50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste
Da gibt es keine Änderung. Wenn Allah seit Ewigkeit bestimmt hat, daß Mohammed es Sadak Bei von meiner Hand sterben soll, so bin ich kein Mörder, wenn ich ihn töte, sondern ich erfülle nur den Willen des Allmächtigen.“
„Du sprichst von dir? Willst etwa du den Streich führen?“
„Warum nicht? Aber was habe ich davon?“
„Viel, sehr viel!“
„Was bietest du?“
„Was wirst du fordern?“
„Einen Teil der Gewalt, die dir zufällt.“
„Meine Gnade würde dich beleuchten.“
„Bedenke, wenn du deine jetzige Aufgabe so schnell erledigst, so stehen dir alle Würden offen. Der Wesir hat nie eigentlich die Gunst des Großherrn besessen; wenn der Herrscher von Tunis jetzt stirbt, so fällt der Großwesir und sämtliche Minister und Beamte der Hohen Pforte mit ihm. Neue steigen empor, und unter diesen Neuen wirst du einer der Ersten sein.“
„Das ist sicher; das weiß ich ebensogut, wie du es mir sagst.“
„Werde ich dein Sekretär sein, wenn du Minister wirst?“
„Ja.“
„Schwöre es!“
„Das habe ich eigentlich nicht nötig, denn ich habe dir noch niemals mein Wort gebrochen; aber ich will dir dennoch den Schwur bei dem Bart des Propheten leisten.“
„Gut! Paß auf, was heute geschieht!“
„Darf ich es nicht vorher wissen?“
„Du darfst es wissen, wenn du mir versprichst, mich nicht dabei zu stören und mir auch nicht abzureden.“
„Ich gebe dir dieses Versprechen unbedenklich.“
„Hast du einmal von den ‚Freunden der Patrone‘ gehört?“
„Ja.“
„Nun, was?“
„Es gibt mehrere heimliche Verbindungen, zu denen besonders Derwische und Softa's (Studenten) gehören. Eine dieser Verbindungen nennt ihre Glieder ‚Freunde des Giftes‘, die andere gibt den Ihrigen den Namen ‚Freunde der Patrone‘. Die eine Verbindung schafft ihre Feinde durch Gift beiseite, während die andere jeden, der ihr im Wege steht, in die Luft sprengt.“
„So ist es.“
„Und du? Bist du etwa Mitglied?“
„Ich bin ein Freund der Patrone.“
„Ich habe keine Ahnung gehabt, daß Du zu dieser Verbindung gehörst.“
„Wir halten unser Geheimnis fest und sprechen nur dann von demselben, wenn es unumgänglich nötig ist. Und das ist jetzt der Fall.“
„Würdest Du etwa auch mich auf diese Weise töten?“
„Ja, wenn Du ein Feind meiner Verbindung würdest.“
„Ah, das ist sehr aufrichtig!“
„Daraus magst Du erkennen, daß ich Dein Freund bin.“
„Ich könnte aber auch die Erkenntnis daraus ziehen, daß es sehr notwendig ist, Dich zu meiden.“
„Das würde Dir gar nichts helfen. Du bist uns bekannt, und was ich nicht tun könnte, würde ein Anderer tun.“
„Ich danke dir. Was aber hat diese Verbindung mit unserer Aufgabe zu schaffen? Soll etwa der Bei von Tunis in die Luft gesprengt werden?“
„Warum nicht? Die Patrone liegt bereits an ihrer Stelle. Ich habe sie heute in der Nacht in das Gartenhaus des Gebieters gebracht.“
Er erzählte ihm so viel von dem Ereignis, wie er für nötig hielt.
„Das ist sehr leicht. Es bedarf nur eines einzigen elektrischen Funkens. Hier im Innern meines Turbans habe ich ein kleines Fell. Und diese Scheide meines Messers ist von Glas und mit einem Stoff überzogen, den ich nicht kenne, vielleicht ist es Pech oder Harz. Will ich die Patrone zünden, so reibe ich die Messerscheide recht kräftig mit dem Fell und halte sie dann an den Draht, der zur Patrone führt. Der Funke springt über, und sie zerplatzt in demselben Augenblick.“
„Das gibt eine Explosion, die auch dich vernichten kann.“
„Da brauchst du gar keine Sorge zu haben. Die Patrone wirkt nur auf ganz kurze Entfernung, aber um so kräftiger. Übrigens befindet sich ja die Gartenmauer zwischen mir und meinem Opfer.“
„Aber der Knall wird dich verraten!“
„Wieso?“
„Man wird herbeieilen, sobald mach ihn hört, und dich ergreifen.“
„Wird man denn wissen, daß ich die Ursache bin? Ich gehe spazieren. Wenn der Muezzin von dem Minarett herabruft: ‚Auf, ihr Gläubigen, rüstet euch zum Gebet‘, tritt der Bei in sein Gartenhaus und kniet auf das Kissen nieder. Ich lustwandle langsam an der Mauer hin, und im Vorbeigehen berühre ich den Draht. Wer will so schnell herbeieilen und auch so schnell die Drahtleitung entdecken, daß er sagen könnte, ich sei der Täter? Und selbst dann, wenn man mich ergreift, wird man nichts bei mir finden, womit man beweisen könnte, daß ich den Funken erzeugt habe. Doch jetzt genug hiervon! Sage mir kurz und
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