50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste
es sich entschieden hat, ob es sich selbst zu eigen ist oder einem anderen gehört.“
Beide Frauen entfernten sich, ohne von irgend jemand gehindert zu werden. Zwar warf der Pascha dem schönen Mädchen sehr unruhige Blicke nach; wie aber die Sachen standen, war es ihm unmöglich, seine Ansprüche weiter geltend zu machen. Der Riese aber konnte sich nicht so leicht bescheiden und knurrte, zu Normann gewandt:
„Jetzt hast du deinen Willen. Morgen aber wird es anders lauten. Darauf verlasse dich! Kommt mit mir ins Zelt!“
Diese Aufforderung war an den Grafen und den Pascha gerichtet. Da aber erhob Steinbach Widerspruch:
„Halt! Wir sind noch nicht fertig!“
„Ich habe mit dir nichts zu tun!“ sagte der Riese. „Wenigstens heute nichts mehr!“
„Ich mit dir auch nicht, desto mehr aber mit diesen beiden.“
„Sie gehen jetzt mit mir!“
„Ich habe sie des Mordes angeklagt!“
„Das geht mich nichts an! Sie sind meine Gäste!“
„So sage ich dir sehr einfach, daß ich sie niederschießen werde, wenn sie hier fortgehen wollen, ohne daß ich damit einverstanden bin!“
„Dann habe ich die Blutrache!“
„Die fürchte ich nicht. Meine dritte Kugel würde dich sicherlich treffen!“
Steinbach zog zwei Revolver hervor. Die Augen Falehds leuchteten auf wie Pantheraugen. Er trat auf Steinbach zu und brüllte:
„Drohst du mir hier mitten im Lager?“
„Ja. Und ich werde meine Drohung wahrmachen!“
„Hund!“
Der Riese tat, als ob er Steinbach ergreifen wollte, fuhr aber doch sehr schnell mit dem Arm zurück, als dieser, den einen Revolver erhebend, ihm zurief:
„Zurück! Eins – zwei –!“
Kein anderer mischte sich in diese Angelegenheit. Die Beduinen standen still und unbeweglich im Kreis. Der Riese war bei ihnen nicht beliebt, und als Krieger mußten sie das mutige Auftreten Steinbachs anerkennen, der sich soeben an den Alten wandte:
„Ich habe diese beiden Mörder genannt. Ich bin ihnen nach Ägypten gefolgt, um sie bestrafen zu lassen, und habe sie hier bei euch getroffen. Sie sind eure Gäste, und ihr könnt sie mir also nicht ausliefern. Daher verlange ich nach dem Recht der Wüste, daß ihr darüber wacht, daß sie mir nicht entfliehen. Ich werde von euch scheiden, wenn sie fortgehen. Dann sind sie nicht mehr eure Gäste, und ihr seid eurer Pflicht ledig.“
„Sie und fliehen!“ lachte der Riese. „Was bildet sich der Mensch ein! Wer sich unter meinem Schutz befindet, braucht an keine Flucht zu denken!“
„Ich verlange also Bewachung des Lagers, daß sie sich nicht heimlich entfernen können!“ fuhr Steinbach fort, unbekümmert um die Rede des gewalttätigen Beduinen. „Ich müßte sie sonst von euch fordern!“
„Von uns fordern?“ antwortete Falehd. „Was bildest du dir ein! Was bist du und wer? Noch hast du es uns ja nicht gesagt.“
„Du kannst es hören. Ich bin ein Bote des Vizekönigs von Ägypten.“
„Aha! Das habe ich mir gedacht! Du wirst hier bei uns aber keine Geschäfte machen.“
„Das wird sich finden, obgleich ich weiß, daß wenigstens mit dir keine Geschäfte zu machen sind.“
„Also versuche es auch nicht! Übrigens wird der Vizekönig seinen Boten nicht wieder zu sehen bekommen. Deine Seele wird zwischen meinen Händen zerlaufen wie ein Stück Salz, wenn man es ins Wasser tut. Ihr beide aber kommt jetzt mit mir! Sie mögen über euch beraten. Wir gehen in mein Zelt!“
Aber das wurde nicht erlaubt. Falehd konnte zwar gehen; aber der Pascha und der Graf mußten bleiben, bis die Versammlung der Ältesten zum Beschluß über sie gekommen war. Dieser lautete, daß sie ihr Ehrenwort zu geben hätten, das Lager nicht ohne Wissen Steinbachs zu verlassen. Im übrigen aber waren sie frei. Über Zykyma sollte später entschieden werden.
Als Falehd sich mit seinen beiden Gästen im Zelt befand, machte ihm der Pascha wegen Zykyma Vorwürfe.
„Du hättest mein Recht verteidigen sollen, denn du bist doch mein Beschützer!“
„Ist sie denn wirklich dein Weib?“
„Nein, noch nicht.“
„Aber deine Sklavin?“
„Ja, ich habe sie gekauft und bezahlt.“
„Bei uns gibt es keine Sklaverei.“
„So soll ich sie mir wohl von diesen Menschen rauben lassen, wie sie mir bereits Tschita genommen haben?“
„Haben sie dir denn bereits eine entführt?“
„Ja, und zwar diejenige, an der ich mit dem ganzen Herzen hing.“
„Bei Allah, du dauerst mich!“
„So hilf mir!“
„Oh, du verstehst mich falsch. Du dauerst mich nicht etwa,
Weitere Kostenlose Bücher