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50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

Titel: 50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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den der Onbaschi mit den anderen fortführte, ihn gar nichts an. Da fiel sein Auge auf sie, und ihre Blicke trafen sich. Er sah die Bewunderung in dem ihrigen leuchten, und seine sonnenverbrannte Wange rötete sich. Er nickte ihr beruhigend zu und winkte ihr heimlich, den Ort zu verlassen. Sie antwortete, indem sie verneinend den Kopf schüttelte und ihm das Messer zeigte. Da blitzte es in seinen Augen auf, so hell, so flammend, daß es ihr war, als sei sie von diesem Licht geblendet worden. Sie senkte den Blick und fuhr sich mit der Hand nach dem Herzen.
    Was war doch in diesem Augenblick in demselben geschehen? Es war wie ein elektrischer Schlag durch ihre Seele gegangen, aber nicht etwa schmerzhaft, sondern wonnig, über alle Maßen selig. Sein Blick hatte so deutlich gesagt: „Wie schön bist du, und auch wie tapfer bis du!“ Und nicht nur dieses, sondern noch anderes hatte in diesem Blick gelegen! Sie hatte nur keine Zeit, darüber nachzudenken, denn der Streit nahm bald wieder ihre ganze Aufmerksamkeit in Anspruch. Der Korporal hatte sich soeben mit den Arnauten geeinigt und wandte sich an Hilal:
    „Du hörst, was sie sagen. Sie wollen dein Blut.“
    „Sie mögen es sich holen. Hier stehe ich!“
    „Nein, kein Mord soll geschehen. Darüber haben wir uns geeinigt. Du sollst mit jedem kämpfen, mit jedem einzelnen.“
    „Das ist sehr wohlbedacht von ihnen“, lächelte Hilal verächtlich. „Sie sind ihrer viele, und ich bin allein!“
    „Ich bin auf deiner Seite.“
    „Das ändert nichts. Einem von ihnen wird es doch wohl gelingen, mich zu töten. Nun, sie mögen es versuchen. Welcher will anfangen?“
    „Das Los entscheidet.“
    „So werft es jetzt, damit wir bald zu Ende kommen.“
    „Nicht jetzt und hier. Es soll geschossen werden. Das darf niemand hören. Darum gehen wir fort von hier.“
    „Geschossen? Habt ihr gesehen, daß ich Meister bin in der Führung des Messers?“
    „Höhne nicht! Ich bin froh, daß ich das Zugeständnis eines ehrlichen Kampfes erlangt habe, wenn du sie aber erzürnst, kann ich dich nicht länger beschützen.“
    „Nun, wo soll der Kampf stattfinden?“
    „An dem kleinen See El Chiyam, jenseits des Kanales. Kennst du ihn?“
    „Ja, und wann?“
    „Wenn die Sonne die Wüste berührt.“
    „Das ist in einer Stunde. Ich werde kommen.“
    Hilal hob seinen Haïk auf, um ihn umzunehmen, und griff dann auch nach seiner Flinte.
    „Wie?“ fragte der Onbaschi. „Willst du fort?“
    „Ja. Meinst du etwa, daß ich hierbleiben soll?“
    „Natürlich! Du hast ja mit uns zu kämpfen!“
    „Doch nicht hier, sondern draußen am See.“
    „Aber wenn wir dich jetzt fortlassen, wirst du vielleicht nicht zum Kampf erscheinen.“
    „Dasselbe könnte ich auch von euch sagen. Ebenso gewiß und sicher wie ihr komme ich auch.“
    „Hm! Du gehst wohl dem gewissen Tod entgegen, und da kann es leicht geschehen, daß du abgehalten wirst.“
    Da legte Hilal dem Sprecher die Hand auf die Achsel, lachte laut auf und antwortete:
    „Es wird wohl umgekehrt sein.“
    Das klang so sicher und selbstbewußt, daß sogar der Onbaschi davon tief berührt wurde und meinte:
    „Wenn du deiner Flinte so gewiß bist wie deines Messers, so kann der Ausgang des Kampfes allerdings für einige von uns verhängnisvoll werden. Bist du denn wirklich Hilal, der Bruder Tariks?“
    „Ich habe es gesagt, und also ist es wahr. Es kommt nie eine Unwahrheit über meine Lippen.“
    „So freue ich mich, den berühmten Beduinen zu sehen. Ich habe nicht geglaubt, daß diese Brüder noch so jung sind. Und doppelt freut es mich, daß es mir vergönnt gewesen ist, dir einen Dienst zu erweisen.“
    „Hoffentlich bist du nun so freundlich, mich mit den Frauen gehen zu lassen?“
    „Ja, ich vertraue dir, und nimm die Frauen auch mit. Man ist froh, sie los zu sein. Das hübsche Gesicht dieses Mädchens hat großes Unglück angerichtet. Horch! Da fängt der Tschausch wieder an, zu brüllen. Man wird ihn verbinden. Mach, daß du fortkommst, aber zögere dann auch nicht, zu erscheinen!“
    „Ich gehe, aber ich fliehe nicht, mag dein Tschausch singen oder brüllen, beten oder fluchen!“
    Hilal nahm darauf sein Gewehr, winkte den beiden Frauen, ihm zu folgen, und schritt davon. Er war viel zu stolz, sich auch nur ein einziges Mal umzudrehen, vielleicht aus Besorgnis, daß man ihm eine Kugel nachsenden könne. Erst als er überzeugt war, daß das Zelt gar nicht mehr zu sehen war, blieb er stehen und wandte sich zu den Frauen,

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