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50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

Titel: 50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Königin Zeit zur Flucht zu geben.
    Er antwortete: „Auf dem Rückweg!“ und verschwand schnell in dem Gang.
    Ebenso schnell aber folgte auch Haluja dem Riesen, der, noch ganz deutlich die enteilenden Schritte der Königin hörend, sich dieser so schnell wie möglich nachtastete und infolgedessen an die Treppe gelangte, die empor zur Zinne führte.
    Hier vernahm er die Königin nur noch einige Stufen über sich; da er aber nichts sehen konnte, weil es im Inneren des Gemäuers dunkel war und es Fenster oder ähnliche Öffnungen nicht gab, gelang es Badija, noch vor ihm die kleine Plattform zu erreichen, wo sie eben, als Falehd mit dem Kopf auf derselben emportauchte, von Hilujas Armen wie zum Schutz umfangen wurde.
    Gleich darauf tat der Riese einen Sprung, die letzten obersten Stufen hinauf. Die Lage der beiden Schwestern war eine verzweifelte; angstvoll hielten sie sich umschlungen und sahen sich überall nach Hilfe um. Draußen tobte der Kampf. War vielleicht von dorther Hilfe zu erwarten? Es erschien fast unmöglich. Und auch im Lager gab es ja keinen Menschen, der, selbst wenn er es vermocht hätte, mit der nötigen Schnelligkeit herbeizukommen, es wagen würde, zum Schutz der Bedrängten mit dem Riesen anzubinden!
    „Habe ich dich?“ rief dieser frohlockend. „Ah, von hier kannst du nicht weiterfliehen. Komm her!“
    Dann sprang er auf Zykyma zu, die nahe an der Treppe stand, und die er in der Eile für die Königin hielt. Das schöne Mädchen stieß einen lauten Schreckensruf aus, als der Unhold es mit seinen Armen umfing.
    „O Gott, wer wird helfen!“ sagte Hiluja in diesem furchtbaren Augenblick voller Angst zu ihrer Schwester.
    Da kam dieser ein Gedanke, von dem sie vielleicht Rettung erwarten konnte, und mit den Worten: „Hilal wird uns helfen, wenn er uns überhaupt zu hören vermag!“ hielt sie beide Hände an den Mund und stieß einen schrillen, weithin tönenden Schrei aus, denselben Schrei, der stets das Zeichen gewesen war, daß Hilal sich wieder zu ihr finden sollte, wenn sie mit dem tapferen Sohn des Blitzes einen Ritt weit hinein in die Verlassenheit der Wüste gemacht und sich da zum Scherz und um die Einsamkeit besser auskosten zu können, von ihm getrennt hatte.
    Jetzt kam es darauf an, daß Hilal ihn mitten im Getöse des Kampfes hörte. Aber selbst wenn dies der Fall war, so fragte es sich doch immer, ob er den Ruf auch als Zeichen nahm, daß sie sich in Gefahr befand.
    Der Riese hatte inzwischen seinen Irrtum bemerkt, daß er eine andere ergriffen hatte. Rasch ließ er nun Zykyma fahren und wandte sich zu den Schwestern.
    „Ah, hier bist du! Jetzt gehst du mit!“
    Dann machte er eine Bewegung auf die Königin zu, blieb aber unter dem Einfluß eines plötzlichen und neuen Gedankens stehen, als er die beiden Schwestern vor sich sah, vom Morgenstrahl beleuchtet, Badija in der Pracht ihrer vollständig entwickelten Schönheit, Hiluja aber als eben aufgebrochene, viel verheißende Knospe in herrlicher Jugendfrische und Mädchenhaftigkeit!
    „Bei Allah, die jüngere ist besser!“ sagte er. „Ich werde Hiluja mit mir nehmen!“
    Dann riß er die beiden Schwestern voneinander, so daß die Königin gegen die steinerne Brüstung der Zinne flog, ergriff Hiluja mit starken, rücksichtslosen Fäusten und wollte sie eben nach der Treppe ziehen, da fühlte er sich von hinten ergriffen.
    Die alte Dienerin war ihm nachgeeilt, und als sie, aus der Treppenöffnung emportauchend, ihre geliebte junge Herrin in Gefahr sah, da schoß sie vollends herbei, klammerte sich von hinten mit aller Kraft an Falehd fest und schrie:
    „Halt, Ungeheuer! Erst muß ich tot sein, eher bekommst du sie nicht!“
    In demselben Augenblick stieß die Königin den Schrei zum zweiten Mal aus. Der Riese bemerkte es wohl.
    „Rufst du um Hilfe?“ rief er hohnlachend. „Blicke dich doch um! Es gibt keinen Menschen, der jetzt an dich denkt und der dich jetzt hören kann.“
    Zugleich versuchte er, die Alte von sich abzuschütteln; aber dies gelang ihm nicht, da sie sich zu fest anklammerte. Da hielt er mit der Linken Hiluja und griff mit der Rechten nach hinten, um die Dienerin von sich zu reißen, aber es war ihm auch dies unmöglich.
    „Nun, wenn du nicht anders willst“, rief er jetzt lachend, „so zerdrücke ich dich wie eine faule Dattel!“
    Dann tat er einen raschen Schritt nach der steinernen Brüstung und stellte sich von hinten in der Weise gegen dieselbe, daß die Dienerin sich zwischen ihm und den starken

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