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50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

Titel: 50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ganz in seiner Nähe, befand sich nämlich eine ziemlich steile Bodenerhöhung und an einer Stelle dieser Böschung eine Steinplatte mit einer eingegrabenen, jedenfalls sehr alten Inschrift. Rasch trat der Lord hinzu und entzifferte mit einiger Mühe:
    „Hier ruht James Burton, Esq. aus Leeds. Gestorben im April 1816 an einem Schlangenbiß. Gott schenke ihm die ewige Ruhe!“
    „Ein Engländer!“ meinte der Lord. „Hm! Jedenfalls eine Aushöhlung! Wenn ich mich da hineinstecken könnte! Master James Burton aus Leeds würde es mir wohl nicht übelnehmen, wir sind ja Landsleute.“
    Er versuchte darauf, ob die Platte sich bewegen lasse. Diese war zwar nicht so klein, aber dünn, und es bedurfte keiner großen Anstrengung, sie zu entfernen. Hinter ihr kam jetzt eine Höhlung zum Vorschein. Der Lord bückte sich und kroch in sie hinein.
    Die Höhlung war tief, viel tiefer, als er dachte, und er mußte sich ein Streichhölzchen anbrennen, um ihren Inhalt zu untersuchen. Da gab es aber überhaupt keinen Inhalt; sie war leer.
    „Sapperment!“ lachte nun der Lord. „Mister Burton scheint heute ausgegangen zu sein! Er wird sich wundern, bei seiner Rückkehr zu finden, daß er Besuch hat. Oder haben diese Ägypter das Grab ausgeraubt? Es ist jedenfalls nicht für ihn hergestellt worden, sondern stammt aus uralter Zeit, denn es ist aus Luftziegeln gemauert. Hier bleibe ich. Aber an der Steinplatte fehlt eine Ecke, daß ich ganz gut hinaussehen kann, selbst wenn ich sie vor den Eingang lege. Das gibt ein Versteck, wie ich es gar nicht besser hätte finden können!“
    Er trat dann wieder hinaus und versuchte die Platte über die Grube zu ziehen. Dabei fiel sein Blick nach der Richtung der Stadt. Von dorther kamen Leute.
    „Ob das bereits die Arnauten sind?“ fragte er sich. „Höchstwahrscheinlich. Ich muß mich also beeilen.“
    Schnell verschloß er den Eingang der Grabhöhlung hinter sich. Die Platte paßte so genau in die Eindrücke, die durch sie selbst entstanden waren, daß jetzt kein Mensch sehen konnte, daß sie soeben entfernt worden war. Da, wo an ihr die obere Ecke fehlte, konnte der Lord hinaussehen, und da bemerkte er nun an den Anzügen der sich Nahenden, daß es allerdings die Arnauten waren.
    Es waren ihrer sechs, also nicht alle, welche kommen wollten. Sie waren den anderen vorausgegangen, um einen Plan zu besprechen, von dem der Korporal nichts wissen sollte. Als sie die bezeichneten Steine erreichten, blieben sie stehen, um sich zu orientieren.
    „Meint ihr, daß man sich hinter einem dieser Steine verstecken könnte?“ fragte einer.
    „Nein“, antwortete der zweite. „Das geht nicht. Wer da einen Schuß abgeben soll, der muß sich natürlich hinter dem Stein emporrichten, und da wird er gesehen.“
    „Das ist richtig. Aber es gibt ja kein zweites Versteck.“
    „O doch! Das Schilf.“
    „Das ist scharf wie ein Säbel. Ich mag mich nicht heineinstecken. Übrigens muß derjenige, der dort stecken würde, sich ja ebenso aufrichten, wenn er schießen will, und da würde er auch gesehen. Ich wüßte einen Ort, aber der ist nicht nach jedermanns Geschmack.“
    „Welchen?“
    „Dort das Grab des Engländers.“
    „Allah!“
    „Sie, wie du dich fürchtest!“
    „Das Grab eines Ungläubigen! Hast du nicht gehört, daß sein Geist keine Ruhe findet und des Nachts hier umgeht? Er soll bei Vollmond heulen wie eine Hyäne.“
    „Das habe ich freilich gehört – aber wir haben jetzt doch nicht Vollmond, sondern es ist Tag. Übrigens ist die Leiche ja gar nicht mehr vorhanden.“
    „Weißt du das genau?“
    „Ja. Sie ist während der letzten Überschwemmung mit fortgerissen worden.“
    „Warum lehnt man da den Stein wieder vor?“
    „Das weiß ich nicht, jedenfalls doch, weil er hingehört.“
    „Ich mag nicht hinein.“
    „Memme!“
    „Schimpf nicht! Du kennst mich und weißt, daß ich mich nicht fürchte. Aber mit den Toten mag ich nichts zu tun haben.“
    „Es ist ja kein Toter drin.“
    „Aber er war darin; das ist genug. Er war ein Ungläubiger. Soll ich mich etwa im Grab eines Christen verunreinigen? Das fällt mir nicht ein.“
    „Das ist nicht gefährlich. Man spricht das Gebet der Reinigung und ist die Verunreinigung los. Wir brauchen uns ja nicht zu streiten, denn wir wissen noch gar nicht, welcher von uns bestimmt ist, den Schuß zu tun. Wollen wir losen oder würfeln?“
    „Würfeln!“
    Die Arnauten pflegen stets mit Würfeln versehen zu sein; es ist ihr Lieblingsspiel. Sie

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