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49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul

49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul

Titel: 49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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durchkreuzen. Ich mußte es ruhig geschehen lassen.“
    „Es wird die Zeit kommen, in der wir über ihn lachen werden. Jetzt aber scheide ich. Befiehl deinen Leuten, meine Anwesenheit hier geheimzuhalten.“
    Der Wesir verabschiedete sich hierauf mit gnädiger Miene. Unten schritt er an den Sklaven, die sich wieder vor ihm zu Boden geworfen hatten, vorüber, ohne sie zu beachten. Die Sänftenträger hatten auf ihn gewartet, er stieg jetzt ein und ließ sich im Trab nach dem Serail bringen.
    Im selben Augenblick, als er dort ausstieg und zwischen den zwei Eingangstürmen hineinschritt, begegnete ihm der, von dem er soeben mit dem Pascha gesprochen hatte – Steinbach.
    Dieser grüßte ihn, aber nicht so unterwürfig wie ein Mohammedaner und Türke. Er verneigte sich nur und sagte dabei:
    „Möge dein Tag ein glücklicher sein, o Wesir!“
    „Der deinige sei so lang wie ein Jahr“, antwortete der Angeredete und ging weiter, ohne sich verneigt zu haben.
    Ein leises selbstbewußtes Lächeln hatte sich bei seiner Begegnung mit dem Wesir auf das männlich-schöne, kräftig gezeichnete Gesicht Steinbachs gelegt. Rasch ging er nach der Sophienkirche und von da aus den langen geraden Weg hinab, der nach Baksche Kapussi an das Ufer führt.
    Dort lagen eine ganze Menge Kaiks zum Gebrauch bereit. Schon wollte er einsteigen, aber da fiel sein Blick auf die sonderbare Gestalt des Lords. Dieser saß vor einem Kaffeehaus, das an der tiefen Einbuchtung lag an der sich das alte Zollamt befindet. Auch er hatte den anderen erblickt und winkte ihm. Steinbach folgte diesem Wink und ging zu ihm.
    „Guten Morgen, Master!“ grüßte der Lord erfreut. „Sehr gut, daß ich Sie sehe. Ich befinde mich hier ganz so wie Simson unter den Philistern.“
    „Wieso?“
    „Weil ich diese verteufelte Sprache nicht verstehe. Ich kenne nur die beiden Worte Allah und Bakschisch, Gott und Trinkgeld, weiter nichts. Und das ist doch nicht hinlänglich. Sehen Sie nicht, wie es mir ergangen ist?“
    „Wie denn?“
    „Nun, habe ich denn etwas zu trinken hier?“
    Er deutete dabei auf den runden Stein, der als Tisch diente und vor dem er auf einem niedrigeren Stein gesessen hatte. Dieser Tisch war leer.
    „Haben Sie sich nichts bestellt?“
    „O ja. Ich habe das Wort Kaffee zehntausendmal ausgesprochen, aber keinen bekommen.“
    „Kaffee ist nicht arabisch und nicht türkisch, Sie müssen Kawuah sagen.“
    „Also Kawuah! Schön! Und was heißt Tasse?“
    „Kiasse.“
    „Und eins?“
    „Die Zahl eins heißt bir.“
    „Sehr gut! Also – bir Kiasse Kawuah!“
    „So ungefähr.“
    „Ja, man wird immer gescheiter. Die Kerle, die da herumsitzen und Maulaffen feilhalten, erhielten Kaffee und auch Tabakspfeifen. Ich aber habe das Wort Tabak gebrüllt, daß es mir um meine Lunge angst und bange geworden ist, doch niemand wollte mich verstehen. Der Teufel hole diese schwarzen Kellner.“
    „Hier heißt es nicht Tabak, sondern Tütün.“
    „Tütün? Albernes Wort! Was heißt denn eigentlich Pfeife?“
    „Tschibuk.“
    „Und bir heißt eins; also – bir Tschibuk Tütün.“
    „Nein. Der Gebrauch ist anders. Wenn Sie eine Pfeife Tabak haben wollen, müssen Sie sagen – bir lüle tütün.“
    „Bir lüle tütün! Danke, Master! Jetzt kann es losgehen. Trinken Sie eine mit?“
    „Ja.“
    „Aber lassen Sie mich bestellen.“
    „Sehr gern; versuchen Sie es.“
    „Also zuerst – bir Ka – Ka – Kawasse!“
    „Um Gottes willen! Da bringt man Ihnen ja einen Polizisten. Es heißt nicht Kawasse, sondern Kiasse.“
    „Verteufelt, verteufelt! Und sodann – bir tüle lütün!“
    „Nein, sondern bir lüle tütün.“
    „Ob lüle tütün oder tüle lütün, das könnte dem Volk doch ganz egal sein. Der Teufel mag eine so unsinnige Sprache behalten! Und bir heißt hier eins. Unter Bier verstehe ich doch etwas ganz anderes, und da trinkt man nicht bloß eins, sondern mehrere. Es wird wohl am besten sein, wenn Sie bestellen.“
    „Das denke ich auch“, lachte Steinbach.
    Infolgedessen erhielten sie zwei Tassen Kaffee und zwei frischgestopfte Pfeifen nebst Holzkohlenfeuer. Der Lord schmauchte behaglich und betrachtete sich das bewegte Panorama, das sich vor seinen Augen entfaltete. Steinbach aber hielt den Blick vorzugsweise auf den Engländer gerichtet, und zwar mit einem Ausdruck, der von mehr als nur einer gewöhnlichen Teilnahme zeugte.
    So hatten sie eine kleine Weile schweigend dagesessen, da legte der Lord seine Pfeife fort und

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