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50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

Titel: 50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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steckte, der ihm als Gürtel diente. Dieses riß Hilal jetzt heraus.
    „Hier bin ich schon“, antwortete er.
    Dann tat er einen Sprung, um dem Feind die Klinge in das Herz zu stoßen, doch dieser Stoß traf nur den Arm, nicht aber die Brust, und lachend fragte Falehd:
    „Mücke, du stichst? Du kannst nicht schießen? Dann bist du verloren!“
    Beide Arme ausstreckend, wollte er Hilal ergreifen. Dieser aber nahm das Messer zwischen die Zähne, bückte sich unter den Armen des Riesen weg und ergriff ihn rechts und links an den Stellen, wo die Oberschenkel in die Hüfte übergehen.
    Was ein jeder für unmöglich gehalten hätte, das geschah. Die Wut darüber, daß die Geliebte ermordet worden sei, verzehnfachte die Kräfte des Jünglings. Hilal hob den Riesen empor, als ob dieser ein kleiner Knabe sei, und trat mit ihm zur Seite an die Brüstung. Falehd wehrte sich gar nicht. Er war über die Kräfte, die sich jetzt an ihm betätigten, geradezu so verblüfft, daß er vollständig vergaß, eine Bewegung zu seiner Rettung zu machen.
    „Hinab nun auch mit dir, ihr nach!“ rief Hilal.
    „Noch nicht! Erst kommst du!“
    So antwortete Falehd und wollte Hilal fassen; aber schon war es zu spät; er griff nur in die Luft. Hilal schwang seine schwere Last, als ob er einen federleichten Gegenstand gepackt habe, und schleuderte den Riesen in weitem Bogen über die Brüstung hinaus.
    Ein fürchterlicher Schrei aus dem Mund Falehds erscholl weit in die Ebene hinaus, dann bekundete ein dumpfer, eigentümlicher Schall, daß sein Körper unten aufgetroffen sei und von Quader zu Quader bis in die Tiefe stürzte.
    Jetzt erst drehte Hilal sich um. Er wollte nach den anwesenden Frauen sehen. Vor ihm stand nur eine einzige. Hiluja.
    „Allah, Allah!“ rief er aus.
    „Hilal!“ frohlockte sie, vor lauter Entzücken die kleinen Händchen zusammenschlagend.
    „Du, du!“
    Seine Augen waren weit offen, als ob er ein Gespenst vor sich stehen sehe.
    „Ja, ich.“
    „Oh, Allbarmherziger! So ist es dein Geist?“
    „Mein Geist? O nein! Ich bin es selbst!“
    „Nein, nein; es ist dein Geist. Allah hat dir erlaubt, zu mir zu kommen, damit ich dich noch einmal sehe, ehe du die Pforte des Paradieses betrittst.“
    „Hier! Fühle mich an und sage mir dann, ob ich ein Geist sein kann.“
    Hiluja streckte ihm die Hände entgegen.
    „Aber du bist ja tot?“
    „Tot? Ich? Siehst du nicht, daß ich lebendig bin?“
    „Ich möchte es sagen; aber der Riese hat dich doch hier hinabgeworfen?“
    „Mich nicht. Er hatte an meiner Stelle meine Dienerin ergriffen.“
    Da kehrte das Blut in die Wangen Hilals zurück. Ein Strahl wonnevoller Freude ging über sein Gesicht, und doch fragte er, noch immer zweifelnd:
    „Ist das wahr, wirklich wahr?“
    „Ja! Hier fühle es!“
    Damit schlang Hiluja die Arme um ihn und küßte ihn mit ihren vollen, lebenswarmen Lippen auf den Mund. Jetzt konnte er nicht länger zweifeln, drückte die Geliebte fest, fest an sich und rief, indem ihm die hellen Freudentränen über die Wangen liefen:
    „Also du lebst, du lebst wirklich! Allah sei gepriesen, jetzt und in alle Ewigkeit! Er hat Großes an uns getan, und ich werde ihn loben und preisen bis zum letzten Augenblick meines Lebens!“
    „Ja, er sei gelobt und gepriesen in alle Ewigkeit! Aber auch dein Ruhm soll erschallen, so weit die Zunge reicht. Du hast Falehd besiegt. Du hast ihn hier hinabgeschleudert, wie der Elefant einen Hund weit durch die Lüfte wirft!“
    Hilujas Augen waren voll Liebe und Bewunderung auf ihn gerichtet.
    „Ich weiß selbst nicht, wie mir dies gelungen ist“, sagte Hilal in bescheidenem Ton.
    „Du bist stärker als der Löwe. Wer hätte das geglaubt und gedacht!“
    „Es war der Grimm, der mir diese Kräfte gab. Ich brächte es zum zweiten Mal nicht wieder fertig. Aber man sagte mir doch, daß er dich hinabgeworfen habe?“
    „Badija und Zykyma haben das wirklich gedacht. Mich aber hörtest du nicht.“
    „Wo sind denn diese beiden?“
    „Sie sind fort, entflohen. Als du den Riesen ergriffst, war der Weg zur Treppe frei, und da sind sie augenblicklich fortgeeilt. Ich aber mußte bleiben.“
    „Du mußtest? Warum mußtest du?“
    „Du rangst mit Falehd, du befandest dich in Gefahr. Da konnte ich weder fort, noch meine Glieder bewegen.“
    „Aus Angst?“
    „Ja, aus Angst um dich.“
    „So sehr liebst du mich?“
    „Ja, so sehr, mein lieber Hilal!“
    Hiluja drückte ihr kleines schönes Köpfchen in überquellender Innigkeit

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