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50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

Titel: 50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ist das für ein Loch?“
    „Ein Grab.“
    Hilal hob die Hand bis zur Stirn empor. In der Wüste gibt es keine Gottesäcker. Die ganze Sahara ist ein einziger großer Kirchhof. Der Araber wird da begraben, wo er stirbt. Aber der Ort, an dem ein Toter seiner Auferstehung harrt, ist dem Bewohner der Wüste heilig.
    „Dort liegt nur ein Engländer“, erklärte der Onbaschi, als er das Zeichen der Ehrfurcht bemerkte, welches Hilal machte.
    „Hat ein Engländer nicht auch eine Seele?“ fragte dieser. „Gibt es für ihn nicht auch eine Auferstehung und ein Gericht? Allah sei seiner Seele gnädig!“
    „Er war ein Ungläubiger und ist in seinen Sünden dahingefahren. Man hört ihn des Nachts hier am Ufer des Sees heulen. Er brüllt vor Angst, daß er in die Hölle wandern muß. Ich mag hier nicht in der Nähe sein, wenn es finstere Nacht ist. Darum laßt uns eilen! Ich denke, daß wir uns aus einer Entfernung von ungefähr hundert Schritten schießen. Wer will es anders?“
    Keiner antwortete.
    „Wie und wo stellen sich die Kämpfenden auf?“
    Jetzt war es Zeit für Achmed, dafür zu sorgen, daß diese Aufstellung eine für seine Absicht günstige sei. Er nahm deshalb für die anderen das Wort und sagte:
    „Nehmen wir dieses Grab in die Mitte. Fünfzig Schritte vorwärts mag dieser Araber sich aufstellen und fünfzig Schritte rückwärts derjenige von uns, an welchem die Reihe des Schusses ist. Du, Onbaschi bist nicht unter den Kämpfenden, du magst das Zeichen geben. Wenn du bis drei zählst, schießen beide zu gleicher Zeit.“
    „Ja, so mag es sein“, stimmte auch Hilal bei. „Vorher wollen wir aber nach der Sitte der Wüste handeln und den Schwur des Kampfes ablegen.“
    „Den Schwur des Kampfes?“ fragte Achmed. „Was ist das?“
    „Jeder Kämpfende hat zu schwören, daß der Kampf ein ehrlicher sein solle, und daß den Sieger nicht eine tückische Rache treffen kann. Seid ihr dazu bereit?“
    „Ja.“
    „Eigentlich hat der Scheik oder Imam oder ein Marabut diesen Schwur abzunehmen. Da aber kein solcher zugegen ist, so müssen wir uns an den Toten wenden.“
    „An den? Wie meinst du das?“
    „Ein Grab ist eine ehrwürdige Stätte, selbst wenn es den Leib eines Ungläubigen birgt. Ein Schwur am Grab hat dieselbe Gültigkeit, wie ein Eid vor dem Allerheiligsten der Moschee. Tretet also herzu und legt eure rechten Hände an die Tür dieses Grabes! Ich werde euch dann die Worte des Eides vorsprechen.“
    „Was fällt dir ein? Eines solchen Schwures bedarf es doch bei uns nicht!“
    „Wenn ihr es nicht tut, so muß ich annehmen, daß ihr auf eine Hinterlist sinnt. Und in diesem Fall gehe ich fort, ohne mit euch gekämpft zu haben.“
    „Oho! Du hast uns beleidigt und unseren Tschausch gelähmt. Das werden wir rächen, und du wirst auf alle Fälle gezwungen sein, mit uns allen zu kämpfen!“
    „Ich werde tun, was mir gefällt! Seid ihr bereit, den Schwur zu leisten?“
    „Ja, sie werden ihn leisten“, antwortete der Onbaschi. „Auch ich verlange, daß der Kampf ein ehrlicher sei. Legt also eure Hände an den Stein!“
    Das kam den Arnauten keineswegs gelegen. Dem Mohammedaner ist ein Schwur außerordentlich heilig. Zudem fühlten sie ein unbesiegbares Grauen vor diesem Grab, in dem eine Seele steckte, die des Nachts umherirren mußte. Dennoch aber gehorchten sie dem Gebot des Korporals und traten eng zusammen, um die Platte mit ihren Händen zu berühren. Auch der Araber legte seine Hand an dieselbe und sagte:
    „Seid ihr jetzt bereit, mir den Eid nachzusprechen?“
    „Ja“, antworteten sie alle.
    „So sagt, wie ich, folgendes: Im Namen des Allgerechten! Wir schwören hier an diesem Grab, daß wir auf keinerlei Hinterlist sinnen und daß der Sieger, wenn der Kampf zu Ende ist, diesen Ort verlassen kann, ohne eine Heimtücke befürchten zu müssen. Wer diesen Schwur nicht hält, den mag der Geist dieses Grabes packen und ihn festhalten, daß er keine Ruhe findet weder bei Tag noch bei Nacht in alle Ewigkeit. Das schwören wir zu Allah. Amen!“
    Alle sprachen diese Worte in den Pausen, die Hilal machte, nach, und es war ihnen keineswegs lächerlich zumute, denn der Abend begann bereits seine ersten Schatten über die einsame Gegend zu werfen, in kurzer Zeit mußte es dunkel sein, und dann kämpften sie auch gegen einen berühmten Schützen. Wer von ihnen würde die Sonne des nächsten Tages erblicken? Es begann ihnen zu grauen. Dennoch sagte einer, als der Schwur abgelegt worden war:
    „Was

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