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50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

Titel: 50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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sehr alte Leute gibt, die noch nicht klug geworden sind, darum wundert ihr euch, wenn hier bei uns bereits die Jünglinge gerecht und vorsichtig handeln. Ich habe euch nun alles gesagt, was mir die Pflicht gebot, euch mitzuteilen. Wenn ihr mir keine Antwort gebt, so nehme ich an, daß ihr überhaupt nicht antworten wollt, und werde meine Maßregeln danach treffen.“
    „Also Ehrenwort oder Gefangenschaft?“
    „Ja.“
    „Was tun wir?“ flüsterte der Pascha dem Grafen zu.
    „Pah! Was hat bei solchen Halunken das Ehrenwort für eine Bedeutung! Geben wir es getrost!“
    „Nun?“ fragte Tarik, der ungeduldig zu werden begann.
    „Wir geben es“, sagte der Pascha.
    „Und dein Gefährte?“
    „Ich auch“, antwortete der Russe.
    „So legt eure Hände in die meinigen!“
    Dies geschah. Dann fuhr der junge Scheik fort:
    „Ich muß euch noch darauf aufmerksam machen, daß der Bruch des Ehrenwortes bei uns ein todeswürdiges Verbrechen ist. Haltet ihr nicht Wort, so kann ein jeder euch töten. Es wird daher gut sein, wenn ihr euch das zu Herzen nehmt. Jetzt sind wir fertig. Vielleicht geht ihr zur Ruhe, um euch im Schlaf für die morgige Reise zu stärken. Allah gebe euch Frieden!“
    Dieser Wink war deutlich, und so zogen sich Ibrahim und der Russe zurück, nicht sehr erbaut von der Rolle, die sie gespielt hatten. Desto zufriedener mit seinem Erfolg aber war Steinbach. Dies sagte auch Normann, den er jetzt wieder aufsuchte.
    „Ein verteufelter Kerl, dieser Tarik!“ meinte er. „Er verhielt sich so, als ob er schon seit einem Menschenalter Häuptling gewesen sei. Er hat mir wirklich Respekt abgenötigt, wie er diese beiden Herren abkanzelte!“
    „Ja, unter diesen Natursöhnen gibt es mehr klaren Verstand und Mutterwitz, als Tausende meinen. Das Ehrenwort ist abgegeben worden, aber ich traue den zweien doch nicht recht.“
    „Ich auch nicht.“
    „Wo sind sie?“
    „Da drinnen in jenem Zelt. Warum geht nicht ein jeder in das seine? Warum stecken sie beisammen? Doch nur, um irgend etwas auszuhecken!“
    „Vielleicht auch nur, um ihre Reise zu besprechen.“
    „Meinetwegen! Aber warum brachte der eine vorhin ein ganzes Paket Sachen zu dem anderen? Warum schleppt er seine Habseligkeiten in das Zelt, in dem sie sich jetzt befinden?“
    „Das hatte er getan?“
    „Ja. Ich habe es mit meinen eigenen Augen gesehen.“
    „So haben sie etwas vor. Sie werden meinen, ein einem Beduinen gegebenes Ehrenwort habe keine Bedeutung. Direkt haben sie es ihm, indirekt aber doch uns gegeben. Ich werde Tarik bitten, das Zelt die ganze Nacht bewachen zu lassen.“
    Steinbach tat dies sofort, und Tarik war sogleich bereit, ihm den Willen zu tun, meinte aber, daß es so unauffällig wie möglich geschehen werde, um die beiden Männer nicht zu beleidigen, deren Ehrenwort eigentlich zu achten sei. Darum saß bald ein junger, wohlbewaffneter Araber so in der Nähe der beiden Zelte, daß er die Eingänge derselben im Auge hatte und jeden Ein- und Austretenden genau erkennen konnte.
    Im Lager herrschte natürlich ein sehr reges Leben. Die Königin hatte die fettesten Tiere ihrer Herde geopfert und auch ihre sonstigen Vorräte nicht geschont. Der Araber ist mäßig und enthaltsam, aber wenn er einmal ißt, so ißt er ordentlich und zeigt bei einem Schmaus, daß ein menschlicher Magen Quantitäten aufzunehmen vermag, die ein großes, fleischfressendes Tier sättigen würden. So viele Menschen der unter der Ruine gelegene freie Platz zu fassen vermochte, so viele saßen da an den riesigen schmorenden Spießbraten beisammen, und wenn zehn Gesättigte gingen, so setzten sich zwölf andere an ihre Stelle. Es wurde gesungen, gejubelt und auf der einsaitigen Geige gespielt.
    Bei diesem Durcheinander und regem Hin und Her fiel es gar nicht auf, daß auch der junge Suef, der Sklave des Riesen erschien, sich mit an dem Braten labte und dabei die beiden Zelte scharf im Auge behielt. Als er den Beduinen erblickte, der als Wächter in der Nähe saß, schnitt er ein großes, saftiges Stück des Hammelbratens ab, und sagte, es ihm überreichend:
    „Ich sehe, daß du fern sitzt, ohne zu essen. Warum kommst du nicht zu denen, die am Mahl teilnehmen?“
    „Ich darf nicht“, antwortete der Jüngling, in das Bratenstück beißend, daß ihm hüben und drüben der Saft vom Munde tropfte.
    „Wer verbietet es dir?“
    „Der Scheik.“
    „Warum? Hat nicht ein jeder das Recht, die Gaben der Königin zu genießen?“
    „Das hat ein jeder.“
    „Aber

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