Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
5 Auch Geister können sich verlieben

5 Auch Geister können sich verlieben

Titel: 5 Auch Geister können sich verlieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Cabot
Vom Netzwerk:
Geschirrtuch beiseite, mit dem ich mir die Hände abgetrocknet hatte. »Das liegt daran, dass du tot bist. Die Frage ist, wie ist es dazu gekommen?«
    Mein Tonfall schien den Kerl ziemlich zu schockieren. Zugegeben, ich hatte etwas kurz angebunden geklungen. Aber ich hatte echt einen Scheißtag hinter mir.
    »Bist du …« Er beäugte mich misstrauisch. »Was bist du gleich noch mal?«
    »Ich heiße Suze und bin eine Mittlerin.«
    »Eine was?«
    »Eine Mittlerin«, wiederholte ich. »Mein Job besteht darin, Toten zu helfen, dahin zu gelangen, wo sie hingehören. Ins Jenseits, ins nächste Leben, was weiß ich … Wie heißt du eigentlich?«
    Er blinzelte. »Craig«, sagte er dann.
    »Okay, also hör zu, Craig. Irgendwas muss bei dir
schiefgelaufen sein. Ich glaube nämlich kaum, dass das Kosmos das mit Absicht so eingerichtet hat, dass du einen Teil deines jenseitigen Lebens in meiner Küche verbringst. Du musst weiter, okay?«
    Craig kniff seine dunklen Augenbrauen zusammen. »Und wohin?«
    »Tja, das wirst du dann rausfinden, wenn du dort ankommst«, sagte ich. »Die große Frage ist sowieso nicht, wohin du gehst, sondern warum du noch nicht dort bist.«
    »Du meinst …« Craig riss die haselnussbraunen Augen weit auf. »Das hier ist gar nicht … gar nicht …?«
    »Nein, das hier ist nicht dein Zielort«, sagte ich amüsiert. »Oder meinst du etwa, alle Toten landen automatisch im Pine Crest Drive Nummer neunundneunzig?«
    Craig zuckte mit seinen breiten Schultern. »Nein, wohl eher nicht. Es ist nur … Als ich … wach geworden bin, hatte ich keine Ahnung, wohin ich sollte. Und keiner konnte … du weißt schon, keiner konnte mich sehen. Ich meine, als ich in unser Wohnzimmer ging, saß meine Mutter nur da und weinte und weinte und hörte gar nicht mehr auf. Das war echt gruselig.«
    Das glaubte ich ihm sofort.
    »Schon gut«, sagte ich, etwas milder. »So geht das manchmal eben. Der normale Ablauf ist, dass die Leute nach dem Tod in … in die nächste Phase ihres
Bewusstseins hinüberwandern. Ins nächste Leben, weißt du, oder in die ewige Verdammnis, wenn sie dieses erste irdische Leben verkorkst haben oder so.« Bei den Worten »ewige Verdammnis« riss Craig wieder die Augen auf. Weil ich mir gar nicht sicher war, ob es so was wirklich gab, sprach ich hastig weiter. »Wir müssen jetzt eben herausfinden, warum du nicht gleich weitergewandert bist, verstehst du? Anscheinend hält dich irgendwas zurück. Wir müssen …«
    Doch an diesem Punkt endete die Begehung des neuen Whirlpools – Andys Schmuckstück, das in knapp einer Woche mit Bier und Kotze voll sein würde, wenn Brad seinen Partyplan durchziehen konnte – und alle kamen wieder ins Haus. Ich bedeutete Craig verstohlen, mir zu folgen, und ging die Treppe nach oben, in der Hoffnung, dass wir uns dort ungestört weiterunterhalten könnten.
    Zumindest ungestört von den Lebenden. Jesse war eine andere Geschichte.
    » Nombre de Dios «, keuchte Jesse und sah überrascht von Kritische Theorie von Plato bis heute auf, als ich in mein Zimmer platzte, dicht gefolgt von einem Geist namens Craig. Spike, Jesses Kater, machte sofort einen Buckel, aber als er erkannte, dass nur ich es war – in Begleitung eines geisterhaften Freundes -, machte er es sich wieder an Jesses Seite bequem.

    »Tut mir leid«, sagte ich. Jesses Blick wanderte an mir vorbei in Richtung Craig. »Jesse, das ist Craig. Craig, das ist Jesse«, stellte ich die beiden einander vor. »Ihr zwei werdet bestimmt prima miteinander auskommen. Jesse ist nämlich auch tot.«
    Aber für Craig schien Jesses Anblick zu viel zu sein. Jesse trug nämlich das, was zu seinen Lebzeiten, um 1850, groß in Mode gewesen war: kniehohe schwarze Lederstiefel, eine enge schwarze Hose und ein sich üppig bauschendes weißes Hemd mit offenem Kragen. Keuchend setzte sich Craig schwerfällig – oder so schwerfällig jemand ohne echtes Gewicht das eben kann – auf meine Bettkante.
    »Bist du ein Pirat?«, fragte er Jesse.
    Im Gegensatz zu mir schien Jesse das keineswegs belustigend zu finden. Na ja, verdenken konnte man es ihm nicht.
    »Nein«, antwortete er tonlos. »Bin ich nicht.«
    »Craig.« Ich hatte trotz Jesses strengem Blick Mühe, mir das Lachen zu verkneifen. »Denk nach. Es muss einen Grund geben, warum du immer noch hier rumhängst, statt dort zu sein, wo du hingehörst. Was könnte das für ein Grund sein? Was hält dich zurück?«
    Schließlich schaffte es Craig, den Blick von Jesse zu lösen.

Weitere Kostenlose Bücher