50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste
einen festen Anhaltspunkt geben. Da diejenigen, die wir verfolgen, auf diese Töchter der Stürme zureiten, werden wir bei den Felsen jedenfalls ihre Spuren wiederfinden können, und ich bin überzeugt, daß wir jetzt ohne Besorgnis unsere Richtung ändern können. Laßt uns dies also tun.“
Sie schlugen nach dieser Unterredung einen Bogen, der sie mehr nach links, also nach Osten führte. Dabei mußten die Kamele all ihre Schnelligkeit entfalten, und daher kam es, daß Steinbach und Hilal bereits vor Sonnenuntergang sich auf gleicher Höhe mit dem Ferß el Hadschar befanden, nur etwas links von demselben. Jetzt schwenkten sie scharf nach rechts um, gerade auf die Felsen zu, und als sie dieselben erreichten, ritt Steinbach eine kurze Strecke in das Gewirr hinein und ließ dann halten. Sie befanden sich nunmehr an einer Stelle, die rings von Trümmerhaufen umgeben war und ihnen Sicherheit bot, nicht so leicht gesehen zu werden. Die drei anderen folgten dem Beispiel des Deutschen: sie ließen ihre Tiere niederknien und stiegen von den hohen Sitzen herab.
„Wollen wir hier lagern?“ fragte Hilal.
„Wir beide nicht, sondern nur unsere Begleiter.“
„Was aber tun wir?“
„Wir gehen zwischen diesen Felsenmassen weiter, bis zu den beiden Töchtern der Stürme. Nach meiner Berechnung erreichen wir sie noch vor Einbruch der Dunkelheit. Da werden wir die Spuren sehen und ihnen folgen, bis wir die Gesuchten finden.“
„Warum wir beide allein?“
„Meinst du, daß wir uns auf diesem Terrain der Kamele bedienen können?“
„Nein. Einer genügt aber, bei ihnen zurückzubleiben.“
„Die anderen würden uns nur hinderlich sein. Wir zwei werden weniger leicht gesehen, als wenn wir zu fünfen gehen. Und bemerkt man uns, so können zwei sich leichter verbergen und leichter entkommen als mehrere.“
„Wenn man aber während unserer Abwesenheit diese drei hier entdeckt, so sind sie verloren und wir mit ihnen. Wir haben keine Tiere, um zu entkommen.“
„Man wird sie nicht entdecken, wenn sie klug und vorsichtig sind. Einer von ihnen, aber auch nur einer, mag hier auf den Felsen steigen und sich da im Geröll verstecken. Er kann von dort die ganze Gegend überblicken und ist also imstande, zu warnen. Kommt jemand nahe vorüber, so mögen sie sich ruhig verhalten. Werden sie aber entdeckt, so mögen sie fliehen, nach verschiedenen Richtungen, damit es schwer ist, sie zu verfolgen. Um Mitternacht dann kehren sie nach hier zurück, um uns abzuholen. Ihre Tiere sind noch schnell genug, zu entkommen, und wenn es einmal Nacht geworden ist, so dürfte es schwer oder gar unmöglich sein, sie hier zu entdecken.“
Nachdem Steinbach den Zurückbleibenden noch einige spezielle Instruktionen erteilt hatte, brach er mit Hilal auf.
Der Weg, dem sie zu folgen hatten, führte zwischen Trümmern hin und war so mit kleinen Felsstücken bestreut, daß es nicht leicht war, schnell vorwärtszukommen, zumal sie bei jeder Felsenecke sich erst überzeugen mußten, daß kein Feind sich hinter derselben befinde.
Dennoch erreichten sie die beiden Schwestern der Stürme, noch ehe es Nacht wurde. Als sie vor dem ersten dieser zwei Felsen angelangt waren, hatte der Sonnenball sich eben hinter den Horizont hinabgesenkt. Das war die Zeit des Abendgebetes, und Hilal kniete trotz der gefährlichen Lage, in der sie sich befanden, nieder, um seine Andacht zu verrichten. Er tat dies, den Umständen angemessen, natürlich leise. Dann setzten sie ihren Weg fort, um den zweiten Felsen zu erreichen.
Von weitem hatte es geschienen, als ob die beiden Schwestern ganz nahe beieinander ständen; jetzt aber zeigte es sich, daß sie wohl dreiviertel Kilometer weit auseinander lagen.
Vorsichtig schritten die beiden Kundschafter hintereinander her, und zwar Steinbach voran, der hinter jedem Felsblock Deckung suchte, um ja nicht etwa bemerkt zu werden. Noch hatte er die zweite Schwester nicht erreicht, so deutete er auf den Boden.
„Siehst du es? Hier sind die Spuren! Ich hatte also recht. Sie laufen hier nach links, schnurgerade in die Felsen hinein. Schwenken wir also ab, um ihnen zu folgen!“
„Man wird uns bemerken. Gerade hier öffnen die Steine einen Weg, indem sie weiter auseinandertreten.“
„Wir folgen ihm natürlich nicht direkt, sondern zur Seite, nur hinter Steinen verborgen.“
Sie bemühten sich ängstlich, keine Spur zu erzeugen, und stets von weitem die Fährte im Auge behaltend, schlichen sie in südlicher Richtung immer tiefer in
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