50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste
kämpfen, und dem, der siegt, gehört das Mädchen.“
„Ich bin bereit!“
Da aber gab es einen ganz unerwarteten Einspruch. Die anderen Arnauten behaupteten nämlich auch, daß das Mädchen ihnen gehöre, daß der Sergeant also nicht das Recht besitze, über sie zu verfügen, und einige stellten sich vor den Beduinen und Hiluja, damit beide nicht entkommen könnten, während andere lärmend den Sergeanten umdrängten, um ihn zu überzeugen, daß sie ganz dieselben Rechte wie er auf Hiluja besäßen. Nur einer verblieb ruhig in seiner Ecke, er hatte bereits vorher nicht in das höhnische Gelächter seiner Kameraden eingestimmt. Seiner Uniform nach war er ein Onbaschi, das heißt Korporal. Er allein verfolgte den Streit mit ernstem, stillen Interesse, ohne sich in denselben zu mischen.
„Laßt mich!“ brüllte der Sergeant jetzt die anderen an. „Ihr habt mir nichts zu befehlen. Ich bin euer Oberster und tue, was mir beliebt!“
„Sie gehört aber uns ebensogut wie dir!“ riefen die anderen ihm entgegen.
„Redet nicht solchen Unsinn! Er kann mich ja nicht besiegen. Sie bleibt euch also gewiß! Also, heraus mit der Sprache, Knabe! Willst du mit mir kämpfen?“
„Ja! Ich habe es dir bereits gesagt. Oder hörst du schwer? Wenn dein Mut ebenso schwach ist wie dein Gehör, so rate ich dir, lieber von dem Kampf abzusehen.“
Ein dröhnendes Gelächter erscholl, in welches sich abermals der Korporal nicht mischte. Sein Gesicht nahm vielmehr ganz den Ausdruck der Besorgnis an. Das Lachen aber hatte die Wirkung, daß die Arnauten auf den Widerstand gegen den Tschausch verzichteten. Er hatte ja recht, er mußte Sieger bleiben. Davon war er so überzeugt, daß er, noch immer aus vollem Hals lachend, erwiderte:
„Nun gut, Kleiner! So komm also hinter das Zelt, wo wir diese Sache schnell ausmachen wollen. Deine Seele soll nicht lange Zeit brauchen, um in der untersten Ecke der Hölle zu kauern. Aber, hört, nehmt das Mädchen mit und auch die Alte. Sie dürfen uns nicht etwa bei dieser Gelegenheit entfliehen!“
„Habe keine Sorge!“ antwortete der Araber ruhig. „Sie ist meine Braut und bleibt bei mir. Sie wird ebensowenig entfliehen, wie ich fortgehe, ohne dir gezeigt zu haben, daß ein Knabe der Uëlad arab doch noch etwas ganz anderes ist als ein Tschausch der Arnauten, der dem Vizekönig sein Leben verkauft, weil dieser ihm für den Monat vierzig Piaster bezahlt.“
Das war eine fürchterliche Beleidigung. Vierzig Piaster sind nicht ganz acht Mark, die Monatslöhnung eines ägyptischen Sergeanten. Letzterer wußte also gar nicht, was er denken solle. So zu sprechen hatte noch kein Mensch gewagt, zumal in Gegenwart so vieler Arnauten. Jeder hätte gewußt, daß er damit sein Leben verwirkt habe. Darum starrte der Beleidigte den verwegenen Sprecher mit weit aufgerissenen Augen an und fragte:
„Mensch, weißt du denn wirklich, was du sagst?“
„Ja.“
„Das glaube ich nicht. Wenn ich es glaubte, würde mein Messer dir zwischen die Rippen fahren!“
„Oh, das gäbe nur den Unterschied, daß unser Kampf im Innern des Zeltes stattfinden würde anstatt hinter demselben.“
„Nun gut! Du beleidigst also mich und uns alle!“ knirschte der Tschausch. „Es gibt keine Schonung! Vorwärts!“
Hiluja hing noch immer an dem Arm ihres Beschützers. Beide wurden fortgeschoben. Da überkam das Mädchen eine entsetzliche Angst, nicht um sie, sondern um ihn, und sie flüsterte ihm zu:
„Um Allahs willen, flieh!“
„Willst du mich verachten?“ antwortete er.
„O nein! Du bist mutig!“
„Wäre es nicht feig, dich in den Händen dieser Hunde zu lassen?“
„Sie werden dich töten!“
„Das wollen wir abwarten. Ich heiße Hilal. Hast du vielleicht diesen Namen bereits gehört?“
„Nein.“
„So mußt du aus weiter Ferne gekommen sein. Die beiden Namen Tarik und Hilal sind bekannt weit über die Grenzen Ägyptens und unsere Oasen hinaus.“
Während dieses kurzen Gespräches hatten die Arnauten hinter dem Zelt einen Kreis gebildet, in dem jetzt der Tschausch mit seinem Gegner und den zwei Frauen stand. Diese beiden letzteren waren in der Wüste aufgewachsen, sie hatten oft, sehr oft solche Kämpfe gesehen, ihr Gefühl sträubte sich also gar nicht dagegen, Zeuge des gegenwärtigen zu sein. Eine nervöse Europäerin wäre allerdings bereits vor Beginn desselben in Ohnmacht gefallen. Diese beiden Araberinnen aber fühlten nichts als nur allein eine angstvolle Besorgnis um ihren mutigen
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