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50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

Titel: 50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Ferner hingen ihm zwei doppelläufige Gewehre über die Schulter.
    „Um Gottes willen!“ rief der Steuermann erschrocken. „Wollen Eure Lordschaft unter die Räuber und Banditen gehen?“
    „Gerade das Gegenteil! Ich will unter den Räubern und Banditen aufräumen, daß man hier in Kairo noch nach hundert Jahren von mir erzählen soll!“
    „Es ist doch nicht etwa Gefahr dabei?“
    „Sogar riesige Gefahr! Aber – was mache ich mir aus solcher Gefahr?“
    „Ich würde doch raten, hierzubleiben.“
    „Mund halten! Brauche keinen Rat! Bin mein eigener Geheim- und Kommerzienrat!“
    „Aber wann werden Mylord zurückkommen?“
    „Wenn die Rettung vollendet ist.“
    „O weh! Das ist sehr unbestimmt!“
    „Ja. Bei solchen Kriegs- und Feldzügen muß man sich eben höchst diplomatisch ausdrücken.“
    „Wenn nun die anderen Misters eher zurückkehren und nach Mylord fragen, was soll ich antworten?“
    „Daß ich ausgezogen bin mit Roß und Troß, um zu retten, was sie nicht haben retten können. Ich bin nämlich überzeugt, daß diesen guten Leute es sehr verkehrt anfangen werden. Ich hingegen werde es außerordentlich schlau anfangen. Die Arnauten sollen mich kennenlernen –“
    „Arnauten! Um Gottes willen! Die Arnauten sollen ganz gewalttätige und grausame Menschen sein.“
    „Darum eben putze ich sie von der Erde weg.“
    „Wenn nur Eure Lordschaft nicht geputzt werden.“
    „Ruhig! Still! Sonst wird der geputzt, der es wagt, den Mund noch einmal aufzutun! Ich werde diesen Herren, die mich nicht mitnehmen wollten, einmal zeigen, daß ich ganz allein mehr fertigbringe, als sie alle miteinander! Ich soll in meinem Aufzug kein Eingeborener sein? Welcher Unsinn! Ich werde gerade da geboren, wo es mir beliebt, aber nicht etwa da, wo diese Herren denken! Vorwärts!“
    Er war während dieses Räsonnements hinab in das Boot gestiegen. Der Steuermann griff nun zu den Riemen und ruderte ihn nach empfangener Weisung um die Insel Baleq herum, um ihn in der Nähe des Palastes Tusuhn zu landen.
    Dort stieg der Engländer aus, warf die Gewehre über, drückte sich den karierten Zylinder fest auf den Kopf, wie einer, der einen Sturm heranwirbeln hört oder einem Hund entgegengeht, und schritt dann dem Kanal zu, über den er mußte, wenn er sein Ziel erreichen wollte.
    Er hatte sich die einzuhaltende Richtung ganz genau gemerkt und freute sich wie ein Schneekönig auf das Abenteuer. Welcher Art dasselbe sei und wie es verlaufen werde, davon hatte er allerdings keine Ahnung. Er wußte nur, daß er eins erleben werde.
    Während er so mit Riesenschritten vorwärts eilte, um den anderen zuvorzukommen, ruderte der brave Steuermann, von Zeit zu Zeit bedenklich den Kopf schüttelnd und Worte ernster Besorgnis murmelnd, wieder nach der Jacht zurück. Soviel er von seinem Herrn vernommen hatte, hielt er es für gewiß, daß das Unternehmen desselben ein sehr gewagtes sei.
    Dem Lord hingegen fiel es gar nicht ein, dieselbe Ansicht zu hegen. Er freute sich auf das Abenteuer, das ihm bevorstand. Er fand glücklicherweise gerade da, wo er den nach Gizeh führenden Kanal erreichte, eine Überbrückung desselben, so daß er nicht durch langes Suchen nach dem Übergang aufgehalten wurde, und setzte seinen Weg mit solcher Eile fort, daß er wirklich vor den anderen an dem See anlangte.
    Dieser war allerdings jetzt kein See zu nennen und lag vollständig trocken da. Während der Zeit der Nilüberschwemmung bildete er jedenfalls ein nicht unbedeutendes Wasserbassin, trat aber der Nil in seine Ufer zurück, so hörte der Zufluß auf, und das Wasser verdunstete, so daß der flache Grund des Sees wohl mehrere Monate des Jahres hindurch nur einige wenige Lachen zeigte.
    Dennoch gab es an seinem Rand eine Vegetation, die jetzt freilich zu ruhen schien, zur Regenzeit aber schnell und üppig aufwucherte. Das Schilf war zwar scharf und trocken, doch mannshoch aufgeschossen. Es schien für den Engländer ein gutes Versteck zu bieten. Als er aber versuchte, in dasselbe einzudringen, fand er, daß es wie Messer schnitt.
    Prüfend ließ er daher seinen Blick über die Umgebung schweifen und murmelte leise:
    „Da rechts liegen die Steine, von denen dieser Mister Steinbach sprach. Dort also wird der Zweikampf vor sich gehen. Dort werden sie sich treffen, und wenn ich mich dort verstecken wollte, würde man mich entdecken. Das darf nicht sein. Wohin aber soll ich denn sonst? Ah, was ist denn das für ein Ding? Ist das hohl?“
    Am Rand des Sees,

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