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49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul

49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul

Titel: 49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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des Lauschers sich schlangengleich von der Bank zurückzog. Er wand sich vollständig geräuschlos auf dem Boden hin, bis er sich so weit entfernt hatte, daß er, ohne gesehen zu werden, sich erheben und zum Boot zurückkehren konnte.
    Zwei der Leute saßen im Fahrzeug. Der dritte, Rurik, stand wartend am Ufer. Als er den Nahenden erblickte, trat er auf ihn zu und fragte:
    „Ging es, ohne daß sie es bemerkten?“
    „Ja, sehr leicht. Diese beiden Subjekte sind so verliebt ineinander, daß sie Augen und Ohren nur für sich haben. Ein Glück, daß ich auf den Gedanken kam, zu lauschen. Ich habe da einiges gehört, was uns von großer Wichtigkeit ist. Der Kerl ist kein Türke.“
    „Das dachte ich schon längst.“
    „Sondern ein Deutscher. Sein Vorname ist Oskar. Er ist auf alle Fälle Diplomat. Der Vorname kann uns als Anhalt dienen, den wirklichen Namen zu erfahren. Und außerdem weiß er, daß du mit dem Schwarzen im Kaffeehause verkehrst.“
    „Das ist dumm!“
    „Es ist jedoch so. Gökala soll die Prinzessin warnen. Sie hat diesem Deutschen so viel von ihren Verhältnissen mitgeteilt, daß es unbedingt nötig ist, ihn unschädlich zu machen. Nun gut, seine letzte Stunde hat geschlagen. Jetzt weiß ich, woran ich bin.“
    „Was befehlen Sie also, gnädiger Herr? Einen Schuß – einen Stich mit dem Messer?“
    „Der Schuß macht zuviel Lärm, das Messer aber arbeitet geräuschlos.“
    „Gut. Ich werde das auf mich nehmen. Soll es in der Gegenwart Gökalas geschehen?“
    „Könnte ihr nicht schaden, ist aber nicht notwendig. Ich glaube, sie würde um Hilfe rufen, wenn sie ihren liebenswürdigen Anbeter in Gefahr sähe. Nein, jetzt nicht. Jedenfalls steigt sie am Serail aus, um, wie täglich, nach Hause zu gehen. Wir rudern weiter, und da kannst du dann den Stich anbringen. Aber genau ins Herz. Wer es mit einem Leoparden aufnimmt, der ist selbst als Verwundeter zu fürchten.“
    „Keine Sorge! Ich werde mich so plazieren, daß ich gar nicht fehlstoßen kann.“
    Es verging noch eine ziemlich lange Zeit, ehe die beiden Liebenden sich endlich dem Ufer näherten. Gökala stieg zuerst ein und nahm in der Mitte des Bootes Platz. Steinbach wollte sich wieder an das Steuer setzen.
    Doch einer der Verkleideten hielt ihn davon ab und bat ihn, dasselbe ihm zu überlassen.
    So kam es, daß er sich neben Gökala setzte.
    Es herrschte heute vom Schwarzen Meer her eine bedeutende Strömung, so daß das Boot ohne Ruderschlag eine schnelle Fahrt hatte. Steinbach hatte den Arm um Gökala gelegt und hielt die Augen fest auf die vielen Lichtpunkte gerichtet, die wie Leuchtkäfer über das Wasser flogen. Es waren die Laternen der Kaiks.
    Erst als sie Defterdar Burani erreichten, wo die Strömung links abging, so daß sie sich in der Nähe des Ufers hielten und sich in mehr stillem, ruhigen Wasser befanden, griffen die Kaiktschis wieder zu ihren Rudern. Da geschah etwas Unerwartetes.
    Bei der Körperbewegung, die eine Folge des Ruderns ist, war dem Russen Rurik plötzlich die eine Rundfeder des falschen Bartes hinter dem Ohre hervorgesprungen. Der Bart hing infolgedessen nur am anderen Ohr, und das Gesicht war frei. Schnell zog er das Ruder ein, um den Bart wieder zu befestigen. Dadurch aber machte er Steinbach auf sich aufmerksam, und das Auge des Deutschen fiel auf den Russen. In demselben Moment fuhr ein anderes Kaik nahe vorüber, in dessen Buglicht Steinbach nun sofort den Mann erkannte, der ihm mit dem Schwarzen begegnet war. Da griff er schleunigst nach seiner Pistole und rief:
    „Ans Ufer! Rasch, ans Ufer!“
    „Warum?“ fragte hinter ihm derjenige, den Rurik ‚gnädiger Herr‘ genannt hatte.
    „Hier wird nicht gefragt! Ich befehle es!“
    „Oho!“
    Rurik sah sich verraten. Er sprang auf und zog das Messer aus dem Gürtel.
    „Wer hat da zu befehlen?“ rief er. „Ein deutscher Hund jedenfalls nicht!“
    „Gott! Das ist Ruriks Stimme!“ rief Gökala.
    „Ja, er ist's“, antwortete Steinbach. „Er trägt einen falschen Bart.“
    „Nimm dich in acht!“
    „Keine Sorge!“
    „O Gott! Schau, er hat ein Messer!“
    „Und ich eine Pistole!“ antwortete Steinbach. „Kerl, nieder mit dir. Wirf das Messer fort, sonst jage ich dir eine Kugel durch den Kopf – “
    Gleich darauf brach er mit dem Rufe: „O Gott!“ stöhnend zusammen. Da er Rurik im Auge haben mußte, hatte er nicht hinter sich gesehen. Der ‚gnädige Herr‘ hatte sich erhoben, mit dem Ruder ausgeholt und ihm damit einen furchtbaren Hieb

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