50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste
weil dir eine Sklavin abhanden gekommen ist, sondern weil du überhaupt dein Herz an ein Weib gehängt hast.“
„Das hast du doch auch getan!“
„Ich? Was fällt dir ein!“
„Denke an die Königin!“
„Du meinst, ich sei verliebt in sie?“
„Ganz gewiß. Du willst doch morgen dein Leben wagen, um sie zu besitzen.“
„Mein Leben? Oh, das wage ich nicht. Diese drei Menschen werde ich mit drei Hieben niederschlagen. Seht her!“
Am Boden lag eine halbe Zeltstange. Falehd ergriff sie mit den Händen und brach sie mitten entzwei.
„Solche Kräfte habe ich. Niemand ist mir gewachsen. Also mein Leben wage ich nicht, und aus Liebe schon gar nicht. Ich will die Königin erringen, weil derjenige, der sie besitzt, der Scheik des Stammes sein wird. Wie ist es denn gekommen, daß man dir eine Sklavin hat nehmen können?“
Der Pascha erzählte es nach seiner Weise. Er ließ natürlich alles weg, was andere nicht zu wissen brauchten. Als er geendet hatte, sagte der Riese:
„Du wirst diese Tschita wieder erhalten.“
„Wie ist das möglich? Ich weiß nicht, wo sie ist.“
„Sie ist natürlich nicht weit von denjenigen, die sie dir genommen haben. Zwei von ihnen befinden sich jetzt bei uns. Der dritte ist jedenfalls mit dem Mädchen in Ägypten zurückgeblieben. Den einen erschlage ich morgen, und der andere wird euch dann sagen müssen, wo sie Tschita versteckt haben.“
„Könntest du es soweit bringen?“ fragte Ibrahim, ganz elektrisiert von dem Gedanken, daß er die zwei Geschwister Adlerhorst wieder in seine Gewalt bringen werde.
„Sehr leicht.“
„Er wird aber nichts ausplaudern!“
„Wir zwingen ihn.“
„Der euer Gast ist?“
„Das wird er doch nicht ewig sein. Er wird unser Lager verlassen, und wir folgen ihm nach. Nun aber sage mir im Vertrauen, ob du wirklich einen Anschlag auf das Leben des Bei von Tunis gemacht hast.“
„Davon spricht man nicht.“
„Auch zu mir, deinem Verbündeten, nicht?“
„Nein.“
„Gerade aus dieser Verschwiegenheit errate ich das Richtige. Hättest du nichts getan, so könntest du mit einem Nein auf meine Frage antworten. Aber die Erzählung von dem Mordanschlag in Stambul war wohl eine Lüge?“
„Eine sehr große Lüge“, antwortete der Graf.
„So wollte ich, es wäre Wahrheit, und die Absicht wäre gelungen. Dann könnte dieser Mensch sich nicht als ein Bote des Khedive bei uns befinden. Aber –“
Falehd sprach nicht weiter, doch er streckte seine Fäuste aus und betrachtete sie mit einem Blick, in dem sich die feste Überzeugung aussprach, daß er Sieger sein werde. Der Graf sah das und fragte:
„Wirst du dich nicht irren?“
„Darin, daß ich die drei überwinden werde?“
„Ja.“
„Da ist ja gar kein Irrtum möglich.“
„Der Fremde ist auch stark!“
„So nicht wie ich. Ich schlage ein zweijähriges Kamelfüllen mit einem Hieb zu Boden. Wer tut mir das nach? Keiner von euch.“
„Aber einer gegen drei! Du wirst ermatten.“
„Es kommt zu gar keinem Kampf. Ich gebe jedem einen Hieb auf den Kopf, und er ist tot.“
„Ich würde dir vorschlagen, den Fremden zuerst zu nehmen.“
„Warum?“
„Weil er der stärkere ist. Es ist klug, die schwerste Arbeit zuerst vorzunehmen.“
Falehd blickte Polikeff von der Seite an, lachte vor sich hin und fragte ihn dann:
„Ist dies wirklich dein Grund?“
„Ja.“
„Wie klug du bist! Wenn ich ihn töte, seid ihr euren Feind los. Das willst du zwar nicht aussprechen. Ich weiß es aber dennoch. Nun, ich will euch gern den Gefallen tun. Mir gilt es gleich, wer eher in die Hölle wandert, er oder die Söhne des Blitzes.“
Nachdem die Versammlung der Ältesten aufgelöst war, hatte Steinbach den bereits erwähnten Alten beiseite genommen und ihm unter dem Siegel der Verschwiegenheit mitgeteilt, daß er Geschenke von dem Vizekönig zu überbringen habe.
Diese Nachricht hatte bei dem Beduinen die größte Freude erregt. Er gestand:
„Ich gehöre zu denen, die den Vizekönig lieben. Meiner Gesinnung ist auch die Mehrzahl unserer Krieger.“
„Doch Falehd nicht?“
„Nein. Darum ist es mir für die Zukunft bange. Er als Scheik wird nicht auf guten Wegen wandeln.“
„Ich will dich beruhigen. Zweierlei habe ich dir zu sagen; ist dies geschehen, so wird deine Sorge verschwunden sein.“
„Du machst mich sehr neugierig. Ich kenne nichts, was imstande sein kann, die Sorgen zu zerstreuen, die gerade jetzt auf unserem Stamm liegen.“
„Nun, so höre erstens, daß
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