5 Freunde 16 - Fünf Freunde auf dem Leuchtturm
und Regen machten sie sich davon.
Als der Tag anbrach, hatte sich eine große Menschenmenge an der Mole versammelt, Jeremias Boosen, Polizeiwachtmeister Scharf und der Arzt des Dorfes wagten die Überfahrt in einem schwankenden Boot, das von den Wellen wie eine Nußschale hin und her geworfen wurde.
Drüben angekommen, klopften sie laut ans Tor - und von innen antwortete ihnen Julius: »Sie müssen die Tür aufbrechen. Ebby und Jacob haben uns eingeschlossen und den Schlüssel mitgenommen. Wir können nicht hinaus, und unsere Vorräte gehen zur Neige.«
»Gut! Macht Platz!« schrie Jeremias. »Der Wachtmeister und ich werden die Tür aufbrechen.«
Jeremias war zwar alt, aber noch gut bei Kräften, und des Wachtmeisters Muskeln waren stahlhart. Unter ihren vereinten gewaltigen Stößen gab das Schloß bald nach, die Tür flog in den Turm hinein und Jeremias und der Polizist mit ihr. Diesem Ansturm waren wiederum die Kinder nicht gewachsen, und so landeten sie gleichfalls auf dem Boden. Tim stimmte ein wütendes Gebell an, und Schelm floh die Treppe hinauf.
Als dies alles überstanden war, gingen sie zusammen hinauf ins Wohnzimmer, und Julius erzählte seine Geschichte. Anne hatte Tee bereitet und reichte die dampfenden Tassen herum. Jeremias lauschte mit offenem Mund, und Wachtmeister Scharf machte sich emsig Notizen in sein Buch. Auch der Doktor, glücklich, daß niemand krank oder verletzt war, lauschte gebannt.
»Wir wußten einfach nicht, wie wir uns aus unserem Gefängnis befreien sollten«, berichtete Julius, als die Geschichte sich ihrem Ende näherte. »So zündeten wir schließlich die alte Lampe an, hängten die Glocke auf und schlugen sie mit dem Hammer an. Ich konnte kaum stehen auf der Galerie draußen, so stark war der Wind. Nach einer halben Stunde löste mich mein Bruder ab, bis seine Hände von der Kälte steif wurden. Die Lampe brannte die ganze Nacht hindurch - sie ging heute früh am Morgen aus.«
»Aber beide, Glocke und Lampe, haben ihre Schuldigkeit getan, mein Sohn«, sagte Jeremias. Die Aufregung ließ ihn zwanzig Jahre jünger erscheinen. »Ach — allein das Erlebnis, diese Lampe wieder zu sehen und diese Glocke wieder zu hören! Ich dachte, es müsse ein Traum sein.«
»Wir müssen Ebenezer und Jacob suchen«, erklärte Scharf und klappte sein Notizbuch zu. »Und ich meine, ihr geht wohl am besten nach Hause, Kinder. Das Wetter wird sich vorläufig nicht ändern - und euch hält hier doch nichts, oder?«
»Hm!« meinte Julius. »Eigentlich hält uns hier doch etwas. Denken Sie noch an den verlorenen Schatz der Strandräuber, Jeremias, von dem Sie uns erzählten? Nun — wir haben ihn gefunden.«
Jeremias war sprachlos. Er starrte Julius an und klappte dabei den Mund auf und zu wie ein Fisch. Julius angelte einige Goldmünzen aus der Tasche und zeigte sie herum.
»Hier, bitte«, sagte er. »Wir wissen, wo noch Tausende davon liegen — in eisenbeschlagenen Kisten in einem der Gänge unten im Fels. Was sagen Sie dazu? Wir können hier nicht fort, bevor wir den Schatz der Polizei übergeben haben. Er gehört dem Staat, nicht wahr?«
»Ja, tut er«, stotterte Scharf mit einem verzückten Blick auf die glitzernden Münzen. »Aber ihr werdet eine anständige Belohnung bekommen, jeder von euch. Wo ist der Schatz, ich hole ihn sofort.«
»Hm — Sie müssen den Schacht im Fundament des Leuchtturms hinunter«, erläuterte Julius bereitwillig und ernsthaft, doch mit einem kleinen verschmitzten Zwinkern in den Augen. »Dann kriechen Sie durch das Loch am Grunde und folgen dem Tunnel nach abwärts — aber geben Sie acht, daß das Meer Sie nicht erwischt! —, und wenn Sie dann ...«
Der Bleistift des Polizisten unterbrach seine eilige Wanderung über das Papier, und mit einem gequälten Ausdruck im Gesicht blickte Scharf auf. Julius lachte schallend.
»Nein, nein Richard und ich werden die beschwerliche Reise selbst unternehmen und Ihnen den Schatz unangetastet übergeben«, beruhigte er den Gesetzeshüter. »Außerdem sind wir nicht gezwungen, den Schacht hinabzusteigen - es gibt noch einen zweiten Weg, den Weg, den Sie uns gezeigt haben, Jeremias. Wir werden es heute nachmittag erledigen. Und dann - heim! Wären Sie so nett, im Felsenhaus anzurufen, daß man uns um zwölf Uhr einen Wagen schicken soll, Herr Scharf?«
»Oh, herrlich!« jubelte Anne. »Ein Abenteuer ist immer schön und verlockend - aber im Augenblick habe ich tatsächlich davon genug. Das war ein
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