Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul

49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul

Titel: 49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
Gesicht fast den Boden berührte.
    „Allah segne deinen Eintritt, o Wesir!“ grüßte er. „Er gebe dir tausend Jahre und glückliche Erfüllung aller deiner Wünsche!“
    „Erhebe dich und führe mich!“
    Ibrahim geleitete nunmehr seinen hohen Gast nicht in das Gemach, in dem er vorhin mit dem Lord gesprochen hatte, sondern in ein anderes, viel einfacher ausgestattetes.
    Der Großwesir ließ sich hier auf ein Kissen nieder und zog ein kostbares Bernsteinmundstück aus der Tasche. Dies war das Zeichen, daß er eine Pfeife haben wolle. Ein Sklave brachte sofort einen Tschibuk, und der Minister schraubte höchst eigenhändig das Mundstück an. Als dann der Tabak in Brand gesteckt war, sagte er zu dem Pascha, welcher noch demütig vor ihm stand:
    „Setze dich zu mir und genieße auch du die Gabe Allahs. Die Wölkchen des Tabaks erquicken die Seele und stärken den Verstand. Ich habe mit dir zu sprechen.“
    Das war eine große Freundlichkeit, und der Pascha beeilte sich, ihr nachzukommen. Als dann die Tabakswolken sich duftend durcheinander mischten, nahm der Wesir einen Schluck des von einem Sklaven kniend dargereichten Kaffees und fuhr fort:
    „Mein Kommen hat dich überrascht. Niemand darf es ahnen, daß ich bei dir bin, und du wirst zu keinem Menschen davon sprechen!“
    „Befiehl, o Wesir, und ich lasse mir die Zunge aus dem Hals schneiden!“
    „Das werde ich dir nicht befehlen, so grausam bin ich mit keinem meiner Sklaven, viel weniger mit einem so treuen Diener, wie du bist. Dein Vater, Melek Pascha, hat sich große Verdienste um das Wohl des Sultanats erworben, und du bist in seine Fußstapfen getreten. So werden auch dir große Ehren offenstehen, nachdem du noch eine Prüfung bestanden haben wirst. Ich komme nämlich, um dich in die Verbannung zu schicken.“
    Der Pascha erschrak, er wurde kreidebleich im Gesicht.
    „Herr, ich bin mir keiner Schuld bewußt!“ stammelte er.
    „Ich spreche auch nicht davon, daß du die Verbannung verdient hast, ich sende dich nur deshalb fort, weil du uns da größere Dienste leisten kannst als hier. Da dir aber mein Wohlwollen gehört, so will ich dich vorher fragen, ob du vor einem Opfer nicht zurückbebst?“
    „Befiehl, und ich gehorche.“
    „Das habe ich erwartet. Gibt es irgendwelche Bande, die dich hier in Stambul festhalten?“
    „Nein.“
    „So wird das Opfer, das ich von dir fordere, nicht zu groß sein, denn das Bewußtsein, deine Pflicht zu erfüllen und dafür reichlich belohnt zu werden, wird dir die Entfernung von hier erleichtern. Ehe ich dir aber sage, um was es sich handelt, will ich deine Ansicht kennenlernen. Deine bisherige Tätigkeit hat dir Gelegenheit gegeben, unsere auswärtigen Beziehungen kennenzulernen. Liebst du England?“
    „Nein.“
    „Warum nicht?“
    „Der Engländer ist niemals der Freund eines anderen. Er ist ein Krämer, der keinen anderen Zweck kennt als den, die Nationen für sich auszubeuten.“
    „Du magst recht haben. Liebst du den Franzosen?“
    „Ich hasse ihn nicht. Er gleicht einem putzsüchtigen Weib, das sich für die Schönste hält und sich doch schminken und pudern muß, um jung zu erscheinen.“
    „Und der Deutsche?“
    „Der Deutsche ist ehrlich, schlägt sich aber gern mit seinen eigenen Brüdern herum und hat darum keine Zeit, anderen seine Stärke zu zeigen.“
    „Er wird diese Gelegenheit vielleicht sehr bald bekommen. Was ich dir mitteile, ist ein Geheimnis, von dem niemand etwas ahnen darf. Der Franzose beabsichtigt, mit dem Deutschen Krieg anzufangen.“
    „Er mag sich hüten!“
    „Er verläßt sich auf seine Bundesgenossen. Er glaubt, daß Rußland und Italien ihm helfen werden. Das ist es, was mir Sorge macht. Ich habe gerade gegenwärtig Rußland, das sonst unser schlimmster Feind ist, gar nicht zu fürchten, desto schärfer aber muß ich Italien auf die Finger sehen. Der Franzose hat dem Italiener einen Preis, einen hohen Preis für die zu erwartende Hilfe versprochen. Kannst du dir denken, worin dieser Preis bestehen soll?“
    „Ich vermute es. Aber soll sich der Großherr abermals eine Provinz seines Reiches nehmen lassen?“
    „Du hast richtig geraten.“
    „Es handelt sich um Tunis?“
    „Ja. Wie du weißt, gehörte ehemals die ganze Nordküste Afrikas uns. Dann verweigerte uns zuerst Marokko den Gehorsam. Darauf nahmen uns die Franzosen Algier weg, jetzt versprechen sie Tunis an Italien. Ich habe in Erfahrung gebracht, daß geheime Verhandlungen mit dem Bei von Tunis gepflogen

Weitere Kostenlose Bücher