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50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

Titel: 50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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aus!“ sagte der Araber. „Seht her, ob ich Wort gehalten habe!“
    Das alles war mit solcher Schnelligkeit vor sich gegangen, daß weder der Tschausch wußte, was eigentlich geschehen sei, noch die anderen sehen konnten, was der Sprecher eigentlich meine. Sie sahen nur Blut von den Schultern des Arnauten laufen. Dieser stand stöhnend still, er wollte die Arme erheben, um den Gegner zu fassen, konnte es aber nicht. Da brüllte er laut auf:
    „Allah, o Allah!“
    „Was ist mit ihm?“ fragte einer, auf den Verwundeten zutretend. Nun sah man erst, was geschehen war. Hilal hatte dem Tschausch die Rückenmuskeln quer über beide Schlüsselbeine und die Schulterblätter zerschnitten, und da diese Muskeln zur Bewegung der Oberarme notwendig sind, war es dem Verwundeten nun unmöglich, die Arme zu erheben, sie hingen dicht am Körper herab, und er stand in einer großen Lache des herabfließenden Blutes.
    Zahlreiche Schreckensrufe machten ihn bald mit seinem Zustand bekannt. Die Wut, in die er dadurch geriet, war geradezu unbeschreiblich. Er gebärdete sich wie ein wildes Tier und forderte die andern auf, den Täter auf der Stelle umzubringen. Sein Zustand macht auf diese allerdings einen Eindruck, der für den Beduinen verhängnisvoll werden konnte. Schon drängten, während zwei den Verwundeten in das Zelt schafften, die anderen drohend an den Sieger heran.
    „Der Teufel hat ihm geholfen!“ rief einer.
    „Ja. Er steht mit den bösen Geistern im Bund“, meinte ein zweiter. „Wie hätte er sonst siegen können!“
    „Er hat ihn gelähmt. Das ist schlimmer als der Tod!“
    „Tötet ihn!“
    „Nein! Lähmt ihn auch!“
    Solche Rufe ließen sich hören. Hilal stand ruhig an der Wand des Zeltes, das Messer noch in der Hand, das eine Auge auf seine Flinte gerichtet, die noch am Boden lag. Er war auf alles gefaßt.
    „Ich habe ihn gewarnt!“
    „Du bist behext. Du hast ein Amulett! Heraus damit!“
    „Hier ist mein Amulett.“
    Er hob sein Messer empor.
    „Leugne nicht! Wie hättest du ihn sonst besiegen können, ihn, den stärksten von uns allen!“
    „Ich habe euch gesagt, daß ich Hilal bin, der Sohn des Blitzes. Hätte er es geglaubt!“
    „Auch wir glauben es nicht. Rache für ihn. Blut um Blut!“
    „Vergeßt nicht, daß ich der Gast des Vizekönigs bin!“
    „Ja, vergeßt das nicht. Und vergeßt auch nicht, daß er unter meinem Schutz steht!“ sagte jetzt plötzlich der Onbaschi, indem er sich vor Hilal hinstellte und die Dränger von ihm zurückschob.
    „Du handelst nicht wie einer der Unsrigen!“ wurde ihm da vorgeworfen.
    „Ich handle so, wie ich muß und wie ich es euch vorher gesagt habe. Er hat den Tschausch im ehrlichen Zweikampf besiegt. Er hat bewiesen, daß er ein Mann ist. Was wollt ihr ihm tun?“
    „Sein Blut wollen wir.“
    „Ich dulde nicht, daß ihr ihn mordet!“
    „Er soll mit uns kämpfen. Er hat es uns versprochen. Laßt diese verdammten Weiber fort! Wir wollen nicht sie, sondern ihn!“
    Die alte Beduinin erhielt in diesem Augenblick einen Fußtritt, daß sie laut aufschrie.
    „Komm, komm, Hiluja!“ bat sie. „Laß uns fliehen! Die Gelegenheit ist günstig. Sie selbst jagen uns fort.“
    „Ich bleibe!“ antwortete jedoch die Angeredete.
    Hiluja hatte nicht einen Tropfen Blut im Gesicht. Was sie beim Anblick des so glücklich beendeten Kampfes ausgestanden hatte, das war nichts gegen die Angst, die sie jetzt empfand. Sie, die Tochter eines kriegerischen Stammes, hatte bereits nach den ersten Augenblicken des Zweikampfes gesehen, daß ihr mutiger und verwegener Beschützer seinem Gegner überlegen sei. Jetzt aber drang nicht einer allein auf ihn ein. Gegen so viele half keine Tapferkeit.
    „Allah il Allah!“ stöhnte die Alte. „Willst du dich zwecklos verderben? Du kannst ihn ja nicht retten!“
    „Nein, aber soll ich ihn verlassen, da er mich befreien wollte?“
    „Du kannst ihn nicht befreien. Komm also!“
    „Nein, ich bleibe! Ich kämpfe für ihn, wenn es nötig sein sollte!“
    Dabei griff Hiluja nach dem Messer des Tschausch, das diesem bei seiner Verwundung entfallen war. Niemand sah es, daß sie diese Waffe an sich nahm.
    „Oh, ihr Geister der sieben Himmel! Jetzt will sie gar für ihn kämpfen!“ klagte die Alte. „Sie werden dich umbringen, jetzt, wo du dich retten könntest!“
    Hiluja antwortete nicht mehr. Sie war fest entschlossen, ihr Wort wahr zu machen. Ihr Augen ruhten auf Hilal, wie er da am Zelt stand, ruhig und stolz, als gehe der Streit,

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