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50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

Titel: 50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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mißlänge, würdest du diese beiden herrlichen Geschöpfe nur für mich retten. Tschita muß mein Weib werden. Sie muß – muß – muß! Ihre Mutter wollte es nicht sein, nun wird die Tochter an ihre Stelle treten. Du aber, Ibrahim Pascha, bist mein Sklave und Werkzeug. Du willst Minister werden, und ich werde es sein. Du arbeitest für mich, und wenn ich die Früchte genieße, werde ich dir die Schalen an den Kopf werfen. Laufe hin!“
    Und der Pascha lief hin. Er dachte nicht, welch einer Begegnung er jetzt entgegengehe.
    Er fand das Vorzimmer des Beis bereits mit vielen Leuten besetzt. Sie alle wollten mit dem Herrscher sprechen. Ein jeder hatte sein eigenes Anliegen. Davon aber hütete er sich zu sprechen. Der Gegenstand der leise geführten Unterhaltung war vielmehr das Ereignis, das sich heute in der Nacht mit dem berüchtigten Juden Jakub Asir zugetragen hatte. Er und seine Spießgesellen waren gefangengenommen. Das gab einen Rechtsfall, der gewiß Tausende von Zuschauern im Hof des Palastes versammeln würde.
    Auch dieser Gegenstand war endlich trotz des Interesses, das er bot, erschöpft. Die Zeit verging, und doch wurde keiner vorgelassen. Man fragte neugierig, was der Bei denn jetzt so notwendig zu tun und zu besprechen habe. Es mußte sich jedenfalls um eine Person oder Sache von allergrößter Wichtigkeit handeln.
    Endlich schien die lange Unterredung zu Ende zu sein. Die beiden Stimmen im Audienzzimmer des Herrschers näherten sich dem Ausgang, und man hörte den Bei sagen:
    „Also sind wir in jeder Beziehung einig. Sie können bereits abreisen, wenn ich Sie nicht so gern noch für kurze Zeit bei mir sehen möchte. Wollen Sie meinem Tunis noch einige Zeit schenken?“
    „Einige Tage wohl, wenn Sie befehlen. Länger aber zu verweilen ist mir nicht erlaubt.“
    „Wann sehen wir uns also wieder?“
    „Nun, dann nach –“
    „Hm, ja! Nach dem Gebet! Allah geleite Sie!“
    Die Vorhänge wurden darauf auseinandergeschoben, und beide Sprecher erschienen, der Bei, um seinen Gast bis zur Tür zu geleiten, und letzterer, um sich mit einer tiefen Verbeugung zu verabschieden.
    Bei dem Anblick dieses Mannes wich das Blut aus Ibrahim Paschas Wangen. Er sah ja Steinbach, den Mann, den er in den Fluten des Goldenen Horns ertrunken wähnte! War er es denn wirklich? Unmöglich! Es war jedenfalls ein anderer, der nur eine so ungemeine Ähnlichkeit mit dem Ertrunkenen besaß.
    Da aber erblickte auch Steinbach den Pascha, und über sein schönes Gesicht glitt ein unbeschreibliches Lächeln. Schnell trat er an ihn heran und fragte in türkischer Sprache, während er mit dem Bei französisch gesprochen hatte:
    „Du hier? Wie ist das möglich?“
    Der Pascha nahm sich zusammen, heuchelte so viel Gleichgültigkeit, wie ihm möglich war, und antwortete:
    „Kennst du mich?“
    „Jedenfalls doch!“
    „Ich dich nicht.“
    „Wie? Hätten wir uns nicht gesehen?“
    „Nein. Wo willst du mich gesehen haben?“
    „In Stambul.“
    „Da war ich nie.“
    „Wie heißt du?“
    „Ich bin der Kaufmann Hulam aus Smyrna.“
    „Ah, nicht Ibrahim Pascha aus Stambul?“
    „Nein.“
    „Das ist dein Glück, denn sonst hätte ich dich sofort als Mörder gefangennehmen lassen. Nimm dich in acht, daß diese Ähnlichkeit dich nicht noch in großen Schaden bringt.“
    Steinbach ging darauf.
    Der Bei hatte, zwischen den Vorhängen stehen bleibend, das Gespräch mit angehört. Er wandte sich in sein Zimmer zurück, und die Audienz begann.
    Es war dem Pascha angst geworden. Bald lief es ihm heiß, bald kalt über den Körper, und er fragte sich, ob es nicht besser sei, Tunis sofort zu verlassen. Aber konnte er sich jetzt von hier entfernen, ohne erst recht in Verdacht eines bösen Gewissens auf sich zu laden?
    Zudem wurde sehr bald sein Name genannt, und er mußte bei dem Herrscher eintreten. Dieser saß, eine kostbare Wasserpfeife rauchend, auf einem Kissen, die Arme auf seidene Rollen gestützt. In der Linken hielt er, scheinbar nur spielend, einen geladenen Revolver. Sein Auge ruhte mit scharfem, finsteren Blick auf dem Eintretenden, der sich so tief verneigte, daß er fast zur Erde fiel.
    „Du warst bereits bei mir“, sagte der Bei. „Was willst du heute wieder hier?“
    „Ich wollte dich um die Gnade bitten, dich meiner Frage in Großmut nochmals zu erinnern.“
    „Welcher Frage?“
    „Ob es dir angenehm sein würde, wenn der in Stambul weilende Großwesir dir durch einen privaten Bevollmächtigten gewisse Wünsche

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