Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul

49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul

Titel: 49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
sagte:
    „Was so ein Türke dumm ist! Man sollte es gar nicht für möglich halten!“
    „Was denn?“
    „Wo die Natur alles so reichlich gibt, da sollte der Mensch doch zugreifen, um es auch reichlich zu genießen. Aber es ist gerade entgegengesetzt. Hier wächst der Tabak und hier wächst auch der Kaffee. Aber nun sehen Sie sich einmal diese Tassen an, so groß wie ein Fingerhut, und diese Tschibuks, deren kleinen Kopf man in zehn Minuten zwanzigmal ausrauchen kann. Ganz ebenso ist es auch mit den Mädchen.“
    „Wieso auch mit diesen?“
    „Nun, der Türke darf doch mehrere heiraten, und ich habe gehört, daß sie gewöhnlich nur eine nehmen. Ist das nicht so dumm, daß man es gar nicht begreifen kann? Ich würde so ungefähr zwischen sieben- und achthundert heiraten, zumal sie so schön sind.“
    „Haben Sie schon welche gesehen?“
    „Na, und ob.“
    „Wann?“
    „Gestern beim Sklavenhändler.“
    „Ach so! Und sie haben Ihnen gefallen.“
    „Und wie! Da war zum Beispiel eine Schwarze, die hatte einen Mund wie Zinnober, Zähne wie eine Spitzmaus, wolliges Haar wie ein Pudel, Augen wie ein Karfunkel und ein Näschen, na, ein Näschen, fast so niedlich wie die meinige da. Und angeschaut hat sie mich! Die hatte es ganz und gar auf mich abgesehen.“
    „Eine Weiße wäre mir doch lieber!“
    „Natürlich! Ich hole mir auch keine andere als nur eine Weiße.“
    „Holen?“
    „Ja. Ach, Sie wissen es noch nicht? Ich will nämlich eine entführen.“
    „Sapperment!“
    „Nicht wahr, das ist kühn?“
    „Allerdings. Wie sind Sie denn auf diesen Gedanken gekommen, Mylord?“
    „Durch Mozart.“
    „Das begreife ich nicht. Sie meinen doch den Komponisten?“
    „Na freilich. Sehen Sie, das ist die eigentliche Ursache.“
    Er zog das Textbuch hervor und reichte es ihm hin.
    „Ach so“, lachte Steinbach; „diese Oper hat Ihnen gefallen, und nun wollen Sie auch eine Entführung bewerkstelligen.“
    „So ist es.“
    „Verbrennen Sie sich nur die Finger nicht!“
    „Sind diese Mädchen denn gar so heiß?“
    „Die Sache ist gefährlich. Was wollen Sie denn mit der Entführten anfangen?“
    „Das weiß ich noch nicht genau. Ich nehme sie mit nach London. Was dann geschieht, wird sich finden. Vielleicht heirate ich sie; vielleicht auch schenke ich sie einem anderen. Gestern hätte ich beinahe eine erwischt. Da draußen am Kirchhof; sie hat mich aber schmählich im Stich gelassen. Ich habe nur einen Handkuß davongetragen. Das ist aber doch wenigstens ein Anfang. Bei der Nächsten mache ich es anders. Heute abend vielleicht.“
    „Was ist da, heute abend?“
    „Hm! Da holen wir eine.“
    „Wo denn?“
    „Wo? Das darf ich nicht sagen.“
    „Wer holt sie denn?“
    „Ich und die beiden anderen, nämlich Normann und Wallert.“
    „Wollen Sie etwa hinaus in den Harem von Ibrahim Pascha?“
    „Wird nicht verraten.“
    „Ich kann nicht in Sie dringen. Geben Sie sich aber nur nicht mit gefährlichen unüberlegten Geschichten ab.“
    „Gefährlich? Pah! Ich suche ja gerade die Gefahr! Und unüberlegt? Trauen Sie mir altem Kerl etwa keine Überlegung zu? Da täten Sie mir leid! Aber schau, was für ein großer Kahn ist das?“
    „Das ist ein großherrlicher Kaik.“
    „Da sitzen ja Frauen drin. Vier, sechs, acht!“
    „Frauen des Sultans.“
    „Wie! Die dürfen auch spazierenfahren?“
    „Ja, natürlich verschleiert.“
    „Donnerwetter! Wer da einmal so den Zipfel wegnehmen dürfte! Der Sultan sucht sich doch ganz gewiß nichts Häßliches aus.“
    „Natürlich hat er die schönsten.“
    „Sapperment! Wo stecken sie denn?“
    „An verschiedenen Orten. Es wohnen welche im Serail, welche in Beschiktasch, welche in Dolmabachtsche und auch noch anderswo.“
    „Und die bekommt kein Mensch zu sehen?“
    „Kein einziger. Bedient werden sie von Eunuchen, deren Oberster der Kislar Aga ist.“
    „Was heißt das?“
    „Kislar heißt Mädchen und Aga Herr. Beides zusammen heißt also der Herr oder der Gebieter der Mädchen.“
    „Alle Wetter! Da möchte ich Kislar Aga sein!“
    „Danke sehr!“
    „Warum?“
    „Erstens ist er Sklave.“
    „Hm!“
    „Zweitens muß er ein Schwarzer sein.“
    „Pfui Teufel!“
    „Und drittens ist er eben auch Eunuch. Aber trotz alledem ist sein Posten der höchste im Serail. Er steht im gleichen Rang mit dem Großwesir.“
    „Tausche aber doch nicht mit ihm. Also ein anderer bekommt die Frauen nicht zu sehen?“
    „Nein. Es wäre unbedingt sein Tod. Nur in ganz

Weitere Kostenlose Bücher