50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste
euren Feinden und sich dann von diesen sicher nach Ägypten begleiten lassen.“
„Dann sind sie deiner Ansicht nach gen Süden?“
„Ja. Laß uns nachsehen! Aber nur wir allein, damit die Spuren nicht verwischt werden!“
Steinbach und Tarik brauchten nicht lange zu suchen, so fanden sie die Spuren dreier Kamele im tiefen Sand. Ersterer untersuchte dieselben sorgfältig.
„Es ist über drei Stunden her, daß sie fort sind“, sagte er dann in zuversichtlichem Ton. „Die Ränder der Tapfen sind bereits eingefallen, und es wird schwer werden, ihnen diesen Vorsprung wieder abzugewinnen. Mit Pferden läßt sich dies nicht tun; doch wollen wir uns zunächst versichern, ob sie sich draußen in der Wüste nicht vielleicht nach einer anderen Richtung gewandt haben.“
Zwei Minuten nach den soeben geschilderten Ereignissen jagte Steinbach mit Tarik und Hilal in wahrer Sturmeseile in die Wüste hinaus, und bald erreichten sie einen Ort, wo der tiefe Sand weit umher aufgewühlt war.
„Was ist das?“ fragte Tarik erstaunt. „Hat hier etwa ein Kampf stattgefunden?“
„Wartet! Ich werde untersuchen!“
Bei diesen Worten sprang Steinbach vom Pferd und verwandte eine so außerordentliche Sorgfalt auf seine Nachforschung, daß die beiden Brüder endlich die Geduld zu verlieren begannen.
„Was nützt es, daß du jedes einzelne Sandkorn betrachtest!“ meinte Tarik. „Wir verlieren dabei kostbare Zeit!“
„Nein, wir gewinnen Zeit. Je sorgfältiger wir jetzt sind, desto größere Gewißheit bekommen wir, und desto schneller können wir handeln. Übrigens bin ich fertig. Aber was ich gesehen habe, ist keineswegs etwas Erfreuliches. Nämlich hier sind die drei Flüchtlinge mit dem Riesen Falehd zusammengetroffen.“
„Allah! So hattest du recht. Er hat sie erwartet!“
„Ja. Seht hierher! Da hat er gesessen, sich Umschläge gemacht und Blut aus dem Mund gespuckt, und zwar unvorsichtigerweise immer nach einer Stelle hin. Hier liegt es. Hier von Westen ist er gekommen, aber nicht allein.“
„Wer sollte bei ihm gewesen sein? Er ist ja allein fort. Sollte er unterwegs mit jemand zusammengetroffen sein?“
„Jedenfalls. Hier kommen zwei breite Fährten. Ihr wißt, daß das Pferd das Kamel haßt, es kann dasselbe nicht riechen. Darum sind sie in zwei Gruppen geritten und haben auch ihre Tiere in zwei Gruppen aufgestellt. Hier rechts lagen die fünf Kamele des Riesen, und hier links befanden sich fünf oder sechs Pferde. Zu diesen sind nachher die drei Flüchtlinge gestoßen und mit ihnen weitergeritten, gerade nach Süden, wie ihr hier seht.“
„Wer mögen die fünf oder sechs Reiter gewesen sein?“
„Ich vermute, daß es feindliche Beni Suef waren.“
„Allah, Allah! Das wäre gefährlich! Woraus schließt du dies?“
„Feinde waren es sicherlich, sonst hätten sie sich nicht mit dem Riesen abgegeben.“
„Gerade darum können es Freunde gewesen sein. Er hat ihnen wahrscheinlich nicht gesagt, daß er aus dem Stamm gestoßen worden ist.“
„Sie müßten sehr dumm gewesen sein, wenn sie dies nicht gemerkt hätten, zumal er verwundet war. Ich bin überzeugt, daß es Feinde waren. Welche Feinde aber kann es hier geben?“
„Nur Beni Suef.“
„Gewiß! Und was wollen sie hier, so in der Nähe eures Lagers?“
„Sollten sie vielleicht zufällig hierhergekommen sein?“
„Zufällig? Kein Mensch kommt zufällig so nahe an ein wohlbekanntes, feindliches Lager. Da ist stets eine Absicht dabei.“
„Die wäre dann eine feindliche!“
„Gewiß. Reiten wir also dahin, wo sie hergekommen sind. Vielleicht bekommen wir noch mehr Anhaltspunkte.“
Steinbach stieg wieder auf und jagte davon, immer der Fährte entgegen; die beiden anderen folgten ihm. Es dauerte auch gar nicht lange, so riß er sein Pferd zurück. Er hatte während des Galopps den Blick stets am Boden gehalten und etwas bemerkt. Aus dem Sattel springend, hob er es auf und hielt es den beiden Brüdern hin.
Es war eine sehr kunstvoll in Eisen geschnittene Messerscheide. Gar nicht weit davon lag das Messer, oder vielmehr der Dolch.
„Gehört das etwa dem Riesen?“ fragte Steinbach.
„Nein“, antwortete Hilal, „der Riese hatte niemals ein solches Messer. Es muß einem der anderen Reiter gehört haben, der es während des Ritts aus dem Gürtel verloren hat.“
„Hier“, fuhr Steinbach, den Messergriff betrachtend, fort, „ist ein Koranspruch eingegraben und ein Name.“
„Wie lautet er?“
„Kurze Wehr und starke Faust ist
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