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50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

Titel: 50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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übrigen emporragen. Den einen kannte sie. Es war der Riese, mit dem sie in das Lager gekommen war. Der andere war zwar nicht so lang wie Falehd, aber doch höher als die anderen. Sie ging nun noch mehr nach der einen Seite hin, um sein Gesicht zu sehen, und da soeben Normann redete, erkannte sie auch ganz deutlich seine Stimme! Einen Jubelruf, der auf ihre Lippen kam, unterdrückend, drängte sie sich nunmehr zwischen den Männern hindurch, ohne daran zu denken, daß ein Weib hier nichts zu tun habe, und die Beduinen machten ihr staunend Platz. So hörte sie auch den letzten Teil der Unterhaltung und rief dem Riesen bereits von weitem zu:
    „Das ist nicht wahr. Sie kennen sie!“
    Alle Anwesenden wandten sich ihr zu. Als aber Normann sie erblickte, rief er erfreut:
    „Zykyma! Da bist du! Allah sei Dank! Jetzt kannst du für uns zeugen.“
    „Ja, das kann und will ich!“
    Da drängte Ibrahim Pascha auf sie zu und schrie:
    „Was fällt dir ein! Geh in dein Zelt!“
    „Du hast mir nichts zu befehlen!“ sagte sie mutig.
    „Soll ich dich bestrafen?“
    „Du hast kein Recht dazu!“
    „Oho! Du bist mein Weib!“
    „Das ist nicht wahr. Du hast es zwar zu diesen Männern gesagt, daß ich dein Weib sei, aber du hast gelogen.“
    „Ich habe dich bezahlt!“
    „Das war sehr dumm von dir. Ich bin keine Sklavin, die man kaufen kann.“
    „Du bist meine Sklavin! Gehe in das Zelt, sonst werde ich mein Recht über dich in Anwendung bringen.“
    „Diese beiden Männer werden mich beschützen!“
    „Dieser Masr-Effendi und sein Kumpan?“ lachte der Riese, Partei für den Pascha nehmend. „Die sollten es wagen! Der Pascha sagt, du seist sein Weib. Er hat dich gekauft und bezahlt, und du wirst ihm gehorchen.“
    Da wollte Steinbach das Wort ergreifen; aber jener Alte kam ihm zuvor:
    „Wer kann hier von kaufen sprechen! Wir befinden uns in der freien Wüste, wo es keine Sklaven gibt. Wenn Ibrahim die Unterschrift des Kadi und des Mullah besitzt, die ihn mit diesem Weib getraut haben, so mag er sie vorzeigen, und wir werden ihn nicht hindern, seine Rechte auszuüben.“
    „Meinst du, daß ich solche Schriften in der Wüste mit herumtrage?“ stieß der Pascha hervor.
    „Also nicht! So sage, ob du mit ihr getraut bist!“
    „Ja.“
    „Er lügt!“ rief Zykyma.
    „Hört ihr es, ihr Männer?“ versetzte der Alte. „Er sagt dieses, und sie sagt jenes. Beide können nichts beweisen. Wir haben uns also nicht in ihre Angelegenheit zu mischen, müssen aber jede Gewalttat verhüten.“
    „Ist es eine Gewalttat, wenn ich meinem Weib befehle, in das Zelt zu gehen?“
    „Nein, falls sie dein Weib ist. Das aber hast du uns noch nicht bewiesen.“
    „So willst du mich also hindern, sie zu zwingen, mir gehorsam zu sein?“
    „Ja, das werde ich!“
    „Das wirst du bleiben lassen!“ drohte der Riese, sich seines Gastes annehmend.
    „Willst du mir etwa verbieten, nach den Gesetzen unseres Stammes zu handeln?“ fragte der Alte furchtlos.
    „Diese Frau bewohnt jenes Zelt; da hinein gehört sie!“
    „Wenn sie will!“
    „Oho! Ich selbst werde sie hineinführen!“
    „Das verbiete ich dir!“
    „Du! Weißt du nicht, daß ich morgen Scheik sein werde?“
    „Noch bist du es nicht!“
    „Ich werde dennoch sehen, wer mich hindern will, das zu tun, was ich will!“
    Falehd streckte den Arm nach Zykyma aus. Der Alte aber stellte sich schnell zwischen ihn und sie und sagte ernst:
    „Bedenke, was du tust! Ich stehe und spreche hier im Namen der Versammlung der Ältesten. Wer da widerstrebt, wird aus dem Stamm gestoßen!“
    „Ihr? Mich ausstoßen? Hölle und Teufel!“
    Falehd lachte laut und höhnisch auf. Die Umstehenden aber traten enger zusammen und legten die Hände an die Messer. Er sah das. Gegen so viele konnte er trotz seiner großen Stärke nichts machen; das leuchtete ihm ein. Um so stärker wallte sein Zorn auf.
    „Gilt das etwa mir?“ fragte er rundum.
    „Ja, ja“, ertönte es ihm von allen Seiten entgegen.
    „Also Empörung im Lager, eines Weibes wegen?“
    Falehd schien noch nicht mit sich einig, ob er nachgeben solle; da wurde die Szene durch die Königin beendet. Sie war herabgekommen aus der Ruine und hatte aus der Nähe den Verhandlungen zugehört. Jetzt kam sie herbei, ergriff Zykyma bei der Hand und sagte, zu dem Ältesten gewandt:
    „Du hast recht; aber ich will nicht haben, daß du um dieses Rechtes willen vielleicht von Falehd zum Kampf gefordert wirst. Dieses Mädchen wird bei mir wohnen, bis

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