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50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

Titel: 50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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klangen gepreßt, als ob sie sich dabei die größte Mühe geben müsse, ein unterdrücktes Schluchzen nicht hörbar werden zu lassen. Ach, es war ihr so weh um das Herz, als ob sie ganz sicher sei, daß er einem gewissen und unvermeidlichen Tod entgegen gehe!
    Nassen Auges blickte sie ihm nach. Er schritt so stolz und elastisch, so selbstbewußt dahin, wie nur ein Araber schreiten kann, der keinen Herrn über sich erkennt als Gott allein, denn selbst der Scheik des Stammes ist mehr Berater als Gebieter und hat sich nach der Versammlung der Ältesten zu richten. Der Beduine ist nicht nur der Sohn, sondern auch der Herr der Wüste, wo er hingeht, da ist sein Vaterland, wo er sich hinlegt, da ist seine Heimat. Die ganz Unendlichkeit der Wüste ist seine strengste Tyrannin und doch auch seine Freundin, die sich ihm unterwerfen muß! Das weiß er. Daher verachtet er den Städtebewohner und einen jeden, der nach den Gesetzen der Zivilisation gezwungen ist, irgendeinen Menschen als über ihm stehend anzuerkennen.
    Darum war auch der Gang Hilals so stolz und sicher, ohne daß er diesen Stolz wollte und beabsichtigte. Hiluja folgte ihm mit dem Blick, bis er nicht mehr zu sehen war. Der Alten entging dies nicht. Sie bemerkte sehr wohl, was in ihrem Liebling vorging.
    „Gefällt er dir?“ fragte sie.
    Hiluja errötete.
    „Sollte er etwa nicht?“ antwortete sie ausweichend.
    „Oh, doch! Sein Kleid ist arm und gering, aber sein Gang ist wie der eines Königs.“
    „Und seine Tat ist wie diejenige eines Helden.“
    „Ob er wirklich so berühmt ist, wie wir hörten?“
    „Ich glaube es. Denn was er heute getan hat, das hätten tausend andere nicht zu tun gewagt.“
    „Ich wollte, er hätte diesen Tschausch getötet. Hast du dir gemerkt, wie er mich nannte?“
    „Nein.“
    „Ein Scheusal nannte er mich, hörst du, ein Scheusal! Oh, wenn er Wasser trinkt, soll es ihm zu kochendem Öl werden, und wenn er Brot ißt, soll es ihn schmerzen, als ob er glühende Flintenkugeln verschluckt! Sein Körper möge eine einzige Wunde sein, und wenn er dann in die Hölle fährt, möge er verdammt sein, sich selbst aufzufressen und immer wieder herauszuspeien! Ein Scheusal! Weißt du, was das bedeutet? Ein Scheusal ist ein Weib, das keinen Mann bekommt und dessen Kinder vor Angst davonlaufen, wenn sie die schreckliche Mutter erblicken!“

DRITTES KAPITEL
    Die Herausforderung
    Hiluja und die Alte waren während des Zornausbruchs der letzteren an der Landungsbrücke angelangt. Jetzt schritten sie hinüber auf das Deck der Jacht. Dort saß der Lord hinter dem Wetterschirm des Kajüteneingangs. Er hatte sie beobachtet, ohne von ihnen bemerkt worden zu sein. Während der Fahrt war es ihm gelungen, sich wenigstens einige türkische Ausdrücke und einige Wörter der Lingua Franca zu merken. Daher lachte er ihnen entgegen, deutete nach der Richtung, in der Hilal verschwunden war, und fragte:
    „Aschyk? Nicht wahr, das war der Aschyk?“
    Das Wort Aschyk bedeutet soviel wie Geliebter, Liebhaber. Das Mädchen errötete über das nicht etwa sehr zart zu nennende Wort. Die Alte ärgerte sich, deutete auf den Lord und sagte:
    „Achmak, Achmak!“
    Dann verschwand sie in der Kajüte, Hiluja nach sich ziehend. Sofort sprang der Lord von seinem Sitz auf und ging nach dem Hinterdeck, wo der Steuermann saß.
    „Hm! Steuermann, was mag wohl das Wort Achmak bedeuten?“ fragte er.
    „Gefällt es Eurer Lordschaft?“
    „Nicht übel. Es hat einen so melodiösen Klang.“
    „Ja, die Bedeutung ist auch nicht übel.“
    „Eine gute?“
    „Sehr!“
    „Dachte es mir. Die Alte hat es jedenfalls gut gemeint. Sie ist eine brave Lady.“
    „Die Alte? Hat sie das Wort gesagt?“
    „Ja.“
    „Hm! Zu wem?“
    „Zu mir natürlich!“
    „Oh! Ah! Ei, ei!“
    „Wieso? Was bedeutet es denn?“
    „Ich möchte es lieber nicht sagen.“
    „Nur heraus damit! Ich werde mir nicht viel darauf einbilden, und wenn die Bedeutung eine noch so schöne ist! Auch fällt es mir gar nicht ein, es für eine Schmeichelei seitens des Übersetzers zu halten.“
    „Des Übersetzers? Das wäre also ich. Nun, Mylord, um mich ist es mir auch gar nicht zu tun, sondern nur um die Alte. Ich komme dabei ganz gewiß nicht in Gefahr, für einen Schmeichler gehalten zu werden, aber für die Alte könnten vielleicht doch einige Hiebe mit der neunschwänzigen Katze abfallen.“
    „Fällt mir gar nicht ein! Sie hat es jedenfalls gut gemeint, und wenn sie mir ein Wort sagt, welches ein

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