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5. Die Rinucci Brüder: In Neapel verlor ich mein Herz

5. Die Rinucci Brüder: In Neapel verlor ich mein Herz

Titel: 5. Die Rinucci Brüder: In Neapel verlor ich mein Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Gordon
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anders verhalten hatte als sonst. Eigentlich hätte sie darüber froh sein müssen, doch ihr Körper sehnte sich nach ihm.
    Das Verlangen war jedoch nicht nur körperlicher Natur. Er hatte sich nach Hilfe gesehnt, die nur sie ihm geben konnte. Es gehörte zu ihrem Wesen, stark zu sein und die zu unterstützen, die verletzlich waren. Wenn sie ihm zu einer anderen Zeit begegnet wäre, hätte sie ihn vielleicht nicht durchschaut. Und sie hätte sich auch nicht zu ihm hingezogen gefühlt. Jetzt würde sie ihn immer so sehen, wie sie ihn kennengelernt hatte: aufgewühlt und aus dem seelischen Gleichgewicht gebracht durch Ereignisse, über die er keine Kontrolle hatte.
    Wenn er Sapphire wirklich vergessen kann, ist er frei, sich neu zu verlieben, überlegte sie. Doch das war Unsinn. Sie, Polly, hatte sich nicht über Nacht in eine betörende Schönheit verwandelt, also brauchte sie sich auch keine Hoffnungen zu machen.
    Trotzdem summte sie wenig später unter der Dusche leise vor sich hin.
    Polly fand Ruggiero in der Küche.
    „Das Frühstück ist fertig“, verkündete er fröhlich mit fester, klarer Stimme.
    „Fein. Ich bin ziemlich hungrig“, erwiderte sie im gleichen Tonfall. „Kann ich dir irgendwie helfen?“ „Nein, setz dich einfach, und lass dich bedienen.“ Er beobachtete sie genau, als sie sich an den Tisch setzte und zum Fenster hinaus auf den Hafen blickte, wo an diesem sonnigen Morgen schon viel Verkehr herrschte, hatte aber nicht den Eindruck, dass sie sich anders als sonst verhielt.
    Wahrscheinlich hatte sie sich nichts dabei gedacht, als er in der Nacht zuvor in ihren Armen gelegen und sich von ihr hatte trösten lassen. Hatte er sich vielleicht nur eingebildet, sie hätte ihn sanft gestreichelt und aufs Haar geküsst? In der letzten Zeit hatte er so oft Halluzinationen gehabt, dass er befürchtete, wieder einer erlegen zu sein. Er hatte völlig reglos dagelegen und darauf gewartet, dass sie etwas sagte oder tat, was ihm darüber Klarheit darüber verschaffte, was in ihr vorging. Als nichts geschah, war er enttäuscht gewesen, so wie jetzt.
    „Wie geht es dir nach der halb durchwachten Nacht?“, fragte er und setzte sich ihr gegenüber. „Ich bin müde und verwirrt.“
    „Das ist meine Schuld. Ich habe es dir schwer gemacht, doch damit ist jetzt Schluss. Wir haben ja inzwischen alles geklärt, oder?“
    „Ich denke schon“, erwiderte sie vorsichtig.
    Seine Stimme klang ruhig und sachlich, als er lächelnd hinzufügte: „Keine Sorge, ich habe die ganze Sache überwunden und frage mich nur, warum ich so lange dazu gebraucht habe.“
    Plötzlich empfand sie leichtes Unbehagen und sah ihn nachdenklich an.
    „Es ist wirklich alles in Ordnung, Polly. Ich bin damit wirklich durch“, versicherte er. „Sie hat ja eigentlich nie existiert.“
    Sie hat in deinem Herzen existiert, hätte sie am liebsten erwidert, doch sie tat es nicht. Eigentlich hätte sie sich über seine Einsicht freuen müssen, stattdessen verspürte sie wachsendes Entsetzen, das sie sich nun überhaupt nicht erklären konnte.
    „Sapphire hat es nie gegeben, Freda dagegen schon“, antwortete sie schließlich.
    „Sapphire war eine Erfindung von Freda, die diese Rolle perfekt gespielt hat, bis der Vorhang fiel, die Heldin verschwand und nur ich allein auf der Bühne zurückblieb. Dass die Vorstellung längst zu Ende war, habe ich Idiot leider nicht begriffen.“
    „Du bist und warst kein Idiot“, widersprach sie energisch.
    „Habe ich deine Geduld auf eine sehr harte Probe gestellt?“
    Polly schüttelte den Kopf. „Nein. Ich habe dir etwas unglaublich Schönes weggenommen und kann gut verstehen, dass du es nicht hergeben wolltest.“
    „So schön waren die Träume gar nicht“, gestand er und zuckte die Schultern. „Es war dumm, denn ich habe mich selbst belogen. Es war eine Schwäche, die ich mir nie wieder erlauben werde.“ Ihr Unbehagen wuchs. „Es ist doch nicht schlimm, mal schwach zu sein und auf die Hilfe anderer angewiesen zu sein“, wandte sie ein. „Wenn man sich krampfhaft bemüht, völlig unabhängig zu sein, macht man sich selbst das Leben schwer.“
    „So etwas hast du schon einmal zu mir gesagt“, meinte er. „Du hast eigentlich von Anfang an eine schlechte Meinung von mir gehabt, und das zu Recht. Ich habe so etwas wie eine Selbstanalyse

gemacht und bin entsetzt. Jetzt habe ich einiges aufzuarbeiten und hoffe, du hilfst mir dabei, meiner neuen Rolle gerecht zu werden.“
    „Deiner neuen

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