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50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

Titel: 50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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vortragen lassen würde.“
    „Der Großwesir hat mit mir nur amtlich zu verkehren. Er hat nicht zu wünschen, sondern zu bitten. Wer sollte denn der Bevollmächtigte sein, falls ich die Lust hätte, auf diesen Vorschlag einzugehen?“
    „Der Großwesir würde ihn bestimmen.“
    „Nicht ich? Der Großwesir ist mir wirklich sehr gnädig gesinnt! Vielleicht würde er dir diese Angelegenheit anvertrauen. Nicht wahr?“
    „Das ist möglich.“
    „So müßtest du also nach Stambul, um dir deine Instruktionen zu holen! Das dauert mir zu lang.“
    „Vielleicht bin ich bereits im Besitz der Instruktionen.“
    „So hast du mit dem Großwesir gesprochen?“
    „Ja.“
    Da ging ein verächtliches, stolzes Lächeln über das Gesicht des Herrschers, und er sagte:
    „Vermelde dem Großwesir meinen Respekt, aber zugleich auch, daß es mich sehr wundert, daß er sein Vertrauen nicht klügeren Leuten schenkt!“
    „Herr!“ stammelte der Pascha.
    „Ja, sage ihm das! Soeben hast du geleugnet, in Stambul gewesen zu sein, und mir gestehst du ein, mit dem Wesir gesprochen zu haben –“
    „Das geschah nicht in Stambul.“
    „Lüge nicht! Der Großwesir hat Stambul seit seinem Amtsantritt nicht verlassen! Warum übrigens beleidigt er mich mit dir? Bist du wirklich nur Kaufmann, so ist es eine Beleidigung, dich zu mir zu senden. Bist du aber mehr, so ist es eine ebenso große Beleidigung, es mir zu verheimlichen.“
    „Herr, ich habe zu gehorchen!“
    „Ja, du bist der Sklave deines Herrn, und darum soll dich mein Zorn nicht treffen. Aber hüte dich, hier in meinem Land etwas zu tun, was gegen meinen Willen und gegen meine Gesetze ist. Der Wesir könnte dich nicht schützen, denn du bist nicht offiziell von ihm bei mir beglaubigt und an mich empfohlen. Ich rate dir, der Kaufmann Hulam zu bleiben und als solcher in Frieden deines Weges heimwärts zu ziehen. Das wird das beste sein. Sehen wir uns wieder, so ist es gewiß nicht mehr so in Frieden wie jetzt. Nun kannst du gehen. Ich halte dich nicht!“
    So etwas war dem Pascha noch niemals geboten worden. Er kochte vor Wut und – schwerer Besorgnis. Seine Wut war um so größer, als er dieselbe nicht einmal merken lassen durfte. Er mußte sich mit dem untertänigsten Lächeln und in größter Demut verleugnen. Dann ging er. Aber wie er durch das Vorzimmer in den Hof und dann aus dem Palast hinausgekommen war, das wußte er selbst nicht mehr. Er hätte vor Grimm die ganze Menschheit erwürgen mögen.
    Als er zu Hause ankam, fand er den Derwisch natürlich von der größten Neugierde erfüllt.
    „Nun, wie ist es gegangen? Was hast du beschlossen?“ fragte der Freund der Patronen.
    „Er muß sterben.“
    „Ah! Also doch?“
    „Ja, und zwar noch heute.“
    „Natürlich.“
    „Und noch einer!“
    „Noch einer? Du bist in einem Zorn, wie ich ihn an dir noch niemals bemerkt habe.“
    „Ist es ein Wunder? Er hat mich wie einen Hund behandelt! Nein, nicht wie einen Hund, sondern wie ein giftiges Ungeziefer hat er mich fortgewiesen.“
    „Wie ist das gekommen? Mohammed es Sadak Bei ist doch als ein milder, freundlicher Mann bekannt.“
    „Der andere ist schuld! Aber darum soll auch er mit sterben, auch er!“
    „Wer?“
    „Jener Mensch, von dem ich glaubte, daß er tot sei, ertrunken im Goldenen Horn. Jener Mensch, den wir durch den Wärter des Leoparden beobachten ließen; jener Mensch, der mich hinderte, auf dem Gottesacker diesen Wallert festzunehmen; jener Mensch –“
    „Der, der –!“ rief der Derwisch, im höchsten Grad betroffen.
    „Ja, der!“
    „Der lebt noch?“
    „Welche Frage! Er lebt nicht nur noch, sondern ist mir auch hier bei dem Bei zuvorgekommen. Er hat einen glänzenden Sieg davongetragen, wie ich mit meinen eigenen Ohren anhören mußte. Und dann trat er voller Hohn zu mir und examinierte mich, wie ein Richter den Verbrecher ausfragt.“
    „Erzähle doch!“
    „Was gibt es da zu erzählen! Sie müssen beide sterben!“
    „Ganz recht! Aber ich möchte doch erfahren, was sich begeben hat. Nur dann weiß man, was zu tun nötig ist.“
    „So höre!“
    Ibrahim Pascha erzählte. Der Derwisch hörte aufmerksam zu. Dann sagte er:
    „Jetzt ist mir alles klar. Dieser Mann ist mit Normann und Wallert hier angekommen. Er weiß, wo wir wohnen, er weiß jedenfalls auch, daß diese beiden gestern abend hier im Garten gewesen sind. Er ist mit im Komplott. Er will dir deine Frauen mit entführen.“
    „Das soll ihm nicht gelingen! Er muß ebenfalls

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