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5 Auch Geister können sich verlieben

5 Auch Geister können sich verlieben

Titel: 5 Auch Geister können sich verlieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Cabot
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»Ich weiß es nicht«, erwiderte er. »Vielleicht die Tatsache, dass ich eigentlich gar nicht tot sein sollte?«
    »Okay.« Ich versuchte ruhig zu bleiben. Jeder Tote findet, er dürfte eigentlich nicht tot sein. Dass er viel zu jung gestorben ist. Ich hab schon Leute gesehen, die mit 104 ins Gras gebissen haben und sich immer noch darüber beschwerten, das sei total ungerecht.
    Ich muss professionell bleiben, sagte ich mir. Ich bin eine Mittlerin. Okay, ich werde nicht dafür bezahlt – aber immerhin kriege ich ein gutes Karma. Hoffe ich zumindest.
    »Ich kann dich ja verstehen«, sagte ich. »Das kam wohl alles sehr plötzlich, was? Ich meine, du warst doch nicht krank oder so?«
    Craig funkelte mich empört an. »Krank? Soll das ein Witz sein? Ich kann beim Bankdrücken hundertzwanzig Kilo stemmen und laufe jeden Tag zehn Kilometer. Ich war in der Sportmannschaft des NoCal. Und ich hab drei Jahre hintereinander das Katamaran-Rennen des Pebble Beach Yacht Club gewonnen.«
    »Oh«, sagte ich. Kein Wunder, dass der Typ unter seinem Poloshirt so gut gebaut war. »Dann war dein Tod ein Unfall?«
    »Ja, verdammt.« Craig stieß zur Betonung seiner Worte einen Finger in meine Matratze. »Der Sturm ist wie aus dem Nichts aufgetaucht. Hat uns umgeschmissen, bevor ich überhaupt dazu kam, die Segel zu reffen. Zack, war ich im Wasser.«

    »Dann …« Ich zögerte. »Dann bist du also ertrunken?«
    Craig schüttelte den Kopf, aber nicht als Antwort auf meine Frage, sondern aus blankem Frust.
    »Das hätte nicht passieren dürfen«, sagte er und starrte auf seine Schuhe – Segelschuhe, die so Typen wie er immer ohne Socken tragen. »Es hat den Falschen erwischt. Hey, ich war in der Schwimm-Mannschaft, okay? Ich war einmal sogar Landesmeister im Freistil.«
    Ich runzelte verständnislos die Stirn.
    »Tut mir leid«, sagte ich. »Das kommt dir sicher unfair vor. Aber glaub mir, es wird alles wieder gut.«
    »Ach ja?« Craig hob den Blick und durchbohrte mich damit regelrecht. »Wie soll das denn gehen? Alles wird gut? Haha! Falls es dir entgangen sein sollte: Ich bin tot!«
    »Sie meint damit, dass es besser sein wird, wenn du weitergewandert bist«, kam Jesse mir zu Hilfe. Die Sache mit dem Piraten schien er mittlerweile weggesteckt zu haben.
    »Na klar doch, so wie es für dich auch besser geworden ist, was?« Craig lachte bitter. »Wie es aussieht, wartest du aber schon ganz schön lange. Was hält dich denn auf?«
    Jesse schwieg. Was hätte er auch sagen sollen? Er wusste doch nicht, warum er nicht ins nächste Leben
hinübergewandert war. Und ich auch nicht. Was auch immer Jesse zurückhielt, schien ziemlich stark zu sein, denn er hing schon seit anderthalb Jahrhunderten hier herum. Und es konnte gut sein – so meine egoistische Hoffnung -, dass er noch lange hier herumhängen würde, zumindest so lange ich lebte, oder auch bis in alle Ewigkeit.
    Pater Dominic bläute mir ständig ein, irgendwann würde Jesse schon herausfinden, was ihn hier festhielt, und ich sollte mein Herz nicht zu sehr an ihn hängen, weil schließlich der Tag kommen würde, an dem ich endgültig Abschied nehmen musste. Aber diese Ermahnungen stießen bei mir auf taube Ohren. Denn ich hatte mein Herz längst viel zu sehr an Jesse gehängt. Mit Pauken und Trompeten.
    Und ich gab mir auch keine besonders große Mühe, mein Herz aus der Aufhängung zu lösen.
    »Jesses Fall ist aber auch einzigartig«, sagte ich zu Craig und hoffte, dass ich besänftigend klang, sowohl um seinetwillen als auch wegen Jesse. »Ich bin sicher, bei dir liegt die Sache bei Weitem nicht so kompliziert.«
    »Da hast du verdammt recht«, entgegnete Craig. »Weil ich nämlich gar nicht hier sein sollte.«
    »Schon klar«, sagte ich. »Und ich werde mein Bestes tun, damit du weiterwandern kannst …«
    Craig runzelte die Stirn. Genauso stirnrunzelnd hatte er beim Abendessen Neil angestarrt.

    »Nein«, sagte er. »Das meine ich nicht. Ich dürfte einfach nicht hier sein. Ich dürfte nicht tot sein.«
    Ich nickte. Diese Sprüche hatte ich schon unzählige Male gehört. Keiner will plötzlich aufwachen und feststellen, dass er – oder sie – nicht mehr am Leben ist. Das gefällt niemandem.
    »Ich weiß, dass das schwer ist«, sagte ich. »Aber irgendwann wirst du dich an den Gedanken gewöhnen, glaub mir. Und sobald wir herausgefunden haben, was genau dich zurückhält, wird alles viel …«
    »Du kapierst es wohl nicht!« Craig schüttelte seine dunkle Haarpracht. »Ich

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