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5 Jahre - 5 Geschichten: Die besten Storys aus dem LYX-Schreibwettbewerb (German Edition)

5 Jahre - 5 Geschichten: Die besten Storys aus dem LYX-Schreibwettbewerb (German Edition)

Titel: 5 Jahre - 5 Geschichten: Die besten Storys aus dem LYX-Schreibwettbewerb (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: e-book LYX
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dass sie beim Sitzen nicht zerknitterte.
    »Woher kennt Ihr Jacques?«, fragte Émine, denn sie erinnerte sich daran, dass sie den Grafen darauf ansprechen wollte.
    Bornelle legte den Kopf ein wenig schief, als müsse er sich erst eine passende Antwort zurechtlegen. »Unsere Eltern hatten miteinander zu tun«, sagte er. »Wir sind uns zum ersten Mal im Kindesalter begegnet, verloren uns danach jedoch aus den Augen. Erst vor einigen Jahren kam es zu einem Wiedersehen im Zuge einer öffentlichen Veranstaltung. Als er sich entschied, an die Stelle Eures verstorbenen Mentors zu treten, fragte er mich frei heraus, ob ich nicht Geld spenden wolle. Jacques ist ein tüchtiger Geschäftsmann, das ist ihm in die Wiege gelegt. Er tat gut daran, mich in Euer Geheimnis einzuweihen.« Er warf Émine einen unziemlichen Blick zu. »Aber lasst uns doch lieber über Euch sprechen.« Sein Blick wanderte über die Rüschen an ihrem Ausschnitt. »Ihr solltet häufiger stoffliche Gestalt annehmen«, sagte er. »Die zarte Haut steht Euch besser als das transparente Abbild eines Menschen, das Ihr bei unserer letzten Begegnung verkörpertet.«
    »Ich bevorzuge es, mich zu schützen«, sagte Émine und zwang sich dazu, dem Grafen direkt ins Gesicht zu sehen. Er schien jünger als Jacques zu sein, was sich angesichts der Perücke und des Puders auf seiner Haut jedoch nur erahnen ließ. »Paris ist eine gefährliche Stadt geworden.«
    »Da muss ich Euch Recht geben.« Bornelle rückte ein wenig näher an sie heran. »Würdet Ihr mir gestatten, Euch einmal am Arm zu berühren? Ich verehre Euch, es wäre mein sehnlichster Wunsch.« Er schlug die Augen nieder.
    Émine war seine Nähe unangenehm, erst recht, da sie nicht den Schutz ihrer Engelsgestalt genoss, doch sie fühlte sich dazu verpflichtet, den Grafen zum Wohl des Grünen Heims nicht zurückzuweisen. »Das ist ein bescheidener Wunsch für einen Mann Eures Standes.«
    »Es bedeutet mir alles. Es wird mir das Leben retten.« Noch ehe Émine sich über seine seltsamen Worte wundern konnte, hatte der Graf von hinten um sie herumgegriffen. Einen Lidschlag später spürte sie einen stechenden Schmerz in ihrem Oberarm. Sie stieß einen kurzen Laut des Missmuts aus, dann entdeckte sie den Schnitt, der sich durch den Stoff des Kleides in ihre Haut gegraben hatte. Die feine Seide färbte sich dunkelrot. Sie sprang von der Bank auf. In der Hand des Grafen blitzte ein kleiner Dolch, kaum länger als seine Hand. Émine konnte sich nicht erklären, woher er ihn so plötzlich genommen hatte.
    »Was tut Ihr da?«, verlangte sie zu wissen. Im selben Moment überfiel sie ein Schwindelgefühl, das sie noch nie zuvor erlebt hatte. Sie sank in die Knie, schloss die Augen, doch der Schwindel ging nicht vorüber. Instinktiv versuchte Émine, ihre dinghafte Gestalt aufzulösen, doch es wollte ihr nicht gelingen. Panik durchflutete sie. Innerhalb von Sekunden breitete sich ein Gefühl, als flösse Säure durch ihre Adern, in jeder Faser ihres Körpers aus. Sie starb und zerfiel, langsam zwar, aber unabdingbar. »Was ist das?« Ihre Stimme kippte vor Panik. »Ich sterbe.« Tränen flossen in heißen Strömen ihre Wangen hinab.
    »Ihr sterbt nicht. Nicht jetzt«, sagte Bornelle. Sein Tonfall hatte sich jäh verändert und ließ die Lieblichkeit, die er noch Minuten zuvor an den Tag gelegt hatte, vermissen. »Ich habe Euch für eine Weile in Euren menschlichen Körper gesperrt. Es war leider notwendig.«
    Durch den Schleier ihrer Tränen beobachtete Émine, wie Bornelle zur Tür ging und sich noch einmal zu ihr umdrehte. »Ich weiß sehr wohl, wozu Magie fähig sein kann«, zischte er. » Ihr seid diejenige, die vorsichtiger hätte sein sollen.« Dann fiel die Tür donnernd hinter ihm ins Schloss.
    Émine tastete nach der Armlehne eines Stuhls und zog sich unbeholfen zurück auf die Beine. Mit zittrigen Knien wankte sie zum Ausgang und rüttelte an der Klinke, doch die Tür war verschlossen. Sie wandte sich nach rechts und spähte durch das große Glasfenster ins Innere des Hauses. Der Graf war verschwunden. Sie strich sich mit der Hand über ihren Unterarm, dort, wo dieser aus den flügelartigen Aufschlägen ihres Ärmels ragte. Er war fest und warm. Welche Magie der Comte de Bornelle auch immer gewirkt haben mochte, sie hatte Émine die Unverwundbarkeit genommen. Das Messer, mit dem er sie geschnitten hatte, war vermutlich mit einem ihr unbekannten Gift getränkt gewesen. Die Wunde schmerzte wie tausend

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