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50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

Titel: 50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Vorsichtsmaßregel wurde befolgt, und sodann ging es weiter. Aber bereits nach kurzer Zeit waren sie den Verfolgten wieder so nahe gekommen wie vorher. Letztere schienen jetzt nur noch langsam zu reiten und hatten auch eine ganz andere Richtung eingeschlagen. Hilal schüttelte den Kopf und sagte:
    „Es scheint fast, als ob sie da rechts hinüber nach dem Ferß el Hadschar wollten.“
    „Was ist das?“
    „Ein eingestürztes Gebirge, ohne Baum und Strauch und Wasser.“
    „Aber Verstecke gibt es da?“
    „Mehr als genug für tausend Mann.“
    „Nun, was wollen wir da mehr? So wissen wir ja gleich, wo wir sie zu suchen haben. Sie sind im Ferß el Hadschar. Wasser haben sie sich auf ihren Kamelen mitgebracht; da leiden sie keine Not. Wenn mir nur die Gegend bekannt wäre; da wollte ich sie schon belauschen!“
    „Ich will sie dir abzeichnen.“
    Hilal stieg ab und zeichnete mit dem Kamelstab im Sand. Steinbach dachte eine kleine Weile nach; dann fragte er:
    „Wie weit haben wir noch bis dahin?“
    „Wir würden leicht noch vor Sonnenuntergang dort sein, wenn wir nicht noch langsamer reiten müßten, als die da vorn.“
    „Nun, das paßt; das paßt ganz ausgezeichnet! Schlagen wir einen Bogen, um von einer anderen Seite an den Ferß el Hadschar zu kommen, von der her sie nichts Feindseliges erwarten können. Kennt ihr das Felsgewirr in seiner ganzen Ausdehnung?“
    „Nein. Es gibt Stellen, wohin noch kein Mensch gelangt ist.“
    „Und so habt ihr auch keine Ahnung, wo ungefähr die Beni Suef zu finden sein werden?“
    „Nein.“
    „Nun, ich hoffe trotzdem, daß unser Ritt nicht ein vergeblicher sein wird.“
    Hilal machte ein sehr nachdenkliches Gesicht und sagte:
    „Vielleicht ist es dennoch vergeblich. Nur die Spur, der wir bisher gefolgt sind, kann uns zu ihnen führen. Wenn wir sie verlassen, können wir sie im Finstern nicht wieder auffinden. Aber du bist in jenem Land gewesen, von dem du gestern erzähltest, wo vom richtigen Verständnis einer Fährte das Leben abhängt. Vielleicht vermagst du auch im Dunkeln die Tapfen der Kamele zu erkennen und zu verfolgen.“
    „Mein Auge ist durch die viele Übung allerdings sehr geschärft; aber ich bin auch nur ein Mensch. Wie eine Katze oder ein Panther vermag ich in der Nacht nicht zu sehen, doch hoffe ich, daß mir die Verfolgten nicht entgehen werden. Wir müssen vor allen Dingen verhüten, gesehen zu werden, denn sobald sie uns bemerken, ist nicht nur unsere Absicht vereitelt, sondern wir begeben uns sogar in persönliche Gefahr, da wir so wenige gegen so viele sind.“
    „Oh, sie mögen nur kommen!“
    „Das sagt dein Mut. Wenn aber der Mut nicht mit der nötigen Vorsicht gepaart ist, so wird er leicht verderblich. Wir mögen noch so tapfer sein und noch so gut bewaffnet, gegen Hunderte, wie sie uns gegenüberstehen werden, vermögen wir nichts. Was diese Fährte betrifft, so will ich dich fragen, ob du den Entflohenen wohl zutraust, daß sie einen Umweg machen?“
    „Nein, ganz gewiß nicht.“
    „Das denke ich auch. Ich meine, daß sie gerade auf ihr Ziel zureiten werden. Seit zwei Stunden hat die Fährte eine schnurgerade Linie gebildet, und ich bin überzeugt, daß diese Linie ganz bestimmt zu dem Ort weist, an dem sich die Beni Suef befinden.“
    „Du bist sehr scharfsinnig; ich gebe dir recht.“
    „Nun laß deinen Blick einmal ganz gerade dieser Richtung folgen. Was siehst du da?“
    „Ich sehe nur die Massen der Felsen, die sich am Horizonte emportürmen.“
    „Das ist also der Ferß el Hadschar. Ich will sehen, ob sich nicht eine Einzelheit unterscheiden läßt, nach der wir uns richten können.“
    Steinbach zog sein Fernrohr hervor und hielt es einige Augenblicke lang an das Auge. Dann sagte er:
    „Ganz gerade in der Richtung, in welche die Fährte führt, liegen nahe aneinander zwei einzelne, hohe und ziemlich schmale Felsen, die fast das Aussehen von Säulen haben. Kennst du sie?“
    „Laß mich einmal durch das Rohr blicken.“
    Hilal erhielt es. Da er aber im Gebrauch eines Teleskops ein Neuling war, fiel es ihm nicht leicht, die erwähnten Felsen zu fixieren. Als es ihm endlich gelungen war, antwortete er:
    „Ich kenne sie. Es sind die Benat el Hawa!“
    „Benat el Hawa, also die Töchter der Stürme. Warum nennt man diese Felsen so?“
    „Weil sie durch die Stürme vom Gebirge herabgeworfen und dort hingestellt worden sind.“
    „Ich erkläre mir ihre Entstehung anders, doch ist das Nebensache. Hauptsache ist, daß sie uns

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