5 Freunde 16 - Fünf Freunde auf dem Leuchtturm
Regelung nicht einverstanden. »Es liegt kein Grund vor, warum nicht ich gehen sollte. Oder sollen wir beide gehen, falls einer die Hilfe des anderen braucht?«
»Kein schlechter Gedanke«, gab Julius zu. »Nur ist dann niemand da, der auf die Mädchen und Brummer aufpaßt.«
»Wuff!« meldete sich Tim und erhob sich. Julius mußte lachen und strich ihm zärtlich über das Fell.
»Ist ja gut, Tim! Ich wollte nur sehen, ob du dir die Rolle des Wächters zutraust. Also - Richard und ich steigen in den Schacht hinunter. Je eher, desto besser. Fest steht, daß wir nur zur Zeit der Ebbe gehen können. Sollen wir es jetzt gleich wagen, Richard?«
Ernst und feierlich zog die ganze Gesellschaft die Wendeltreppe hinab bis zur Falltür, die den Schacht verschloß. Julius hob den Deckel hoch und blickte in schwarze Finsternis. Auch der Schein seiner Taschenlampe erreichte den Grund nicht.
»So - hier ist es«, sagte er, schwang sich über den Rand des Loches und angelte mit den Füßen nach den Sprossen der eisernen Leiter.
»Laßt die Köpfe nicht hängen, Mädchen! Im Nu sind wir durch die Gänge und Höhlen und draußen und bringen euch Hilfe.«
»Jul, bitte seid vorsichtig!« bat Anne mit zittriger Stimme. »Bitte, bitte, seid vorsichtig!«
Mit der Taschenlampe zwischen den Zähnen begann Julius den Abstieg, Richard folgte. Die Mädchen leuchteten hinter ihnen her, bis die beiden im Dunkel verschwanden. Nur ihre Stimmen schallten noch ab und zu herauf mit hohlem, fremdem Klang.
»Wir sind am Grund!« rief Julius schließlich. »Er ist aus Fels und im Augenblick völlig trocken. Über den einzuschlagenden Weg gibt es keinen Zweifel. Ich habe schon festgestellt, daß hinter dem Loch so etwas wie ein Gang beginnt. Also alle Kopf hoch! Bis bald!«
Und dann verstummten die fremden hohlen Stimmen. Tim fing an zu winseln. Er verstand nicht, was hier Seltsames vor sich ging.
Julius und Richard waren bis jetzt mit sich und ihren Leistungen recht zufrieden. Es hatte sie nicht allzuviel Anstrengung gekostet, sich durch das Bogengewölbe am Grund des Schachts zu zwängen. Nun befanden sie sich in einem finsteren engen Tunnel, dessen niedere Decke sie oft zu gebückter Haltung zwang. Ein muffiger Tanggeruch füllte die Luft, von der jedoch genügend vorhanden zu sein schien. Manchmal meinten sie sogar eine leichte Brise zu spüren.
»Ich werde froh sein, wenn wir in einen uns bekannten Tunnel kommen«, gestand Julius. »Wir können jetzt eigentlich nicht mehr weit von der Stelle entfernt sein, an der wir gestern umkehrten. He — was ist das? Richard - sieh nur! Richard!«
Richards Augen wanderten zu der Stelle, auf die Julius zeigte. »Eine Goldmünze — noch eine!« schrie er. »Hier irgendwo muß Schelm gestern die Münze gefunden haben. Oh — da ist noch eine — und noch eine! Wo, um Himmels willen, kommen sie denn her?«
Die Jungen ließen den Schein ihrer Taschenlampen umherwandern und entdeckten schließlich die Goldquelle. Über ihren Köpfen wölbte sich die schwarze Finsternis eines tiefen Felsenloches, und als sie jetzt hinaufstarrten, glitt eine Goldmünze heraus und fiel zu den anderen.
»Hier fand Schelm die Münze!« jubelte Richard. »Jul, dort oben muß eine vermodernde Kiste stehen, die ihren Schatz Stück für Stück freigibt.«
»Ein ausgezeichnetes Versteck!« staunte Julius und beleuchtete den Felsen über sich. »Außer einem dunklen Loch ist nicht das mindeste zu sehen. Keine Kiste, nichts. Sie wurde wahrscheinlich in eine Vertiefung an der Seite geschoben, und zwar von jemandem, der das Versteck genau kannte.«
»Mach mal ein Trittbrett aus deinen Händen, Julius, ich muß mir das unbedingt einmal ansehen«, drängte Richard. »Schnell, ich bin ganz zappelig vor Aufregung.«
Julius tat, wie ihm geheißen, und Richard steckte Kopf und Schultern durch das Loch. Er faßte nach rechts - nichts! - und faßte nach links und rührte an etwas Hartes, Kaltes - ein Eisenband vielleicht? Er ließ die Finger weitergleiten und befühlte etwas Weiches, Bröckeliges - uraltes, moderndes Holz wahrscheinlich. Es schien sich um eine Kiste zu handeln, die nur noch von den Eisenbändern zusammengehalten wurde. Er tastete weiter, bis Julius einen Schrei ausstieß.
»He - du läßt ja Gold auf mich regnen! Mensch - so viele Goldmünzen habe ich noch nie gesehen!«
»Jul - ich glaube, dort oben ist mehr als eine Kiste«, strahlte Richard, sprang herab und besah sich den glitzernden Haufen zu seinen Füßen.
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