50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste
Beni Sallah Freunde oder Feinde des Paschas von Ägypten sein sollen.“
„Ah! Wer dabei sein könnte!“
„Und ebenso wird über die Königin entschieden werden. Sie wird Falehd zugesprochen, und der Muezzin wird dies später verkündigen und dabei fragen, ob jemand mit Falehd um sie kämpfen will.“
„Wird sich jemand melden?“
„Keiner außer Tarik, meinem Bruder.“
Während der mehrtägigen Reise hatte Hilal so viel von den Beni Sallah und ihrem Lager erzählt, daß seine Begleiter die Verhältnisse nun sehr genau kannten. Darum sagte Steinbach:
„Dein Bruder wird aber unterliegen!“
„Ich befürchte es. Allah sei Dank, daß wir noch zur rechten Zeit kommen. Auch ich werde mich melden.“
„Gut! Ich auch.“
„Du?“ fragte Hilal verwundert.
„Ja“, antwortete Steinbach. „Ich bin doch begierig zu erfahren, ob dieser Falehd wirklich so ein Held und Riese ist. Aber was ist das für ein hoher, dunkler Gegenstand, der da vor uns emporsteigt?“
„Das ist die Ruine, von der ich euch erzählt habe.“
„Und wer kommt da?“
„Jedenfalls ein Wächter des Lagers. Dazu werden Jünglinge genommen, die noch nicht alt und stark genug zum Kampf sind. Sie haben während der Nacht das Lager zu umstreichen, damit dasselbe nicht plötzlich überfallen werde. Ich will ihm ein Zeichen geben.“
Hilal hielt sein Kamel an und ließ einen halblauten Pfiff hören. Der Wächter erkannte ihn sogleich an demselben als einen Angehörigen des Stammes und kam herbei.
„Wer seid ihr?“ fragte er an dem hochrückigen Kamel hinauf.
„Ich bin es, Hilal. Wie geht es im Lager?“
„Es ist alles in Ordnung, Bringst du Gäste?“
„Ja. Ich hörte das Zeichen des Muezzin. Was wird von den Ältesten beraten?“
„Ich weiß es nicht genau. Aber es ist vorgestern ein Pascha der Russen gekommen, und heute kam auch ein Pascha des Großsultans.“
„Kennst du seinen Namen?“ fragte Steinbach rasch.
„Nein.“
„Welche Begleitung hatte der letztere Pascha?“
„Er kam nur mit seinem Weib und einem Diener.“
„Wo wohnen die beiden Paschas?“ fragte Hilal.
„In den Gastzelten am großen Platz. Der andere, der Russe, ist allein gekommen. Man wird wohl über den Pascha von Ägypten beraten, und sodann wird Falehd die Königin begehren.“
Steinbachs Aufmerksamkeit war im höchsten Grad erregt. Ein russischer und ein türkischer Pascha, letzterer mit Weib und Diener! Sollte es Ibrahim Pascha mit Zykyma und dem braven Arabadschi sein? Das war doch kaum denkbar. Was wollte denn Ibrahim bei den Sallah-Beduinen?
Er beriet sich daher leise und kurz mit Normann und sagte dann zu Hilal:
„Ist es nicht vielleicht möglich, in das Lager zu kommen, ohne großes Aufsehen zu erregen?“
„Es ist möglich. Warum wünscht du das?“
„Ich glaube, daß einer der beiden Paschas ein Mann ist, den ich suche, und der mir entfliehen würde, wenn er mich bemerkt, ohne daß ich ihn sofort sehe.“
„Er ist ein Gast des Lagers. Du wirst ihm nichts Böses tun dürfen.“
„Das weiß ich sehr wohl. Ich habe auch nicht die Absicht, ihm Böses zuzufügen, solange er sich in eurem Lager befindet; aber ich wünsche nicht, daß er dieses Lager ohne mein Wissen wieder verläßt. Kommen wir jetzt mit unseren Reit- und Packtieren an, so erregen wir großes Aufsehen, und der Mann kann meiner gewahr werden, ehe ich ihn bemerke. Dann flieht er sicherlich. Könnte ich aber heimlich …“
„Es geht, es geht!“ fiel Hilal ein. „Steigt nur ab, ich werde euch führen. Unsere Tiere mögen sich hier legen, bis wir sie holen. Dieser Wächter wird mit unseren Fellahs bei ihnen bleiben.“
Steinbach hatte nämlich mehrere Fellahs gemietet, die zur Bedienung unumgänglich nötig waren. Er stieg jetzt mit Normann, Hilal und Hiluja ab.
„Wie freue ich mich, daß ich zur rechten Zeit komme, um auf die Aufforderung zum Kampf antworten zu können!“ wiederholte Hilal. „Man ahnt gar nicht, daß ich wieder da bin, und wird sich wundern, wenn ich plötzlich von der Ruine herab antworte!“
„Wie ist das möglich? Und was hat es mit der Aufforderung für eine Bewandtnis?“ fragte Steinbach.
Hilal beschrieb dem Frager, wie es dabei zuzugehen pflegt. Da meinte Steinbach lächelnd:
„Sie werden sich noch mehr als über deine Antwort darüber wundern, daß sich ganz unerwartet zwei zum Kampf melden. Und da kommt mir ein Gedanke. Wenn wir uns auf eine ungewöhnliche Art und Weise einführen, wird man doppelten Respekt haben. Der
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