an sich und starrte in das Innere des Deckels. Die Augen schienen ihm aus dem Kopf treten zu wollen.
    „Mein Himmel! Was sehe ich!“ rief er.
    „Was gibt es denn?“ fragte der Lord.
    Beim Klang dieser Stimme fiel es Wallert ein, daß er sich beinahe verraten habe. Er faßte sich also gewaltsam und antwortete:
    „Ich habe mir heute im stillen Ihren Siegelring mit dem eingravierten Wappen betrachtet. Jetzt sehen Sie sich einmal diese Uhr an.“
    Mit diesen Worten überreichte er dem Lord den Chronometer.
    „Wohl auch ein Wappen drin?“ meinte der Brite.
    „Ja, und fast das Ihrige.“
    „Fast? Ah! Alle Teufel! Himmel und Hölle! Das ist ja ganz genau das Wappen der deutschen Adlerhorsts! Und darunter – Herrgott! – da steht ja ganz deutlich der Name Alban von Adlerhorst! Was hat das zu bedeuten?“
    Auch Normann griff jetzt nach der Uhr und betrachtete sie genau. Der Blick, den er dabei dem Freund zuwarf, enthielt die stille Aufforderung an sich zu halten. Dann sagte er zu dem Engländer:
    „Der Name ist allerdings sehr richtig. Und wenn Sie dieses Wappen wirklich kennen, so – “
    „Kennen? Natürlich kenne ich es! Ich bin ja selbst ein Adlerhorst! Wir stehen hier vor einem Rätsel!“
    „Welches hoffentlich zu lösen ist. Sie erzählten mir, daß Sie in Deutschland nach Ihren Verwandten gesucht, sie aber nicht gefunden haben. Gab es darunter einen Alban?“
    „Natürlich. Das Familienhaupt hieß so.“
    „Ihm hat diese Uhr gehört. Sie befindet sich im Besitze des Pascha. Dieser muß also wissen, woher er sie hat. Wir finden da unbedingt eine Spur von Ihren verschollenen Verwandten.“
    „Hier in Konstantinopel! Wer hätte das gedacht! Ich werde gleich früh den Pascha aufsuchen.“
    „Das werden Sie nicht tun!“
    „So! Warum denn nicht?“
    „Wollen Sie ihm etwa sagen, daß Sie ihm die Uhr geraubt haben?“
    „Verflucht! Sie haben recht. Aber was soll ich denn anderes tun?“
    „Das will überlegt sein. Tun Sie nichts, bevor Sie nicht mit uns gesprochen haben. Wir werden sehr zeitig zu Ihnen kommen.“
    „Ja. Aber – hm! Da stecken Sie ja die Uhr ein, Master Wallert!“
    „Ach so!“ besann sich dieser. „Sie gehört ja Ihnen, wie die Verhältnisse liegen.“
    Er gab sie dem Lord hin.
    „Danke!“ meinte dieser. „Nun lassen Sie uns doch auch sehen, was sich in der Börse befindet.“
    Es wurde nachgezählt. Der Inhalt betrug einige hundert Piaster.
    „Hätte nicht geglaubt, daß aus mir jemals ein Straßenräuber werden könne“, lachte der Lord. „Aber ich bin mit meinem Erfolg sehr zufrieden. Schade nur, daß diese Art des Broterwerbes gewöhnlich mit dem Galgen endet. Und hier ist der Schlüssel. Ein Riesenkerl, der – Himmelelement,

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