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5. Die Rinucci Brüder: In Neapel verlor ich mein Herz

5. Die Rinucci Brüder: In Neapel verlor ich mein Herz

Titel: 5. Die Rinucci Brüder: In Neapel verlor ich mein Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Gordon
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bedeutet, wertvolle Zeit zu verlieren.
    Irgendwann landete ich dann betrunken in einer Ausnüchterungszelle. Am nächsten Morgen haben die Polizisten mich weggeschickt mit der Aufforderung, in Zukunft keine ‚anständigen Menschen‘

mehr zu belästigen. Am selben Tag bin ich dann nach Hause geflogen. Das Ganze war jedoch damit nicht beendet. In meinen Träumen wollte ich Sapphire immer noch finden. Als ich mir schließlich sagte, dass mir das wohl nie gelingen würde, hatte ich endlich Ruhe. Seltsamerweise habe ich wieder angefangen, von ihr zu träumen, seit ich weiß, dass sie nicht mehr lebt.“
    Ohne Polly loszulassen, richtete er sich langsam auf. „Wahrscheinlich habe ich es von Anfang an geahnt, wollte mich aber nicht damit auseinandersetzen. Glücklicherweise habe ich es jetzt endlich getan. Wenn sie wirklich so war, wie ich es jetzt glaube, brauche ich ihr nicht nachzutrauern.“ Er braucht höchstens um den Verlust einer Illusion zu trauern, dachte Polly, sprach es jedoch nicht aus.
    „Eins verstehe ich nicht“, begann sie, „Sie haben sich die Fotos tagelang immer wieder angesehen. Wieso ist Ihnen ausgerechnet jetzt, mitten in der Nacht, klar geworden, dass Sie sich in ihr getäuscht haben?“
    „Das weiß ich selbst nicht. Ich hätte die Wahrheit längst erkennen können. Stattdessen habe mich an irgendwelche Hoffnungen geklammert und wollte die Wahrheit nicht sehen.“
    „Und die ist?“, fragte sie vorsichtig.
    „Dass ich Idiot auf eine raffinierte Frau hereingefallen bin. Ich war zu dumm und eingebildet, um ihr Spiel zu durchschauen. Sie hat so getan, als wäre ich der Mann, auf den sie ihr Leben lang gewartet hat, der einzige Liebhaber, der sie glücklich machen konnte, und der einzige Mann, der ihr das Leben lebenswert machte. Natürlich habe ich ihr jedes Wort allzu gern abgenommen.“ In seiner Stimme schwangen jetzt Selbstverachtung und Ironie.
    Aus lauter Mitgefühl nahm Polly ihn in die Arme und drückte ihn an sich. Daraufhin klammerte er sich an sie, als wäre sie seine letzte Rettung. Dabei schien Ruggiero ihren Körper, den er unter dem feinen Material ihres Pyjamas deutlich spüren musste, gar nicht wahrzunehmen. Doch er barg das Gesicht an ihrem Hals, und sie spürte, dass er zitterte.
    In einem Anflug von leidenschaftlicher Zärtlichkeit fing sie an, seinen Kopf zu streicheln. Obwohl sie wusste, wie unklug das war, setzte sie sich über alle Bedenken hinweg. Wenn sie für diesen kostbaren Augenblick später teuer bezahlen musste, würde sie es gern tun.
    Da Ruggiero sich nicht zurückzog, fühlte sie sich ermutigt und presste die Wange an sein Haar, während sie seinen Körper zaghaft streichelte. Teils sehnte sie sich danach, er würde reagieren, teils fürchtete sie sich davor.
    Sekundenlang hielt sie inne. Er rührte sich jedoch nicht. Reglos und entspannt lag er da und schien zufrieden zu sein. Polly senkte den Kopf und ließ die Lippen über sein Haar gleiten.
    Als er sich immer noch nicht bewegte, verschloss sich etwas in ihr.
    „Das ist nicht gut“, flüsterte sie.
    „Was findest du nicht gut?“, fragte er leise.
    Dass er sie auf einmal duzte, ließ sie wieder hoffen. „Sei nicht so hart zu dir selbst.“
    „Es ist besser so. Viel zu lange habe ich mich gehen lassen. Du liebe Zeit, was war ich für ein Feigling!“ „Nein, das warst du nicht, du brauchtest nur Zeit. Du warst ein Gefangener deiner Illusionen, es hätte dich zerstören können. Endlich hast du dich befreit, du bist frei.“
    „Frei?“, wiederholte er skeptisch, und es klang seltsam unbeteiligt. Dann löste er sich von ihr und sah sie sekundenlang an. „Danke. Ich brauchte dich, und du hast mir geholfen.“
    Doch er hat mich als Frau nicht wahrgenommen, dachte sie traurig.
    8. KAPITEL
    Nachdem Ruggiero ihr Zimmer verlassen hatte, nickte Polly immer wieder ein, ohne richtig schlafen zu können. Am nächsten Morgen fragte sie sich, ob sie alles nur geträumt hatte, obwohl sie sich klar und deutlich an jede Einzelheit erinnerte: an den festen Händedruck, an Ruggieros warmen Körper und an alles, was eine gute Krankenschwester ignorieren sollte.
    Ich werde es nicht zulassen, ganz bestimmt nicht, versuchte sie sich einzureden. Es war jedoch schon geschehen. Es war zu spät, sie brauchte sich nichts mehr vorzumachen. In der vergangenen Nacht war sie schwach geworden. Ihre zärtlichen Gefühle für Ruggiero hatten sich in Leidenschaft

gewandelt. Dabei hatte er noch nicht einmal gemerkt, dass sie sich

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