5 Freunde 16 - Fünf Freunde auf dem Leuchtturm
»Das muß ja ein Vermögen sein! Sei vorsichtig, wir wollen nichts verändern in der Höhle dort oben! Außer uns weiß niemand von ihr. Am besten ist es wohl, wir sammeln auch diese Münzen vom Boden auf, für den Fall, daß der gräßliche Ebby auf die Idee kommt hier nachzuforschen.«
Sie füllten also ihre Taschen mit Münzen und wanderten dann weiter durch den Gang, den sie zu ihrer Freude bald erkannten. Hier waren sie gestern schon gewesen.
»Freie Fahrt voraus!« frohlockte Richard. »Bald haben wir es geschafft. Und dann holen wir den Schlosser, damit er uns die Tür am Leuchtturm öffnet.«
»Psst!« machte Julius plötzlich. »Ich glaube, ich höre etwas.« Sie lauschten, doch da sich Julius scheinbar getäuscht hatte, setzten sie ihren Weg fort.
Aber Julius hatte sich nicht getäuscht! An einer dunklen Biegung stürzte sich jemand auf sie. Julius ging sofort zu Boden, und Richard folgte. Er hatte gerade noch Zeit gehabt, in einer der Gestalten Ebenezer zu erkennen. Die zweite hieß wahrscheinlich Jacob.
Als Richard fiel, fielen auch die Goldmünzen aus seiner Tasche. Mit einem Aufschrei bückte sich Ebenezer blitzschnell danach. Julius wollte die Gelegenheit wahrnehmen und an ihm vorbeischlüpfen, aber der andere Mann packte ihn und schleuderte ihn zurück.
»Wo habt ihr das Gold gefunden? Sagt es, oder ihr werdet es bereuen!« schrie Ebenezer sie an, und das Echo wiederholte: »Bereuen - euen - euen!«
»Lauf, Richard!« keuchte Julius. »Es ist unsere einzige Möglichkeit!« Er versetzte Ebenezer einen kräftigen Stoß, der diesen gegen den anderen Mann warf - ja, es war Jacob! - und im gleichen Augenblick sausten er und Richard davon, so schnell sie konnten, den Weg zurück, den sie gekommen waren.
»Bleibt stehen!« brüllte ihnen Ebenezer nach, und sie hörten seine schweren Schritte hinter sich.
»Schnell!« keuchte Richard. »Wenn wir den Schacht erreichen, haben wir's geschafft!«
Doch das Unglück wollte es, daß sie eine falsche Abzweigung erwischten: Da standen sie nun in einer Höhle, die sie noch nie gesehen hatten. Ebenezer und Jacob stolperten vorüber, ohne sie zu bemerken. »Es ist am besten, eine Weile hierzubleiben«, flüsterte Julius, »und die beiden ein Stück vorauslaufen zu lassen.«
Still und unbeweglich warteten sie, bis sie die Suche nach dem rechten Weg wieder aufnehmen konnten.
»Wenn wir uns hier unten verirren, ist unser Los besiegelt«, stellte Julius sachlich fest. »Und wenn dann die Flut kommt, ist dieses Los recht erbärmlich. Irgendwie müssen wir es schaffen, den Felseneingang oder den Schacht zu erreichen. Halte dich an mir fest, Richard! Wir dürfen auf keinen Fall voneinander getrennt werden, was auch geschieht.«
Sie stolperten weiter, ungewiß, ob die eingeschlagene Richtung richtig war oder nicht. Der Weg durch Gänge und Höhlen schien ohne Ende zu sein - ein Labyrinth im Herzen des Felsens. Dann vernahmen sie Stimmen.
»Das ist Ebbys Stimme - und die von Jacob«, flüsterte Julius. »Sie kommen auf uns zu. Versteck dich und sei still!«
Wie Bildsäulen standen sie in ihrem Schlupfwinkel und lauschten den Stimmen. »Die Jungen müssen hier vorbeikommen«, beharrte Ebby. »Wir werden warten. Mach kein Geräusch!«
»Wir müssen einen Angriff wagen und auf unser Glück vertrauen«, wisperte Julius in Richards Ohr. »Los! Wenn wir uns nicht beeilen, überrascht uns die Flut.«
Sie schossen davon und an den verdutzten Männern vorbei. Mit höchster Geschwindigkeit ging die wilde Jagd beim Scheine ihrer Taschenlampen den Gang entlang. Arme, Beine und Köpfe kamen mit dem harten Stein in schmerzliche Berührung. Sie rannten unentwegt - und hinter ihnen, schwer keuchend, kamen Ebby und Jacob.
»Das muß ein schlechter Traum sein!« japste Richard. »Julius! Sieh - da rinnt Wasser den Gang entlang! Die Flut kommt!«
»Vorwärts!« befahl Julius. »Ich habe das Gefühl, daß es zum Schacht jetzt nicht mehr weit ist. Ich meine, ich kenne diesen Gang - und diese Höhle. Los, weiter, Richard! Wir haben keine Minute mehr zu verlieren. Wir müssen die Leiter erreichen!«
»Sieh! Dort ist der Schacht!« schrie Richard endlich. »Komm - wir werden gerade noch unter dem Bogen durchschlüpfen können. Schnell, Julius, das Wasser reicht mir schon bis an die Knöchel.«
Sie zwängten sich durch das Loch am Boden des Schachtes, durch das bereits Wasser strömte, klommen die ersten Sprossen der Leiter empor und hielten dann an, um nach den Stimmen von Ebenezer
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