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50 - Schatten über Kregen

50 - Schatten über Kregen

Titel: 50 - Schatten über Kregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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Säulenwald. Es waren vermutlich keine Stalagmiten und Stalagtiten, die über einen Zeitraum von Tausenden von Perioden miteinander verschmolzen waren, doch um welche Sorte von kregischem Kristall es sich hier genau handelte, konnte ich auch nicht sagen. Die erste Markierung als Ausgangspunkt nehmend, wählte ich einen Weg, der so gerade wie möglich verlief, und schlug in regelmäßigen Abständen neue Markierungen in den Kristall.
    Mit Hilfe des Schwertes, das ich ein Stück von meinem Auge entfernt hielt, um nicht mit dem Knauf in Berührung zu kommen, konnte ich den Winkel zweier Wegzeichen berechnen, um eine möglichst gerade Richtung einzuhalten. Dann konnte ich die nächste Markierung einschlagen. Dies ist eine weitverbreitete und gewöhnlich wirksame Methode, um einen geraden Weg einzuhalten. Natürlich war es trotz meiner Zuversicht durchaus möglich, daß ich in diesem Labyrinth herumirrte, denn falls sich dieser Shint Ahrinye zum Eingreifen entschloß, konnte ich sonstwo enden.
    Zwischen den dicht beieinanderstehenden Säulen gab es kristallfreie Lichtungen, und hier wurde es ziemlich knifflig, die Richtung beizubehalten. Dann ging ich erst weiter, wenn ich zufrieden war – oder eben so zufrieden wie möglich. Einige Zeit verstrich, und wieder wurde ich mir der Leere in meinem Innern bewußt.
    Die spiegelnden Säulen im nächsten Abschnitt standen weiter auseinander. Mein Abbild tanzte verrückt von Oberfläche zu Oberfläche.
    Ein leises zischendes Geräusch hallte durch das Labyrinth. Der flüchtige Blick in einen vor mir befindlichen Spiegel zeigte eine bucklige Gestalt neben mir. Sie war sofort wieder verschwunden.
    Ich glaubte keinen Augenblick lang an eine Sinnestäuschung.
    Ich fuhr herum.
    »Bei der fauligen Leber und dem nachlassenden Augenlicht Makki-Grodnos!« sagte ich halblaut. Der Scompeto krabbelte auf seinen Schuppenbeinen auf mich zu, die Tentakel peitschten umher, und die vier schleimtriefenden Kiefer klappten auf und zu.
    Das verdammte Ding sah viel größer aus als in meiner Erinnerung aus der Zeit vor der Zimmerüberschwemmung. Nun verabscheue ich mutwilliges, sinnloses Töten von ganzem Herzen. Will einen jemand umbringen, dann muß man sich verteidigen. Es sei denn natürlich, das Gewissen verbietet es einem. In diesem Fall kommt man dann nur selten lebendig aus einer solchen Sache heraus.
    Also entschied ich mich, auf meinen Verstand zurückzugreifen und sehr klug zu sein.
    Ich setzte mich schnell in Bewegung, ohne jedoch dabei zu rennen, überquerte den freien Platz und verschwand zwischen zwei eng beieinanderstehenden Säulen. Ich kann es zwar nicht beschwören, doch ich bin überzeugt, daß mein Spiegelbild einen selbstzufriedenen, um nicht zu sagen selbstgefälligen Gesichtsausdruck zeigte.
    Und dann drehte sich der so schlaue Dray Prescot um, um sich am Unbehagen des Scompetos zu weiden.
    Ha!
    Das stämmige Ungeheuer schrumpfte, und das vor meinen Augen, wie man in Clishdrin sagt. Es verlor an Substanz. Im Handumdrehen hatte es eine Größe erreicht, mit der es mühelos zwischen allen Säulen des Labyrinths hindurchkam. »Bei den Höllenfeuern von Inshurfrazz!« stieß ich hervor. »Zum Teufel mit dem Ding!«
    Die Tentakel und die Kiefer waren zwar nun wesentlich kleiner als zuvor, doch noch immer groß genug, um häßliche Dinge mit meiner Haut anzustellen. Wenn ich mich zwischen den Säulen vorbeizwängen konnte, dann wäre der verfluchte Scompeto nicht viel größer als ich, oder?
    Also gut. Zögernd zog ich das Schwert. Ich hatte keinesfalls vor, Ahrinye und seinem Komplizen Razinye die Befriedigung zu geben, mich fortlaufen zu sehen. O nein, bei Vox!
    Stolz, dummer, selbstsüchtiger Stolz! So mancher hochtrabende Bursche würde schon von seinen kindischen Vorstellungen von Ehre zu Fall gebracht.
    Das schuppige Ungeheuer kroch über den Boden. Der Geifer, der aus den reißzahnbewehrten Kiefern tropfte, fing förmlich an zu triefen, als sich der Appetit auf dieses vor ihm stehende leckere Häppchen steigerte.
    Der Scompeto erreichte mich, und die Tentakel griffen nach mir. Sie würden mich zwischen die Kiefer stecken, die mich einen Augenblick später in vier handliche Portionen verwandelten.
    Die Klinge meines Drexers fing das Glitzerlicht ein, das diesen unheimlichen Ort erhellte, und flammte auf.
    Die Tentakel packten zu. Die Klinge beschrieb einen tödlichen Bogen.
    Im Moment des Zusammenpralls kam mir der Gedanke, daß es sich bei diesem unheiligen Ding um ein Phantom

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