Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

Titel: 50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
Wollen wir schießen oder stechen?“
    Über das Gesicht des Gefragten zuckte ein höchst eigentümliches Lächeln. Er antwortete:
    „Stechen. Beim Schießen wärst du verloren. Ich also bin es, der Gnade walten läßt!“
    „Hund!“ brüllte der Riese.
    „Du weißt nicht, was du redest. Würde ein anderer mich mit diesem Wort beschimpfen, so wäre er in derselben Minute eine Leiche. Da aber die Strafe so sicher über dich kommt, wie ich hier vor dir stehe, so will ich Großmut üben. Ich habe gesagt, daß du beim Schießen verloren seist, und das ist wahr. Man nennt mich Ibn es sa'ika!“
    „Ibn es sa'ika – Sohn des Blitzes?“ lachte der Sergeant. „Jetzt weiß ich gewiß, daß du verrückt bist. Söhne des Blitzes nennt man zwei Brüder vom Stamm der Sallah. Wenn ihre Flinten blitzen, ist derjenige, auf den sie zielen, verloren. Willst du etwa einer dieser Brüder sein? Das mache anderen weis!“
    „Denke, was du willst! Also bist du einverstanden, daß wir zu den Waffen greifen?“
    „Ja. Und nun zu Ende mit der Rederei. Es wird Zeit, daß wir zu einem Resultat kommen!“
    Der Sergeant riß das Messer aus dem Gürtel und stellte sich in Positur. Hilal warf den Mantel ab und legte die Flinte zur Erde. Er trug jetzt keine andere Kleidung als das Untergewand. Dieses bestand nur in einem Hemd, das keine Ärmel hatte und bis hernieder zum Knie reichte. Die Arme waren bloß und zeigten Muskeln, die ihm wohl vorher keiner zugetraut hätte.
    „Also angefangen!“ rief der Tschausch.
    „So komm!“ antwortete der Beduine. Dann zog er das Messer aus dem Gürtelstrick und setzte sich, die nackten Beine vor sich hinstreckend und das Messer in der rechten Hand haltend, zur Erde nieder. Der Tschausch hatte etwas ganz anderes erwartet.
    „Was soll's?“ fragte er. „Was fällt dir ein?“
    „Nun, ein Zweikampf auf Messer!“
    „Sitzend etwa?“
    „Ja, ich meine den Zweikampf der Wüste. Nur in diesem zeigt es sich, ob man wirklichen Mut und wahrhaftige Tapferkeit besitzt.“
    „Alle Teufel! Wüstenkampf! Ich denke gar nicht daran! Ich bin Arnaut, aber kein Beduine!“
    Der echte Messerkampf der Sahara besteht darin, daß die beiden Duellanten sich einander gegenübersetzen, jeder das Messer in der Hand. Der eine sticht sich die Klinge in irgendeine Stelle seines Körpers, zum Beispiel in die Wade, so daß der Stahl an der anderen Seite wieder herauskommt. Der andere muß sich an ganz derselben Stelle denselben Stich versetzen. Hat er das getan, so schneidet sich der erstere vielleicht die ganzen Muskeln des Oberschenkels bis auf den Knochen auf. Der zweite muß dies auch tun. Wer am längsten aushält, ohne eine Miene zu verziehen, der ist der Sieger. Die Beduinen sind unerreichbar in dieser Art des Zweikampfes. Sie haben eine solche Selbstbeherrschung, daß sie sich die schmerzhaftesten Wunden mit lächelndem Mund beibringen.
    Das war aber nicht nach dem Geschmack des Tschausch. Er wollte seinem Gegner einfach das Messer in das Herz stoßen, nicht aber sich selbst auf so unsinnige Weise zerfleischen. Er war der bei weitem Stärkere; er mußte ja siegen, und so wäre es geradezu Verrücktheit von ihm gewesen, auf diese Art des Kampfes einzugehen.
    Hilal hob jetzt den lachenden Blick zu ihm empor und sagte:
    „Du willst nicht?“
    „Nein.“
    „Ah! Die Wunde tut allerdings weh!“
    „Wie meinst du das?“
    „Du fürchtest den Schmerz!“
    „Hund! Keine weitere Beleidigung!“
    „Gut, wie du willst!“
    Dann erhob sich Hilal von der Erde und fuhr gleichmütig fort:
    „Ich wollte dein Leben schonen, denn du hättest dich doch wohl nicht selbst erstochen. Darum schlug ich dir diese Kampfesweise vor. Die Art aber, welche du wünschst, ist höchst lebensgefährlich für dich. Meine Klinge ist sicher.“
    „Versuche es!“ lachte der Riese höhnisch auf.
    „Das brauche ich nicht! Ich kenne mein Messer so genau, daß es eines Versuches gar nicht bedarf. Du wärst verloren, wenn ich wollte. Aber ich bin Gast des Vizekönigs und will ihm daher keinen seiner Soldaten erstechen. Das wäre Unhöflichkeit.“
    „Schwatze nicht Unsinn! Beginnen wir lieber. Wer von uns beiden eine Leiche wird, das kann nur ich sehen, da nur ich der Überlebende sein werde.“
    „In diesem Fall muß ich dich bitten, meinen Verwandten die Kunde meines Todes zugehen zu lassen, damit sie nicht vergebens nach mir suchen.“
    „Ich werde es tun. Also dein Name?“
    „Hilal.“
    „Hilal? Von welchem Stamme?“
    „Dieser Frage bedarf

Weitere Kostenlose Bücher