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5 Auch Geister können sich verlieben

5 Auch Geister können sich verlieben

Titel: 5 Auch Geister können sich verlieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Cabot
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anderen Seite – was hätte vergnüglicher sein können?
    Doch, ich hätte Jesse auf der Stelle von Paul erzählen sollen. Ich hätte sagen sollen: »Hey, rate mal, wer jetzt auf meine Schule geht? Weißt du noch, dieser Paul, dem du im Sommer fast das Nasenbein gebrochen hast? Ja, genau der.«
    Vielleicht wäre alles gar nicht so schlimm gekommen, wenn ich es locker-lässig angegangen wäre. Okay, Jesse konnte den Typen nicht leiden, und er hatte gute Gründe dafür. Aber vielleicht hätte ich meine Einschätzung, dass Paul Satans Spross sein könnte, ja irgendwie abmildern können. Ich meine, der Typ trug immerhin eine Fossil-Armbanduhr. Wie teuflisch kann jemand sein, der so was trägt?
    Aber gerade als ich mich durchringen wollte, die Worte »Ach ja, erinnerst du dich noch an diesen Blödmann Paul Slater? Der stand heute Morgen plötzlich vor meiner Schule« auszusprechen, brüllte Brad von unten herauf, das Abendessen sei fertig.
    Da mein Stiefvater den Spleen hat, unbedingt die ganze Familie um den Esstisch zu versammeln – von wegen das Brot miteinander teilen und so -, war ich gezwungen, Jesse zu verlassen (was ihn allerdings wenig zu stören schien). Ich ging also nach unten, um mit meinen Anverwandten Konversation zu betreiben. Ein ziemlich großes Opfer angesichts dessen, was
ich stattdessen hätte tun können, nämlich mich dem Mann meiner Träume für weitere Küsse zur Verfügung zu stellen.
    Tja, wie es aussah, würde ich auch an diesem Abend wohl keine leidenschaftlichen Umarmungen abkriegen. Finster stapfte ich die Treppe hinunter. Andy hatte Steak Fajitas gemacht, eine seiner Spezialitäten. Eins musste ich Mom lassen: Sie hatte sich einen Kerl angelacht, der nicht nur ein begnadeter Handwerker, sondern auch so was wie ein Gourmet-Koch war. Angesichts der Tatsache, dass meine Mutter und ich uns vor ihrer Wiederheirat praktisch nur von Lieferservices ernährt hatten, war der jetzige Zustand definitiv eine große Verbesserung.
    Und dass Mr Alles-Heilmacher nur mit drei Teenager-Söhnen zu haben war? Tja, den Teil der Geschichte fand ich immer noch ziemlich ätzend.
    Hatschi rülpste, als ich das Esszimmer betrat. Nur dass er eine ganz spezielle Rülps-Methode entwickelt hatte: Er rülpste Wörter. Und das Wort, das er rülpste, als ich reinkam, lautete: Loser.
    »Das sagt ja gerade der Richtige«, raunte ich wenig schlagfertig.
    »Brad«, ging Andy streng dazwischen. »Könntest du bitte die saure Sahne holen?«
    Brad verdrehte die Augen, schlängelte sich aus seinem Sitz und schlurfte in die Küche.

    »Hi, Susie.« Mom zerzauste mir liebevoll die Haare. »Und, wie war dein erster Schultag?«
    Mom ist der einzige Mensch auf diesem Planeten, der mich Susie nennen darf. Zum Glück hatte ich das meinen Stiefbrüdern rechtzeitig klargemacht, sodass sie jetzt keinen Mucks mehr von sich gaben, wenn Mom das tat.
    Ich hatte so eine Ahnung, dass es wohl kaum gut gekommen wäre, wenn ich die Frage meiner Mutter wahrheitsgemäß beantwortet hätte. Schließlich hat sie keinen Schimmer, dass ihr einziges Kind ein Bindeglied zwischen den Lebenden und den Toten ist. Sie weiß nichts von Paul, und schon gar nicht von seinem Attentat auf mich, und von Jesse hat sie erst recht keine Ahnung. Mom denkt einfach, ich sei ein Spätzünder, ein Mauerblümchen, das schon irgendwann erblühen und dann an jedem Finger zehn Typen haben wird. Was für eine Frau, die als Fernsehjournalistin arbeitet (wenn auch nur für einen kleinen lokalen Sender-Ableger), überraschend naiv ist.
    Manchmal beneide ich Mom. Muss irgendwie schön sein, auf ihrem Planeten zu leben.
    »Alles okay«, sagte ich demnach als Antwort auf ihre Frage.
    »Morgen wird’s sicher nicht mehr so okay sein«, sagte Brad, der gerade mit der sauren Sahne zurückkam.

    Mom hatte sich auf ihren Platz am einen Kopfende des Tisches gesetzt und breitete ihre Serviette aus. Wir benutzen nämlich nur Stoffservietten. Noch so ein kleiner Andyismus. Stoffservietten sind umweltfreundlicher und eleganter.
    »Wirklich?« Mom zog die Augenbrauen hoch, die genauso dunkel sind wie meine. »Wieso?«
    »Morgen werden die Nominierungen für den Schülerrat bekannt gegeben«, antwortete Hatschi und schlüpfte wieder auf seinen Platz. »Und Suze wird als Stellvertreterin abgelöst.«
    Ich faltete meine Serviette auseinander und legte sie mir behutsam auf den Schoß. Max, der Ackerman’sche Hund, der mir seine Schnauze bei jeder Mahlzeit auf den Oberschenkel legte, für den Fall,

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