50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste
besser, als eine lange Waffe, aber schwache Hand. Omram el Suefi.“
„Allah 'l Allah!“ rief da Hilal, und sein Bruder stimmte in diesen Ruf des Erstaunens mit ein.
„Kennt ihr denn diesen Mann?“
„Ob wir ihn kennen! Omram el Suefi ist der Eidam des Scheiks der Beni Suef. Er ist der verschlagenste, listigste und auch verwegenste unserer Feinde. Also er ist dagewesen!“
„Reiten wir weiter.“
Wieder ging es vorwärts, doch bald wurde nochmals gehalten, und Steinbach untersuchte abermals die Stelle. Dann erklärte er:
„Hier haben die Beni Suef gelagert, und da ist Falehd auf sie gestoßen. Das scheint mir gar nicht weit von dem Platz zu sein, wo wir noch mit ihm sprachen. Jetzt ist alles klar. Omram el Suefi reitet mit noch fünf anderen um euer Lager. Welchen Zweck kann er haben?“
„Nur den, zu spionieren!“
„Natürlich ist er als Kundschafter abgesandt worden. Wann aber sendet man Kundschafter?“
„Vor einem Kriegszuge.“
„Die Beni Suef haben also vor, euch zu überfallen.“
„Bei Allah, wir werden sie empfangen!“
„Nicht so hitzig! Noch sind wir nicht fertig. Diese sechs Reiter ritten Pferde, aber keine Kamele. Was folgt daraus?“
Die beiden Brüder blickten Steinbach fragend an. Sie fanden die Antwort nicht. Hilal sagte endlich:
„Was soll daraus folgen? Sie hatten Pferde, aber keine Kamele. Darum haben sie sich auf die Pferde und nicht auf Kamele gesetzt.“
„Das ist sehr wahr, aber nicht sehr scharfsinnig“, lachte Steinbach. „Sagtet ihr nicht gestern, es sei zwei bis drei Tagereisen von hier bis zu den Weideplätzen der Beni Suef?“
„Das ist richtig.“
„Können Pferde aber einen solchen Ritt aushalten und dann des Nachts die Rückreise wieder antreten?“
„Nein, zumal es unterwegs kein Wasser gibt.“
„Aber ohne Wasser können die Pferde keinen Tag aushalten, darum –“
„Darum?“ fragte Tarik, da er die Antwort unmöglich zu finden vermochte.
„Darum“, fuhr Steinbach fort, „haben sie zwischen hier und ihren Weideplätzen Wasser.“
„Es gibt aber keine einzige Quelle da!“
„So kann man sich nur denken, daß sie Kamele mit Wasserschläuchen in der Nähe haben.“
Die beiden Brüder erschraken jetzt sichtlich.
„Kamele mit Wasserschläuchen in der Nähe?“ rief Hilal. „Das könnte nur der Fall sein, wenn sie sich bereits zu dem Überfall unterwegs befänden!“
„Das wird auch wohl so sein. Sie sind unterwegs und haben die sechs Reiter als Kundschafter vorausgesandt, um euer Lager zu umschleichen.“
„O Allah! Und diese sind auf Falehd getroffen, der Rache brütet. Er wird alles gegen uns tun, was ihm möglich ist. Aber vielleicht irren wir uns doch!“
„Nein. Es ist so, wie ich vermute“, sagte Steinbach.
„Wie kannst du dies so fest, so bestimmt behaupten? Du hast sie weder gesehen noch mit ihnen gesprochen und nur in dem Sand gelesen, als ob Worte in demselben geschrieben seien.“
„Das ist auch der Fall. Ich war jahrelang in einem fernen Land, wo es wilde Völker gibt, die man Indianer nennt. Dort ist man keinen Augenblick seines Lebens sicher, dort lernt man im Gras, im Sand, in den Blättern der Bäume, in den Höhen und Tiefen, in den Stimmen der Vögel und im Brausen des Windes die Mahnungen lesen, die ganz allein imstande sind, den Bedrohten zu beschützen. Glaubt mir, was ich euch sage: Die Beni Suef sind zu einem Überfall unterwegs und haben diese sechs Reiter auf Kundschaft gesandt. Ich weiß dies so genau, als ob ich bei ihnen gewesen sei.“
„So müssen wir handeln, und zwar schnell!“
„Zunächst rasch in das Lager zurück!“
Während die drei Männer wieder der Ruine entgegenritten, teilten sie sich ihre Gedanken mit.
„Die Hauptsache ist, den Feind auszukundschaften“, meinte Steinbach. „Das werde ich tun.“
„Du? Willst du dich für uns in Gefahr begeben?“
„Bin ich nicht euer Gast? Ist nicht eine Gefahr, die euch droht, auch für mich dieselbe?“
„Ja, du bist ein Held. Du hast uns bereits errettet und errettest uns wieder. Aber allein kannst du doch nicht reiten?“
„Nein, ihr gebt mir einige gute Krieger.“
„Ich selbst reite mit!“ sagte Tarik.
„Nein, du bist der Scheik, der Anführer der Beni Sallah. Die Augen des ganzen Stammes ruhen auf dir. Früher konntest du als Kundschafter gehen, jetzt aber nicht mehr.“
„So nimm mich mit!“ bat Hilal.
„Ja, du magst mitgehen und noch drei andere.“
„Dein Gefährte Norman Effendi?“
„Nein. Der muß bei
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