5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen: Einsichten, die Ihr Leben verändern werden (German Edition)
nach Hause kamen. Dann wurde ich manchmal auf Monate im Voraus gebucht. Das mochte ich, denn es machte das Leben gleich viel einfacher.
Doch dann gab es wieder Zeiten, wo ich einfach nichts fand, so dass ich ein paar Tage oder auch ein, zwei Wochen zwischen zwei Housesitting-Jobs kein Dach über dem Kopf hatte. Dann verließ ich entweder die Stadt, besuchte jemand auf dem Land und genoss die Pause. Oder, wenn ich einen besonderen Patienten hatte, den ich nicht allein lassen wollte, übernachtete ich im Gästezimmer oder auf dem Sofa einer Freundin. Anfangs war es ganz einfach. Aber nachdem ich ein paar Jahre so gelebt hatte, wurde es mir langsam unangenehm, um Unterkunft zu bitten, und ich hatte das Gefühl, nicht mehr ganz so willkommen zu sein. Meine Freunde behaupteten zwar, das sei nicht wahr. Sie unterstützten mich und verstanden mich gut genug, um zu wissen, dass ich nicht ewig so weitermachen würde. Als ich in den Jahren zuvor eine eigene Wohnung gehabt hatte, hatte ich immer Besuch gehabt, aber ich tat mich mit dem Geben eben leichter als mit dem Nehmen, da hatte ich noch etwas zu lernen.
Wenn ich Freunde mehrmals um Obdach bitten musste, fühlte ich mich absolut mies. Ich hatte zwar viele Verletzungen aus meiner Vergangenheit aufgearbeitet und dadurch Mitleid für andere entwickelt, aber es kostete mich noch viel Arbeit und Schmerzen, meine Einstellung zu mir selbst zu ändern. Ich musste jahrzehntelang eingeübte negative Denkmuster auflösen, und es dauerte eine ganze Weile, bis ich mein Denken von Grund auf ändern konnte. In vielerlei Hinsicht war die Saat für Neues und Positives gelegt worden, die jetzt auch allmählich aufging. Aber ich musste immer wieder das alte Unkraut ausreißen, das manchmal noch an die Oberfläche wollte.
Einmal hatte ich schon ewig keinen Job mehr gehabt, das Geld war so gut wie aufgebraucht, und ich war verzweifelt. Also rief ich meine beste Freundin an und fragte sie, ob ich bei ihr wohnen könnte. Aber sie machte selbst gerade einiges durch, so dass diese Möglichkeit ausfiel. Es ging dabei überhaupt nicht um mich, sondern um ihre eigenen Angelegenheiten und ihr Leben. Aber auf Grund meiner Denkmuster und meines damaligen emotionalen Zustands empfand ich es als totale Zurückweisung und fühlte mich noch mieser, weil ich sie auch noch in eine Lage gebracht hatte, in der sie Nein sagen musste. Widerstrebend rief ich noch ein paar andere Freunde an, aber, nein, tut uns leid, voll belegt mit Besuch aus dem Nachbarstaat, selbst verreist, völlig in einem Projekt versunken, das alle Konzentration erfordert. Ich hatte kein Geld mehr, um die Stadt zu verlassen und zurückzukommen, und leihen wollte ich mir nichts, denn dann hätte ich mich bloß noch schlechter gefühlt. Also gewöhnte ich mich an den Gedanken, dass ich vorerst in meinem Auto schlafen musste.
Früher, als ich noch in meinem Jeep umhergereist war, war das kein Problem gewesen. Im Gegenteil hätte ich mir damals kaum einen schöneren Schlafplatz vorstellen können als das gemütliche Bett in diesem alten Auto. Aber im Reiskörnchen war das etwas ganz anderes– das Auto war so klein, dass ich im Liegen nicht mal die Füße ausstrecken konnte. Außerdem hatte es keine Vorhänge, die mir ein bisschen Privatsphäre verschafft hätten, und es war mitten im Winter. Doch mir fiel niemand ein, den ich hätte anrufen können, ohne mir noch doofer vorzukommen. Ich hatte zwar ein bisschen Angst, so exponiert in der Stadt zu schlafen, aber ich fügte mich in mein Schicksal, weil ein verzweifelter Mensch das manchmal eben tun muss.
Also fuhr ich vor dem Dunkelwerden durch die Stadt, um mir ein paar Plätze anzusehen, die mir passend und einigermaßen sicher schienen. Außerdem musste ich ja dran denken, dass ich vielleicht einmal auf die Toilette musste, und ich hatte wahrlich keine Lust, die Leute aufzuscheuchen, indem ich mitten in der Nacht in ihren Vorgarten pinkelte. Das war nicht die Art von Aufmerksamkeit, die ich brauchte, gerade in meiner momentanen Gefühlslage.
Wenn man obdachlos ist und keinem auffallen will, sind die Tage ganz schön lang. Man kann sich erst ein Plätzchen zum Bleiben einrichten, wenn alle anderen zu Hause sind und es sich selbst gemütlich gemacht haben, und bei Sonnenaufgang muss man schon wieder wach sein und wegfahren. In der Zwischenzeit ist man obdachlos, das heißt man kann nicht heimfahren und abwarten. Ja, das waren lange Tage, und die Nächte waren sehr ungemütlich, ekelhaft
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