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50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

Titel: 50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Leute wirklich ein unbeschreiblicher, ein gespenstischer. Man hielt Sie für den bösen Geist der Ruine.“
    „Desto besser! So habe ich mich also in Achtung gesetzt. Was aber tun wir nun?“
    „Wir müssen auf alle Fälle hier warten, bis Hilal uns holt. Wir kennen keinen Weg.“
    Normann hatte das kaum gesagt, so hörten sie Schritte in dem Gang, und der Genannte erschien.
    „Kommt zur Königin“, sagte er.
    „Weiß sie alles?“
    „Nein. Es geht so schnell, daß es zum Erklären keine Zeit gibt.“
    Hilal hatte vorhin Hiluja in die Wohnung ihrer Schwester geleitet und war dann weitergegangen, um hinaus an die Treppe zu gelangen. Dort waren die auf den oberen Stufen sitzenden Wächter nicht wenig erstaunt, den abwesend Geglaubten so unerwartet hier mitten im Lager zu sehen, hatten aber auf seinen kurzen warnenden Zuruf hin ihrer Überraschung keinen lauten Ausdruck gegeben. Er hörte von ihnen, daß sein Bruder sich in der Nähe befinde, dieser kam auch sogleich herbeigeeilt.
    Als dann die Feuergarbe emporstieg, klärte Hilal Tarik in kurzen Worten auf und war damit kaum fertig, als auch die Königin herbeikam.
    „Hilal, du hier?“ fragte sie. „Wann kamst du?“
    „Vor kurzem.“
    „Was war das für ein Feuer und für ein Mann? O Allah, bin ich erschrocken! Weißt du es?“
    „Ja. Es ist ein Gast, den ich bringe.“
    „Masr-Effendi?“
    „Er heißt anders. Er hat sich nur so genannt, weil dieser Name ihm augenblicklich eingefallen ist, und wohl auch, um anzudeuten, daß er ein Freund Ägyptens ist.“
    „Will er wirklich kämpfen?“
    „Ja. Und das ist gut. Das Feuer hat dich erschreckt? Es ist Pulver und Farbe, weiter nichts.“
    „Ist dieser Mann noch oben?“
    „Ja. Ich werde ihn holen. Befinden sich der russische und der türkische Pascha noch hier?“
    „Sie sind unten. Sie haben an der Beratung teilgenommen. Warum fragst du?“
    „Das werdet ihr später hören. Es ist jetzt zu langen Erzählungen keine Zeit. Tarik mag hinuntergehen und aufpassen, daß diese Paschas nicht entfliehen.“
    „Entfliehen?“ fragte Tarik erstaunt.
    „Ja. Frage nicht, sondern gehe.“
    Tarik gehorchte, und Hilal führte die Königin in ihre Wohnung. Er hatte Hiluja in dem hintersten Gemach gelassen. Sie aber war von der Neugierde getrieben worden, weiterzugehen. So kam es, daß sie gerade dann in das vordere Gemach trat, als die Königin von drüben hereinkam. Letztere blieb stehen, fast starr vor Überraschung.
    „Allah, Allah! Hi – Hi – Hiluja!“ stotterte sie, mit weitaufgerissenen Augen die Schwester betrachtend.
    „Badija! Endlich, endlich bin ich bei dir!“
    Hiluja breitete die Arme aus, stürzte auf die Schwester zu und zog sie stürmisch an sich.
    „O Gott, o Gott! Wirklich, wirklich?“ stammelte die Königin. „Du bist es, du?“
    „Ja, ja! Siehst du es denn nicht? Fühlst du meine Küsse nicht?“
    „Wirklich, wirklich?“
    „Ja! Glaube es doch!“
    Jetzt erst verschwand der Zweifel. Badija stieß einen lauten Jubelschrei aus und riß nun ihrerseits die Schwester an sich. Beider Entzücken machte sich in lautem Weinen Luft. Sie gaben sich unter Schluchzen die süßesten Kosenamen und umarmten sich immer wieder, um sich von neuem zu trennen und mit leuchtenden Augen zu betrachten.

VIERTES KAPITEL
    Die Ankunft des Scheiks
    Hilal hatte sich, während die beiden Schwestern einander in die Arme sanken, schweigend entfernt, um Steinbach und Normann zu holen. Sein Bruder Tarik aber war, wie bereits gesagt, fortgegangen, um nach dem Willen seines Bruders zu handeln, obgleich ihm dessen Verlangen vollständig unerklärlich war.
    Als er auf dem Versammlungsplatz anlangte, fand er die Ältesten des Stammes umgeben von einem dichten Menschenknäuel, in ihrer Mitte Falehd, der noch immer den Ausrufer festhielt, um ihn an der Fortsetzung seiner Flucht zu verhindern. Auch die beiden Paschas befanden sich in der Nähe. Tarik machte sich sogleich zu ihnen hin, um sie fest im Auge zu behalten.
    „Laßt mich!“ brüllte der Muezzin. „Es ist fürchterlich, in die Hände eines Geistes zu fallen.“
    „Feigling!“ antwortete Falehd. „Das war kein Geist. Der da oben stand, hatte Fleisch und Bein.“
    „Er spie doch Feuer!“
    „Das wurde unten angebrannt. Du warst niemals in Kairo und weißt also nicht, was eine Rakete ist. Hier handelt es sich um irgendeinen Streich, den man uns spielen will. Hilal ist plötzlich zurück. Er wird diesen Masr-Effendi mitgebracht haben. Sie sind oben in der

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