Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

Titel: 50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
mir drohen?“
    „Ja, ich drohe dir! Und nun handle danach. Wer aber wird uns bedienen, da die Mutter krank ist und wir keine Frauen haben?“
    „Bedient euch selbst. Das übrige wird Said tun.“
    Das war den beiden Mädchen nur willkommen.
    Nach einiger Zeit trat Said ein und meldete ihnen, daß der Pascha noch einmal für einige Minuten ausgegangen sei.
    „Wo ist der Derwisch?“ fragte Zykyma.
    „Auch fort.“
    „Wird er mitreiten?“
    „Ja. Wir reiten alle.“
    „Das ist auffällig. Warum alle? Sieht das nicht wie eine Abreise aus?“
    „Diesen Verdacht habe auch ich bereits gehabt.“
    „Ist es da nicht besser, wir verlassen gleich jetzt das Haus und suchen die Freunde auf?“
    „Das geht nicht. Die beiden Wächter stehen unten. Sie sind bewaffnet bis an die Zähne. Ich bin allein gegen sie und müßte im Kampf unterliegen. Außerdem gehört ihr dem Pascha. Er kann es beweisen und euch in jedem Augenblick zurückfordern. Wartet bis heute abend. Die Freunde werden kommen und euch nach dem Schiff bringen. Seid ihr dort, dann ist alles gut.“
    „Aber wenn der Pascha uns betrügt?“
    „Ich glaube doch nicht, daß er die Absicht hat, von Tunis abzureisen. Ich weiß, daß er hier noch viel zu tun hat. Ich hörte es gestern.“
    „Das gebe Allah!“ sagte Tschita. „Wenn er mich hier weglockte ohne meine Mutter, so müßte ich sterben, würde aber vorher ihn töten.“
    „Übrigens“, meinte Said lächelnd, „bin ich auf alles gefaßt. Ich habe den Freunden gesagt, daß wir nach dem Bardo wollen. Sie werden uns nachfolgen, wenn wir nicht zurückkehren, und ich werde dafür sorgen, daß sie erfahren, wohin wir gehen. Ihr dürft keine Sorge haben.“
    Der Derwisch war noch eher fortgegangen als der Pascha. Letzterer wollte sich überzeugen, ob die Patrone ihre Schuldigkeit tun würden. Doch fiel es ihm gar nicht ein, sich in Gefahr zu begeben, sondern er machte einen Umweg um den Bardo herum. Hinter dem Garten desselben gab es ein dichtes Gebüsch. Dieses suchte er auf, um dort Zeuge des Vorganges zu sein.
    In diesem Augenblick gab der Gebetsrufer das Zeichen. Die Mohammedaner haben nämlich keine Glocken. An Stelle derselben dienen Bretter, an die geschlagen wird. Das Holz derselben gibt einen weithin hörbaren, wohltönenden Klang.
    So war es auch jetzt, als die Schläge erschallten und der Muezzin hoch oben auf dem Minarett stand und rief:
    „Haï el Moslemim es salah – wohlan, ihr Gläubigen, zum Gebet!“
    Da kniete gewiß ein jeder gläubige Muselmann nieder, um sein Gebet zu sprechen. Der Derwisch aber tat es nicht, und ebensowenig der Pascha. Letzterer hielt vielmehr den Blick mit unendlicher Spannung auf ersteren gerichtet. Dieser kam langsam näher. Er hatte das Messer in der Hand und schritt bedächtig und würdevoll hart an der Mauer entlang.
    Da blieb er für einen kurzen Augenblick stehen und erhob die Hand.
    „O Allah! Jetzt!“ entfuhr es dem Pascha.
    Aber, obwohl er Auge und Ohr anstrengte, sah und hörte er nichts. So erging es auch dem Derwisch. Er erwartete, den lauten Knall der Explosion zu vernehmen, es erfolgte aber nicht das geringste Geräusch.
    Was war das? Woran lag die Schuld? Hatte er vielleicht seine Sache nicht richtig gemacht? Er sah sich nach rechts, links und rückwärts um. Kein Mensch befand sich in Sicht. Er untersuchte den Draht. Dieser war in Ordnung. Schnell zog er nun das Fell unter dem Turban hervor, begann es zu reiben, verbarg es wieder, als er glaubte, daß es genug sei, und berührte dann den Draht mit dem Messer – keine Wirkung!
    „Hölle, Tod und Teufel!“ fluchte er. „So versuche ich es zum dritten Mal!“
    Und abermals zog er das Fell hervor und begann es zu reiben, da – stieß er einen langen Ruf des Schreckens aus. Im selben Augenblick nämlich sprangen vier Männer von der Mauer herab und hatten ihn sofort in ihrer Mitte.
    „Was tust du hier?“ fragte der erste.
    Der Derwisch starrte ihn wortlos an. Es war Steinbach.
    „Nun, antworte!“ befahl dieser.
    „Was geht es dich an?“ stotterte der Gefragte, mit entsetztem Blick die anderen drei, Normann, Wallert und den Engländer, betrachtend.
    „Das geht mich wohl etwas an!“ lachte Steinbach. „Ich habe geglaubt, du seist ein Derwisch!“
    „Das bin ich auch!“
    „Lüge nicht! Gehörtest du zu diesem frommen Orden, so würdest du jetzt zur Stunde des Gebetes hier an der Erde knien und Allah deine Seele schenken.“
    „Hast du mir etwa zu sagen, was ich tun soll?“
    Der

Weitere Kostenlose Bücher