5. Die Rinucci Brüder: In Neapel verlor ich mein Herz
Rolle?“
„Ja, als Vater. Ich muss lernen, meinem Sohn ein guter Vater zu sein.“
Auch das müsste ein Grund zur Freude sein, dachte Polly. Doch seine sachliche Herangehensweise machte sie betroffen.
„Als Erstes sollte ich ihm wohl Spielzeug kaufen, oder?“, fragte er. „Was hat er besonders gern?“ „Plüschtiere.“
„Gut, dann gehen wir jetzt zusammen shoppen. Wir müssen uns allerdings ein Taxi nehmen, weil mein Wagen noch vor der Villa steht.“
„Das macht doch nichts. Ich würde dich sowieso noch nicht fahren lassen.“
„Das würdest du nicht?“
„Nein. Und mach nicht so eine empörte Miene, das beeindruckt mich überhaupt nicht. Du bist in die Hände einer dominanten, energischen Krankenschwester geraten, vergiss das nicht.“
„Oh, beinah hätte ich es tatsächlich vergessen. Okay, ich bestelle uns ein Taxi.“
Kurz darauf ließen Ruggiero und Polly sich zu dem riesigen Spielwarengeschäft in der Stadtmitte bringen und durchforsteten es von oben bis unten. Langsam besserte sich Pollys Laune. Es war ein schöner, sonniger Tag, und Ruggiero verhielt sich ihr gegenüber ausgesprochen aufmerksam und zuvorkommend. Wahrscheinlich machte sie sich unnötige Sorgen.
„Warum siehst du mich so an?“, fragte er plötzlich. „Warte, lass mich raten. Es ist das erste Mal, das s ich dich nicht finster anblicke.“
„Solche Blicke ignoriere ich grundsätzlich. Es ist allerdings das erste Mal, dass ich dich fröhlich und heiter erlebe“, neckte sie ihn.
Lächelnd legte er ihr nun den Arm um die Schulter. „Lass uns leichtsinnig sein und viel Geld ausgeben.“
Eigentlich hätte sie gern etwas ganz anderes mit ihm gemacht, doch es war immerhin ein Anfang. Die Auswahl an Spielzeug überwältigte Polly. Als sie die wunderschönen Teddybären entdeckte, seufzte sie sehnsüchtig.
„Eigentlich sind sie viel zu schade für ein Kind“, sagte sie wehmütig, während sie einen Bären mit goldbraunem Fell und großen traurigen Augen auswählte.
Ruggiero ließ sich von einem Verkäufer beraten, welches Spielzeug für einen achtzehn Monate alten Jungen geeignet sei, und ging dann sehr methodisch vor. Am Ende war Polly sprachlos. Er hatte so viel gekauft, dass sie nicht alle Pakete auf einmal zum nächsten Taxistand tragen konnten, weil Ruggiero durch seine Verletzungen gehandicapt war.
„Bestellen wir uns doch ein Taxi vor den Ausgang“, schlug sie vor.
„Unsinn, wir schaffen das schon.“
Polly ignorierte die Bemerkung, wandte sich an den Verkäufer und versuchte, ihm auf Englisch klarzumachen, was sie wollten. Nach einigem Hin und Her hatte er es begriffen.
Als Ruggiero und Polly vor der Villa ausstiegen, eilte Hope ihnen entgegen und begrüßte sie mit einer Neuigkeit.
„Carlo und Della sind da“, erzählte sie aufgeregt. „Die beiden sind früher nach Hause gekommen, als sie geplant hatten.“
Carlo, ein großer, athletischer Mann mit feinen Manieren, entzückte Polly mit seinem Charme. Er schüttelte ihr die Hand. „Als ich gehört habe, was Sie für meinen Bruder getan haben, war ich neugierig auf Sie.“ Scherzhaft fügte er hinzu: „Allerdings verstehe ich nicht, warum sich überhaupt jemand die Mühe macht, ihm das Leben zu retten.“
„Verschwinde“, forderte Ruggiero ihn lachend auf.
„Ich habe ihm nicht das Leben gerettet“, stellte Polly sofort klar.
„Mir wurde aber berichtet, Sie seien nach dem Sturz auf die Rennstrecke gelaufen und hätten Erste Hilfe geleistet. Jedenfalls bin ich Ihnen dankbar. Irgendwie habe ich mich ja daran gewöhnt, ihn um mich zu haben. Manchmal ist er sogar ganz nützlich.“
Ruggiero hörte lächelnd zu. Er und Carlo hatten ihren eigenen Umgangston, und sie wussten, wie es gemeint war. Carlo legte beschützend den Arm um seine Frau und stellte Della, eine sehr schlanke, zerbrechlich wirkende, elegante Frau mit strahlenden Augen, einem gewinnenden Lächeln und lebhaften Bewegungen, vor.
„Als ich von Ihnen und Matti hörte, habe ich vorgeschlagen, früher als geplant nach Hause zurückzufliegen“, sagte sie und umarmte Polly herzlich. „Wir waren neugierig auf Ruggieros Sohn.“ Es war eine wahre Freude, die beiden zu beobachten, und Polly spürte, dass sie sich innig liebten. Sie fand es rührend, wie rücksichtsvoll und aufmerksam Carlo seine Frau behandelte.
Auch Ruggiero musterte die beiden. Auf seinem Gesicht erschien ein trauriger Ausdruck.
Wahrscheinlich stellt er sich vor, dass es zwischen ihm und Sapphire genauso hätte
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