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49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul

49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul

Titel: 49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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komme in das Serail zu der Prinzessin, um sie auszuforschen und sie zu verraten.“
    Da trat er auf sie zu, zog sie abermals an sich, strich ihr mit der Hand über die lockige Fülle ihres Haares und sagte:
    „Meinst du, daß ich dies glaube? Ja, eine Spionin magst du sein, eine Verräterin aber niemals.“
    „Ist beides nicht ganz dasselbe?“
    „Nein. Beides steht zwar gewöhnlich im Zusammenhange, dieser Zusammenhang aber ist hier nicht vorhanden. Ich ahne, was du mir nicht sagen darfst. Man hat dich gezwungen, die Geheimnisse des Serails zu erforschen.“
    „Meinst du?“
    „Ja. Du hast, von den Verhältnissen getrieben, gehorchen müssen. Man hat dir den Zutritt verschafft. Deine Vorzüge haben dir die Freundschaft der Prinzessin erworben, das erwartete man ja wohl, und Emineh teilt dir nun alles mit, was sie denkt und fühlt, und – “
    „Und ich muß das verraten.“
    „Nein. Du sollst es zwar verraten, aber du tust es nicht. Wenn du eine Verräterin bist, so ist Gott ein Teufel, und die Engel im Himmel sind böse Geister.“
    „Glaubst du? Glaubst du das wirklich?“
    Diese letzte Frage erklang leise, aber unter einem tiefen, erlösenden Atemzug.
    „Ja. Ich glaube es nicht nur, sondern ich bin so sehr, so innig davon überzeugt, daß ich es mit tausend Eiden beschwören und gegen tausend Gegner mit der Waffe in der Hand beweisen würde!“
    „Herrgott im Himmel, ich danke dir!“ erklang es jetzt jubelnd. „Er liebt mich wirklich! Er vertraut mir in dieser Weise! Wie glücklich mich dies macht! Ja, du Lieber, du hast recht. Ich soll sie ausforschen, um sie dann zu verraten. Aber ich tue es nicht. Ich habe bisher zu der Ausrede gegriffen, daß ich noch gar nicht mit ihr gesprochen habe, daß ich nur erst mit den anderen Frauen verkehrte. Und wenn diese Ausrede nicht mehr reicht, werde ich das gerade Gegenteil von dem sagen, was sie verlangen.“
    „Das weiß ich, meine liebe, meine süße Gökala! Daß du eine solche Spionin bist, das verdunkelt deine lichte, klare Erscheinung nicht um einen Hauch in meinen Augen. Ich weiß, daß du in einer Sklaverei lebst, der du deinen Willen unterzuordnen hast. Aber diese Sklaverei wird ein baldiges Ende finden. Zunächst will ich dich vor dem schwarzen Sklaven warnen, der der Wärter des Leoparden im Serail ist.“
    „Warum?“
    „Er soll dich überwachen.“
    „Ah! Woher weißt du das?“
    „Ich erfuhr es zufällig und werde die Augen offenhalten. Warne Emineh vor diesem Neger, der bei einem Kaffeewirt heimliche Zusammenkünfte mit dem Russen Rurik hat. Hier ist die Handhabe, an der ich deinen Teufel fassen werde. Ich halte mein Versprechen und werde nicht nach dir fragen, aber wehe deinem Peiniger, wenn er in meine Hände gerät!“
    „Nimm dich in acht!“
    „Pah! Ich bin nicht furchtsam!“
    „Ihm ist alles gleich. Er scheut vor keinem Verbrechen zurück. Ich habe schwer gelitten. Tausendfach aber wäre mein Gram, wenn ich sehen müßte, daß dir durch mich ein Unglück widerfahren würde – “
    „Mache dir keine Sorgen, meine liebe Gökala. Aber Gökala – das kann dein richtiger Name nicht sein.“
    „Nein. Prinzessin Emineh nannte mich so.“
    „Sie hat das Richtige getroffen. Gökala, Himmelsblau. Als ich den Namen hörte, dachte ich sofort an dich.“
    „Den wirklichen muß ich dir leider verschweigen. Darfst du den deinen auch nicht nennen?“
    „Nein.“
    „Selbst den Vornamen nicht?“
    „Eigentlich auch ihn nicht, denn selbst der Vorname kann zur Lüftung des Geheimnisses führen.“
    „Kein Mensch wird ihn aus meinem Mund hören. Bitte, bitte! Selbst wenn man an jemand nur denkt, möchte man gern seinen Namen wissen.“
    „Mein Vorname ist Oskar.“
    „Oskar. Ich danke dir. Nun weiß ich wenigstens, wie ich dich zu nennen habe, wenn ich in den Stunden meiner Einsamkeit mich mit deinem Bild beschäftige.“
    „So wirst du an mich denken?“
    „Zu aller Zeit, zu jeder Stunde!“
    „Ich an dich auch. Wirst du dich aber auch deutlich meines Gesichts, meiner Züge erinnern können?“
    „Ganz bestimmt. Glaube mir, daß sie mir tief in das Herz gegraben sind.“
    „So wie dein Bild in mein Herz. Es wird darin wohnen bis zum letzten Hauch meines Lebens. Komm, laß dich noch ein wenig nieder. Die Kaiktschis haben ja Zeit. Und wir wissen nicht, wann wir uns wiedersehen werden.“
    Er zog sie abermals zu sich nieder. Ihre Hände und Lippen fanden sich zu neuer, süßer Vereinigung.
    Sie bemerkten nicht, daß der dunkle Körper

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