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50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

Titel: 50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Ruine. Ah, Teufel! Was wollen sie bei der Königin? Hinauf zu ihr! Haltet hier diesen Feigling fest, damit er nicht auch andere mit seiner Angst ansteckt.“
    Falehd hatte nicht bemerkt, daß Tarik herbeigekommen war, und rannte die Treppenstufen der Ruine hinauf. Da er von keiner Wache angehalten wurde, gelangte er ungehindert in den kleinen Vorhof und auch weiter in das Gemach, in dem er heute bereits mit der Königin gesprochen hatte. Dort stürmisch eintretend, prallte er sofort zurück. Er sah die beiden Schwestern vor sich. Hiluja in ihrem weißen Reisegewand mit den lang herabhängenden Zöpfen und die Königin in dem weißen Mantel, die Zöpfe ebenso lang und stark über dem Rücken tragend.
    „Allah l' Allah!“ rief er aus.
    „Was willst du?“ fragte Badija.
    „Wer ist diese hier?“
    „Meine Schwester.“
    „Wunder über Wunder! Ist sie vom Himmel herabgekommen?“
    „Vielleicht. Was aber geht es dich an?“
    Diese stolzen Worte brachten den Riesen aus seiner Verwunderung heraus. Er zog die Brauen finster zusammen und antwortete:
    „Was es mich angeht? Sehr viel! Ich bin der Führer des Stammes, ich muß wissen, wie die Leute zu uns kommen.“
    „Ich bin der Scheik! Verstanden? Wenn ich weiß, wie die Gäste zu mir kommen, so genügt das!“
    „Du sprichst sehr stolz! Aber du wirst anders und höflicher reden, wenn man mit dir und deinem Anhang ins Gericht geht. Werde erst mein Weib, dann wirst du gehorchen lernen.“
    „Warte, bis ich es bin.“
    „Du wirst es sein! Jetzt aber will ich erfahren, wer dieser Masr-Effendi ist. Du mußt es wissen.“
    „Ich weiß es noch nicht.“
    „Er ist ja hier bei dir in der Ruine. Er ist ein Gaukler und Betrüger, ich muß mit ihm sprechen, jetzt sogleich! Er soll mir sagen und gestehen, wann und wie er hierhergekommen ist.“
    „Wann? Soeben jetzt. Wie? Durch diese Tür.“
    Falehd fuhr herum und stand nun vor Steinbach, der, hinter sich Normann und Hilal, soeben leise eingetreten war.
    „Hölle und Teufel! Ist er das?“ rief Falehd.
    „Ja, ich bin es“, antwortete Steinbach.
    „Wen suchst du hier?“
    „Dich nicht. Du kannst also gehen!“
    Falehd stieß einen lauten Fluch aus, ballte die Fäuste, trat einen Schritt auf Steinbach zu und rief:
    „Das wagst du mir zu sagen? Mir, mir?“
    „Ja, dir!“ lachte Steinbach. „Hältst du das für ein so großes Wunder?“
    „Mir, dem Anführer des Stammes, sagst du, daß ich gehen soll.“
    „Der Anführer, dem du zu gehorchen hast, steht hier.“
    Steinbach deutete dabei auf die Königin. Da lachte der Beduine höhnisch auf und antwortete:
    „Du bist ein Fremder und weißt also nicht, was heute über diese Frau beschlossen worden ist. Du willst zwar mit mir um sie kämpfen, doch ist dir unbekannt, daß sie von dem Augenblick an, in welchem die Versammlung der Ältesten diesen Kampf beschlossen hat, nicht mehr Scheik des Stammes ist. Sie gehört dem Sieger, der dann der Anführer sein wird.“
    „Aber noch gibt es keinen Sieger, sie ist also jetzt noch ihre eigene Herrin. Ich habe mit ihr zu sprechen und bin nicht gewohnt, dies vor Zeugen zu tun, deshalb wirst du jetzt diesen Ort verlassen, wenn du nichts Notwendiges vorzubringen hast.“
    Falehd machte eine Bewegung, als ob er sich auf den Redner stürzen wolle, hielt aber doch noch an sich. Aber er maß ihn vom Kopf bis zu den Füßen herab, und zwar mit einem Blick, wie man einen armen, verachteten Menschen betrachtet, schnipste mit den Fingern und sagte:
    „Allah hat es gegeben, daß die Sonne dir den Verstand verbrannt hat. Du dauerst mich, sonst würde ich mit dir reden, wie es deinen Worten angemessen ist, nämlich nicht mit der Zunge, sondern mit der Waffe.“
    „Dazu wirst du ja bald Gelegenheit haben.“
    „Ja, und das wird dein Verderben sein, denn ich werde dich zerschmettern, wie man eine Fliege mit einem einzigen kleinen Schlag der Hand totschlägt. Du bist ein Wurm, und ich werde dich zertreten, so wie ich auch die beiden anderen Würmer, die sich Söhne des Blitzes nennen, unter meinen Füßen zermalmen werde. Morgen um diese Zeit bratet ihr drei in den tiefsten Tiefen der Hölle!“
    Nach diesen Worten drehte sich Falehd um und ging.
    Man hatte den Bescheid erwartet, den er bringen werde. Darum befanden sich alle noch auf den Plätzen, die sie vor der Katastrophe eingenommen hatten. Er konnte ihnen jedoch nichts Genaues sagen. Er wußte auch weiter nichts, als daß dieser Masr-Effendi kein Geist, sondern ein Mensch sei, der

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